Innovationsumfrage: Beständigkeit für gute Rahmenbedingungen

Die Schweiz – das Land der Innovationen. Das ist bekannt. Aber wussten Sie, dass die KOF als einzige Institution systematisch Daten zu den Innovationen der Schweizer Wirtschaft erhebt?

In Rankings zur Innovationsfähigkeit eines Landes ist die Schweiz immer weit vorne, wenn nicht sogar zuvorderst zu finden. Innovativ zu sein, wirkt sich positiv auf den Wohlstand eines Landes aus. Zudem sind die Unternehmen in der Schweiz in der Lage, immer neue oder bessere Produkte auf den Markt zu bringen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies passiert oftmals im Zusammenspiel mit den hiesigen Forschungseinrichtungen. Damit Unternehmen in Forschung und Entwicklung (F&E) investieren können, braucht es gute Rahmenbedingungen.

Aber woher weiss man, ob eine Politikmassnahme wirkt? Hier kommt die KOF ins Spiel. Sie erhebt systematisch im Rhythmus von zwei Jahren die Innovationsaktivitäten der Schweizer Unternehmen. Dieses Monitoring ermöglicht es, langfristige, strukturelle Veränderungen in der Innovationslandschaft abzubilden, aber auch wirtschaftliche Schocks, wie die Finanzkrise von 2009, oder internationale politische Ereignisse, wie der Ausschluss vom EU-Förderprogramm Horizon 2020. Es liefert zudem Fakten, um Politikmassnahmen einzuführen, ihre Wirkung zu messen und zu schauen, wo den Unternehmen der Schuh drückt. Das Monitoring zeigt zum Beispiel auf, warum sie beispielsweise weniger in F&E investieren.

Wieder mehr Unternehmen investieren in F&E

Genau diese Entwicklung konnte man seit der Jahrtausendwende beobachten. Der Anteil der in F&E aktiven Unternehmen in der Schweiz ging stetig zurück. Erst mit der jüngsten Umfrage, die den Zeitraum von 2018 bis 2020 untersucht hat, zeigt sich eine Umkehr. Es investieren wieder mehr Unternehmen in F&E. Und der Anstieg von 12.6% auf 16.3% ist im historischen Vergleich beträchtlich (Grafik 3).

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Gleichzeitig ist aber ein Anstieg des Umsatzanteils an F&E-Ausgaben über den gesamten Zeitraum sichtbar (Grafik 4). Das bedeutet, dass sich die F&E-Aktivitäten deutlich erhöht, jedoch auch auf weniger Firmen konzentriert haben.

Der internationale Vergleich zeichnet ein ähnliches Bild für Deutschland, aber ein anderes für die Niederlanden. Hat sich das auf die durchschnittliche Innovationsperformance der innovativen Schweizer Unternehmen ausgewirkt? Offensichtlich nicht: Der durchschnittliche Umsatzanteil innovativer Produkte am Gesamtumsatz ist im Zeitablauf ziemlich konstant geblieben (Grafik 4). Somit sind Innovationen «Made in Switzerland» nach wie vor kommerziell ziemlich erfolgreich und die Unternehmen international wettbewerbsfähig.

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Innovativ auch bei den Erhebungen

All diese Beobachtungen und Schlussfolgerungen sind nur möglich, weil die KOF das Innovationsverhalten der Unternehmen schon lange beobachtet. Genau genommen seit 1990. Damit ist die Schweiz nicht nur innovativ bei ihren Produkten und Dienstleistungen, sondern auch bei deren Erhebung. Noch vor der Europäischen Union führte die KOF im Herbst 1990 erstmalig eine Innovationsumfrage durch. Zunächst wurden die Unternehmen alle drei Jahre befragt, ab 2011 dann alle zwei Jahre.


Und auch die Umfrage an sich entwickelte sich immer weiter: Es wurden neue Branchen, neue Technologien hinzugefügt wie auch Fragen zu Kooperationen im F&E-Bereich oder zur Finanzierung. Ebenfalls konnten immer wieder einschneidende aktuelle Ereignisse mit neuen Frageblöcken untersucht werden. Im Jahre 2013 wurde nach den Konsequenzen der Weltfinanzkrise gefragt und in den Jahren 2020 und 2021 wurden die wirtschaftlichen Folgen der COVID-19 Krise erhoben. Startschuss für die Umfrage war ein vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziertes Projekt.

In der Folge wurde die Umfrage immer im Auftrag von Bundesinstitutionen durchgeführt. Zuerst für das Bundesamt für Konjunkturfragen, dann für das Bundesamt für Wirtschaft und Arbeit, später für das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). Zurzeit führt die KOF die Innovationsumfrage im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) durch. Aufgrund dieser Kooperationen bildet die Innovationsumfrage die Basis für die offizielle Statistik der Innovationsaktivitäten der Schweizer Privatwirtschaft. Da die Datenerhebung international harmonisiert, also identisch und angeglichen ist, liefert die KOF die Schweizer Daten an internationale Organisationen, wie beispielsweise EUROSTAT, die OECD und UN-Organisationen.

Die Vergangenheit verpflichtet

Die nächste Innovationsumfrage wird im Frühjahr 2023 durchgeführt. Auch dabei sind der zeitliche Vergleich und die internationale Vergleichbarkeit sehr wichtig. Somit hat die Kontinuität der Fragestellungen hohe Priorität. Dennoch gibt es Raum für zusätzliche Fragen zu aktuell relevanten Themen. Die Schwierigkeiten mit dem EU-Rahmenabkommen treffen auch die Schweizer Innovations- und Forschungslandschaft. Welche Konsequenzen der Horizon Europe Status der Schweiz hat, wird durch einen besonderen Frageblock erhoben.

In diesem Zusammenhang steht auch das Schweizer Innovationsfördersystem vor neuen Herausforderungen. Wir erfragen deshalb, welche Fördermöglichkeiten die Schweizer Unternehmen in Anspruch nehmen. Ausserdem steht die aktuelle Digitalisierung der Unternehmen ganz im Zeichen der künstlichen Intelligenz. Das beeinflusst deren Innovationsaktivitäten. Inwiefern die Schweizer Unternehmen das Potenzial nutzen und welcher Unternehmenstypus dabei im Mittelpunkt steht, sind ebenfalls Teil der nächsten Innovationsumfrage.

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