Milder Winter dämpft Rezessionsängste

Das um Sportevents bereinigte Schweizer BIP wird gemäss KOF Konjunkturprognose 2023 real um 1.1% und 2024 um 1.7% steigen. Dank des milden Winters hat die Energiekrise die Konjunktur weniger stark belastet als befürchtet und Rezessionsängste gedämpft. Allerdings bremsen die weiterhin hohe Inflation und steigende Zinsen die konjunkturelle Dynamik. Zudem sorgen die Turbulenzen auf dem Bankenmarkt rund um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse weltweit für Unsicherheit.

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Der milde Winter hat auch die Energiekrise und ihre Auswirkungen auf die Konjunktur abgemildert.

KOF revidiert Konjunkturprognosen für die Schweiz leicht nach oben

Die Energiekrise fällt – auch dank des milden Winters – weniger drastisch aus als befürchtet. Die KOF hat ihre Konjunkturprognose für die Schweiz im Vergleich zur Prognose vom Winter deshalb leicht nach oben revidiert. Das reale Bruttoinlandprodukt in der Schweiz steigt gemäss der aktuellen Prognose im Jahr 2023 um 0.8% im Jahr 2024 um 2.1% (bereinigt um internationale Sportanlässe um 1.1% und um 1.7%).

Für das laufende Jahr erwartet die KOF eine konjunkturelle Erholung in ganz Europa. Allerdings wirken die noch nicht ausgestandene Energiekrise und die geldpolitische Straffung weiterhin dämpfend auf die Konjunkturentwicklung in einigen europäischen Ländern. Nach Einschätzung der KOF wird das mit Schweizer Exporten gewichtete Welt-BIP im laufenden Jahr um 1.4% steigen. Für das Jahr 2024 prognostiziert die KOF ein Wachstum von 2.1%.

Inflation bleibt 2023 hoch – steigende Zinsen in den USA, im Euroraum und in der Schweiz

Ein weiterer Bremsfaktor für die Konjunkturentwicklung ist die weiterhin hohe Inflation. Die KOF geht für die Schweiz von einer durchschnittlichen Jahresteuerung von 2.6% im aktuellen Jahr und 1.5% im nächsten Jahr aus. Mit dieser Entwicklung wird die Teuerung weiterhin nicht in dem Bereich liegen den die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit Preisstabilität gleichsetzt. Deswegen erwartet die KOF, dass die SNB den Leitzins im weiteren Jahresverlauf von jetzt 1% in mehreren Schritten auf 2% anheben wird und ihn dort bis zum Ende des Prognosezeitraums belassen wird. Auch in den USA und im Euroraum rechnet die KOF mit weiterhin hohen Inflationsraten und steigende Zinsen. Das Zinsplateau dürfte im Sommer erreicht werden.

Steigende Beschäftigung in der Schweiz erwartet

Im vergangenen Jahr entwickelte sich der Schweizer Arbeitsmarkt ausserordentlich gut. Für das laufende Jahr erwartet die KOF, dass die Beschäftigung weiter steigen wird. Die Vorlaufindikatoren für den Arbeitsmarkt, wie zum Beispiel der KOF Beschäftigungsindikator, befinden sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2024 erwartet die KOF ebenfalls ein Wachstum der Gesamtbeschäftigung, wenn auch etwas tiefer als die Jahre zuvor. Die Arbeitslosenquote gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) dürfte im Durchschnitt des laufenden Jahres weiter sinken und bei 1.9% zu liegen kommen, um dann im Jahr 2024 auf 2.2% leicht anzusteigen. Die für internationale Vergleiche geeignete ILO-Arbeitslosenquote wird auf einem höheren Niveau parallel verlaufen und im Jahresmittel 2023 voraussichtlich 4.1% und im kommenden Jahr 4.2% betragen.

Chemie und Pharma tragen das Verarbeitende Gewerbe

In den kommenden Quartalen dürfte das Verarbeitende Gewerbe durch den Teilbereich Chemie und Pharma wachsen, während die anderen Sektoren sich eher seitwärts bewegen werden. Das Gastgewerbe wird im ersten Halbjahr von der vermehrten Rückkehr der ausländischen Gäste aus den Fernmärkten profitieren. Für den realen privaten Konsum erwartet die KOF in diesem Jahr ein Wachstum, das dem Durchschnitt der vergangenen Jahre entspricht.

Sorgen um den Bankensektor – es gibt aber auch Aufwärtsrisiken

Der Konkurs der Silicon Valley Bank hat bei Anlegern für erhebliche Unsicherheit gesorgt, weltweit zahlreiche Bankaktien auf Talfahrt geschickt und zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS geführt. Sollte sich die Krise noch vertiefen und auf weitere Banken und Länder überschwappen, besteht ein beträchtliches Abwärtsrisiko. Weitere Abwärtsrisiken stellen eine erneute Verschärfung der Immobilienkrise in China sowie eine weitere Eskalation geopolitischer Spannungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine dar.

Demgegenüber sind auch Aufwärtsrisiken zu verzeichnen, da die Verringerung von Lieferkettenproblemen die Konjunktur stärker stützen könnte als erwartet. Ferner ist das Risiko, dass erneute Produktions- und Hafenschliessungen in China die internationalen Lieferketten beeinträchtigen, drastisch gesunken. Zudem besteht die Möglichkeit, dass sich die derzeitigen geopolitischen Konflikte beruhigen und von den Wirtschaftsakteuren nicht mehr berücksichtigt werden, was die Investitions- und Konsumneigung fördern würde.

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