KOF Jugendarbeitsmarktindex: Grosse Rezession hat Arbeitsqualität für junge Leute stark beeinflusst

Die Grosse Rezession hat starke Spuren auf dem europäischen Jugendarbeitsmarkt hinterlassen. Und dies in verschiedenen Bereichen, wie der aktuelle KOF Jugendarbeitsmarktindex (KOF YLMI) für das Jahr 2014 zeigt. Im Gesamtindikator erreicht Dänemark den höchsten Wert, gefolgt von der Schweiz. Mit 5.70 Punkten erreichte die Schweiz einen etwas niedrigeren Indexwert als noch 2013. Der Durchschnitt aller EU28-Länder lag bei 4.78.

Nach dem Beginn der Grossen Rezession berichteten die Medien häufig über die hohen Jugendarbeitslosig­keitsquoten in ganz Europa. Allerdings hatte die Krise auch grosse Auswirkungen auf die Arbeitsqualität mit der sich Jugendliche auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert sehen. Der jüngste KOF Jugendarbeitsmarktindex (KOF Youth Labour Market Index [KOF YLMI]) zeigt, dass sich im Zeitraum von 2008 bis 2014 die Arbeitsqualität für Jugendliche in fast allen europäischen Ländern verschlechtert hat. Länder wie Irland, Italien, Griechenland, Spanien und Zypern erlebten deutliche Verschlechterungen. Einzige Ausnahmen sind Norwegen und die Schweiz, die diesbezüglich leichte Verbesserungen zeigen.

Der KOF YLMI beschreibt mittels eines multidimensionalen Ansatzes die Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt. Zwölf Indikatoren, unterteilt in vier Kategorien, bieten ein breiteres Bild als nur der Blick auf die Arbeitslosenquote von jungen Personen. Die dritte Veröffentlichung des KOF YLMI erweitert die Zeitspanne auf das Jahr 2014.

Besonders problematisch ist die Heterogenität, mit der die Krise die Arbeitsqualität in den europäischen Ländern getroffen hat. Mittels des multidimensionalen Ansatzes des KOF YLMI lassen sich alle länderspezifischen Trends entdecken. So erlebte beispielsweise der Indikator «unfreiwillig in Teilzeit Arbeitende» in Italien den stärksten Rückgang, während der Indikator «Teilzeitarbeit» in Spanien ein alarmierendes Niveau erreichte. Hin­sichtlich der «Atypischen Arbeitszeiten» war die Entwicklung in Irland negativ, während in Griechenland der Bereich «armutsgefährdende Beschäftigung» besorgniserregend ist. In Zypern zeigen die Ergebnisse ein ge­mischtes Muster für die Indikatoren.

Ergebnisse für die Schweiz

Der aktuelle KOF YLMI zeigt, dass die Schweiz ihre Position in den Top Ten halten konnte. Die Schweiz wurde 2014 von Dänemark überholt, das einen Indexwert von 5.74 – auf einer Skala von 1 bis 7 – erreichte. Der Indexstand für die Schweiz von 5.70 ist etwas niedriger als noch im Jahr 2013. Dennoch bestätigt die Schweiz die insgesamt sehr guten generellen Bedingungen: Immerhin ist der Indexwert der zweithöchste unter den Ländern mit einer genügend guten Datenabdeckung (d.h. mit Werten für mindestens neun Indika­toren). Zudem ist der Stand um fast einen Punkt über dem EU28-Durchschnitt von 4.78. Insbesondere die Indikatoren hinsichtlich der Kategorie «Beschäftigungsstatus» erreichten hohe Werte. Dagegen sind negative Entwicklungen für die Schweiz in der Kategorie «Leichtigkeit des Arbeitsmarkteintrittes», insbesondere bei den Indikatoren «Langzeitarbeitslosenquote» und «Teilzeitarbeit», zu beobachten. Dieser letzte Aspekt könnte auch im Anstieg der Zahl von Praktika begründet sein, welche junge Personen absolvieren, bevor sie einen langfristigen Vertrag unterschreiben können.

Anpassungen des KOF YLMI

In den letzten Jahren verschlechterten sich die Werte einiger Indikatoren des KOF YLMI deutlich – insbesondere im Bereic«Arbeitsqualität». Das beste Beispiel hierfür ist der Anteil Jugendlicher in unfreiwilliger Teilzeitarbeit, der seit 2008 massiv angestiegen ist. Ohne Veränderungen der Messmethode wäre eine Ver­gleichbarkeit zwischen Ländern mit sehr hohen Werten nicht länger möglich gewesen. Die strenge Evaluation von fünf Indikatoren führte somit zu einer Anpassung des Standardisierungsprozesses der Werte. Diese An­passungen sind symptomatisch für die negativen Auswirkungen die die Grosse Rezession auf die Arbeits­marktsituation von Jugendlichen hatte und im Falle einiger europäische Länder immer noch hat. In der dritten Veröffentlichung des KOF YLMI wurden zudem vergangene Werte in Übereinstimmung mit den Datenliefernden internationalen Organisationen vorgenommen. Für einige Indikatoren wurde die Länderab­deckung erweitert.

Webtool:

Die aktualisierten Indexwerte können über die Web Applikation (http://viz.kof.ethz.ch/public/yunemp) ab­gerufen werden. Dieses interaktive Tool ermöglicht Vergleiche von Zeitreihen der Lage auf dem Arbeitsmarkt ebenso wie Ländervergleiche. Der Zugriff auf die Diagramme und detaillierten Scoreboards ist kostenlos. Die User können ihre eigene individuelle Auswahl treffen und die so generierten Diagramme herunterladen. Zu­dem bietet das Tool die Möglichkeit einer Anpassung der Gewichtung an die eigenen Anforderungen.

Über den Index:

Der KOF Jugendarbeitsmarktindex (KOF Youth Labour Market Index [KOF YLMI]) ist ein Instrument zur Ana­lyse der komplexen Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt. Der Index bietet einen multidimensio­nalen Ansatz zur Vergleichbarkeit der Jugendarbeitsmarktsituation über Länder und Zeit hinweg. Neben oft­mals verwendeten Indikatoren wie der Jugendarbeitslosenquote berücksichtigt der KOF YLMI auch Faktoren wie die Arbeitsbedingungen, das Bildungssystem oder der Übergang von der Bildung in den Arbeitsmarkt Zwölf Indikatoren werden in die Kategorien «Beschäftigungsstatus», «Arbeitsqualität», «Bildungssystem» und «Leichtigkeit des Arbeitsmarkteintrittes» unterteilt und zu einem Gesamtindikatorwert, dem KOF YLM Index, aggregiert.

Die dritte Veröffentlichung des Index erweitert den Zeitraum auf das Jahr 2014. Die zugrunde liegenden Daten decken nun 178 Länder im Zeitraum 1991–2014 ab. Zudem wurden kleinere Anpassungen in der Be­rechnungsmethode vorgenommen. Insbesondere die sehr starken Rückgänge auf internationalem Niveau in einigen die Arbeitsqualität beschreibenden Indikatoren führten zu einer Modifikation des Standardisierungs­prozesses der Werte.

Detaillierte Ausführungen zu den Anpassungen sind in der KOF Studie Nr. 83 zu finden. Diese Studie enthält zudem eine vertiefte Analyse der jüngsten Entwicklung der Arbeitsqualität für Jugendliche in Europa.

 

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