Inflationsraten weiterhin im Hoch

Die Teuerung in der Schweiz, im Euroraum und in den USA ist auf historischen Extremwerten. Der Preisauftrieb gewinnt an Breite.

Die Teuerung, gemessen am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), lag im September bei 3.3%, nachdem sie im August 3.5% betragen hatte. Sie erreichte in den letzten Monaten die höchsten Werte seit knapp dreissig Jahren. Die Vorjahresteuerung wird noch immer hauptsächlich von Öl und Gas getrieben, welche das Wohnen als auch den (Flug-)Verkehr erheblich verteuern. Im Vergleich zum September des vergangenen Jahres sind allein die Kosten für Heizöl um 68% und jene für Gas um 58% gestiegen. Aber auch insgesamt hat sich der Preisauftrieb verbreitert, ungewöhnlich stark war kürzlich z.B. der Anstieg bei den Preisen für öffentliche Dienstleistungen. Gemäss den KOF Konjunkturumfragen planen immer noch ungewöhnlich viele Firmen, die Preise in den nächsten Monaten zu erhöhen (Grafik G 1). Mit dieser Entwicklung folgt die Schweiz jener im Ausland, obwohl das Niveau der Preisanstiege immer noch deutlich tiefer liegt. Im Euroraum sind die Konsumentenpreise im September um historische 10% gestiegen (4.8% Kerninflation), wobei auch die USA im August eine Inflationsrate von über 8% (Kerninflation 6.3%) auswiesen. Die Grafik G 2 zeigt, dass die hiesigen Preissteigerungen im Konsumentenindex zu einem beacht-lichen Teil importiert sind. Trotz des grossen Inflationsunterschieds liegt die Teuerung der inländischen Waren nahe der Teuerung der importierten Güter, wenn man die Energieträger ausklammert. Dies liegt daran, dass die Aufwertung des Schweizer Frankens die Importteuerung dämpft.

Vergrösserte Ansicht: G 1: Erwartete Veränderung der Preise in den nächsten drei Monaten

Preisdruck verbleibt erhöht

Wegen der stark abflachenden Wirtschaftsdynamik geht die KOF von keinen weiteren Preissprüngen bei Erdölprodukten aus, was im nächsten Jahr aufgrund des Basiseffektes zu einem Rückgang der entsprechenden Inflationsraten führen wird. Dies wird dann teilweise durch den Anstieg bei den Elektrizitätspreisen ausgeglichen. Hier gilt ab dem kommenden Januar ein neuer Tarif für die Grundversorgung, wobei dieser von den meisten Versorgern aufgrund gestiegener Beschaffungskosten deutlich erhöht wird. Im Schnitt werden die Elektrizitätspreise für die Konsumenten um 27% steigen. Allerdings gibt es dabei eine grosse regionale Heterogenität. Insgesamt ist in den kommenden Monaten mit Inflationsraten im Bereich von 3–3.5% zu rechnen. Das anziehende Nominallohnwachstum wird zum Preisauftrieb beitragen, die Aufwertung des Frankens bremst hingegen die importierte Teuerung. Zudem sollten sich im Prognosezeitraum die Preise für Güter, welche von der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Lieferketten und Kapazitätsproblemen betroffen sind, weiter normalisieren. Mit dem Abflachen der Preisdynamik und dem Auslaufen von Basiseffekten bei den Energiepreisen tendiert die Inflation in der zweiten Jahreshälfte des nächsten Jahres dann wieder in den Bereich, den die SNB mit Preisstabilität gleichsetzt. Die Teuerung bleibt aber auch 2024 wegen strukturellen und Zeitrundeneffekten deutlich höher als im historischen Durchschnitt (siehe Tabelle T 1).

Vergrösserte Ansicht: G 2: Landesindex der Konsumentenpreise
Vergrösserte Ansicht: T 1: Konsumentenpreise 2010 – 2024

Risiko einer anhaltenden Inflation

Die Risiken der vorliegenden Preisprognosen sind hoch. Grund dafür ist einerseits die Unsicherheit in der Energieversorgung im Winterhalbjahr, wobei die KOF in ihrem Basisszenario nicht mit einer schweren Mangellage rechnet. Zudem stellt die COVID-19-Pandemie weiterhin ein Aufwärtsrisiko dar, da damit einhergehende Störungen der internationalen Lieferketten die Preisentwicklung der ausländischen Güter wieder nach oben treiben würde. Andererseits könnten aufgrund politischer Entwicklungen im Ausland wichtige Teuerungstreiber schneller wegfallen als prognostiziert. Die langfristigen Inflationserwartungen sind aktuell noch fest verankert mit einem Wert knapp über der Ein-Prozent-Marke. Dies ist die Grundvoraussetzung dafür, dass es nicht zu einer Lohn-Preis-Spirale kommt.
 

Kontakt

Dr. Alexander Rathke
Dozent am Departement Management, Technologie und Ökonomie
  • LEE G 303
  • +41 44 632 86 23

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

Ähnliche Themen

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert