Begrenzungsinitiative: Schweizer Ökonomen bewerten Personenfreizügigkeit als vorteilhaft

Die KOF hat forschende Ökonominnen und Ökonomen zur Personenfreizügigkeit (PFZ) befragt – dies vor dem Hintergrund der Begrenzungsinitiative. Eine klare Mehrheit der 209 antwortenden Ökonomen gibt an, dass die PFZ aus wirtschaftlicher Sicht vorteilhafter ist als eine eigenständige Regelung der Zuwanderung.

Auch wenn mehrheitlich keine negativen Folgen für die Löhne gesehen werden, gibt es deutliche Unterschiede nach Lohnklassen. Insgesamt geben 87% der Befragten an, dass sich die Bilateralen Verträge positiv auf den wirtschaftlichen Wohlstand in der Schweiz auswirken.  

Die Befürworter der Begrenzungsinitiative argumentieren unter anderem, dass die Zuwanderung im Zuge der Personenfreizügigkeit die Löhne der ansässigen Arbeitnehmenden unter Druck setzt. Gemäss den befragten Ökonominnen und Ökonomen, die eine Einschätzung abgaben, hängt der Einfluss allerdings von der Lohnklasse ab: Mehr als die Hälfte der Befragten vermutet, dass sich die Personenfreizügigkeit positiv auf hohe Löhne auswirkt. Bei der mittleren Lohnklasse rechnet ein Grossteil mit einem neutralen Effekt. Bei den niedrigen Löhnen gehen ähnlich viele Befragten von einem negativen als von einem neutralen oder positiven Effekt aus.

Die Schweizer Sozialversicherungswerke, beispielsweise die Arbeitslosenversicherung (ALV) sowie die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV), werden auf verschiedenen Ebenen von der Ein- und Auswanderung beeinflusst. Aus Sicht der teilnehmenden Volkswirtinnen und Volkswirte entlastet die Zuwanderung unter der Personenfreizügigkeit die Schweizer Sozialversicherungswerke unter dem Strich, und zwar kurz- als auch langfristig.

Mehrheit glaubt, dass Personenfreizügigkeit den Strukturwandel beschleunigt

Gemäss den Gegnern der Initiative erlaubt die Personenfreizügigkeit den Schweizer Unternehmen, vereinfacht ausländische Fachkräfte zu rekrutieren. Somit könnten Unternehmen flexibler auf den Strukturwandel reagieren, vom Wandel profitieren und diesen vorantreiben. Die Mehrheit der Teilnehmenden geht ebenfalls davon aus, dass die Personenfreizügigkeit den Strukturwandel in der Schweizer Wirtschaft beschleunigt.

Das Schweizer Stimmvolk wird am 27. September 2020 über die Initiative «Für eine massvolle Zuwanderung» (Begrenzungsinitiative) abstimmen. Die Initiative fordert eine eigenständige Regelung der Zuwanderung und damit die Ausserkraftsetzung des Personenfreizügigkeitsabkommens mit der EU. Die KOF hat in Zusammenarbeit mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) akademisch forschende Ökonominnen und Ökonomen zu der Initiative befragt. Für die Umfrage wurden 873 forschende Ökonominnen und Ökonomen angeschrieben. Es gingen 209 Antworten ein.

Zur KOF-NZZ Ökonomenumfrage

Die KOF sieht sich als Vermittlerin zwischen akademischer Forschung und der breiteren Öffentlichkeit. Sie möchte den Forschungsökonominnen und -ökonomen mithilfe dieser Umfrage Gehör verschaffen. Als solche versteht die KOF in der Schweiz ansässige Ökonominnen und Ökonomen, die im Bereich Volkswirtschaft forschend tätig sind, d.h. in einer wissenschaftlichen Zeitschrift publiziert haben.

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
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  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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