Bauvorhaben beleben die Investitionspläne der Schweizer Unternehmen

Die Investitionserwartungen der Schweizer Unternehmen für dieses Jahr sind im Frühjahr positiver geworden im Vergleich zum Herbst vergangenen Jahres. Gemäss den Ergebnissen der halbjährlichen KOF Investitionsumfrage wollen die Unternehmen im Jahr 2022 ihre Anlageinvestitionen um nominal 7.5% erhöhen. Die zusätzlichen Mittel sollen vor allem in Bauprojekte fliessen. Gleichzeitig gewinnt der Umweltschutz als Investitionsmotiv weiter an Bedeutung.

Kurve und Geld

Die Schweizer Unternehmen haben ihre Investitionspläne für das laufende Jahr erhöht. Das zeigen die Ergebnisse der KOF Investitionsumfrage vom Frühling 2022. Demnach rechnen die Umfrageteilnehmenden für 2022 mit einem Anstieg der Anlageinvestitionen von nominal 7.5% (siehe Grafik G 11). In der vorigen Umfrage vom Herbst 2021 erwarteten die Unternehmen für 2022 noch ein Wachstum von nominal 3.4%. Im Vergleich zu früheren Umfragen sind die Investitionspläne der Unternehmen damit sehr zuversichtlich. In den letzten zehn Jahren lag das im Frühling für das laufende Jahr erwartete Investitionswachstum bei durchschnittlich 4.8%.

Die seit Herbst gestiegenen Investitionserwartungen sind dabei in erster Linie auf höhere Investitionserwartungen im Dienstleistungssektor zurückzuführen. Dort hat sich die erwartete Zunahme für 2022 von nominal 2.4% (Herbst 2021) auf nominal 7.7% (Frühling 2022) erhöht. Insbesondere Firmen aus dem Detailhandel (+23%) und Grosshandel (+10%) rechnen für 2022 im Vergleich zum Vorjahr mit einem kräftigen Investitionsschub. Im Gegensatz dazu haben sich die Beiträge aus den übrigen Sektoren seit der Umfrage im Herbst 2021 kaum verändert. Das Verarbeitende Gewerbe erwartet für das laufende Jahr ein Investitionswachstum von rund 8%, Firmen aus dem Baugewerbe wollen ihre Investitionen dagegen um rund 8% reduzieren.

Die geplanten Investitionsausgaben sollen vermehrt in Neu- und Umbauten von Betriebs- und Geschäftsgebäuden fliessen (siehe Grafik G 12). Der Anteil der Unternehmen, deren Bauinvestitionen im laufenden Jahr zunehmen sollen, ist von 31% im Herbst 2021 auf 51% im Frühling 2022 gestiegen. Umgekehrt beabsichtigen nur noch 14% der Teilnehmenden, ihre Bauinvestitionen in diesem Jahr zu senken (gegenüber 20% gemäss der vorangegangenen Umfrage im Herbst 2021). Entsprechend ist die Bedeutung der Bauinvestitionen per saldo auf 37 Punkte gestiegen. Auch die Anteile derjenigen Unternehmen, die dieses Jahr in Ausrüstungen und Maschinen sowie in Forschung und Entwicklung investieren wollen, sind per saldo gestiegen.

Umweltschutz gewinnt als Investitionsmotiv weiter an Bedeutung

Die Investitionen dienen bei mehr als 90% der Unternehmen dem Ersatz bestehender Anlagegüter. Gleichzeitig haben Investitionen für den Umweltschutz und die Erfüllung gewerberechtlicher Auflagen stark an Bedeutung gewonnen. Erstmals seit Messbeginn stellen sie das drittwichtigste Investitionsmotiv dar. Rund 60% der Dienstleistungsunternehmen geben an, dieses Jahr in den Umweltschutz investieren zu wollen. Im Verarbeitenden Gewerbe sind es 56% und im Baugewerbe 38% der befragten Unternehmen.

Darüber hinaus planen auch mehr Unternehmen als bisher Investitionen für die Erweiterung ihrer Produktion oder Leistungserbringung. 73% der Unternehmen geben an, im laufenden Jahr in Erweiterungen investieren zu wollen, was im Vergleich zu früheren Umfragen einem neuen Höchstwert entspricht. In der Umfrage im Herbst 2021 waren es noch 69%. Erweiterungsinvestitionen erhöhen den Kapitalstock und dadurch die Produktionskapazität, weshalb sie als Indikator für die Wachstumserwartungen der Unternehmen gedeutet werden können. Unternehmen investieren vor allem dann in die Erweiterung ihrer Anlagen, wenn sie eine steigende Nachfrage erwarten. Der gestiegene Anteil der Unternehmen, die Erweiterungsinvestitionen tätigen wollen, deutet entsprechend auf positive Nachfrageimpulse hin.

Investitionshemmende Unsicherheit nimmt leicht ab

Diese positiven Nachfrageimpulse widerspiegeln sich auch in der Sicherheit der Unternehmen, ihre Investitionspläne im laufenden Jahr zu realisieren, die per saldo im Vergleich zu ihren Einschätzungen im Herbst 2021 leicht zugenommen hat (siehe Grafik G 13). Im Frühling 2022 bewerteten rund 93% der Unternehmen ihre Investitionspläne für 2022 als sicher oder sehr sicher (gegenüber 91% im Herbst 2021 für das Folgejahr). Umgekehrt ist der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionspläne für 2022 als unsicher oder sehr unsicher betrachten, von 9% im Herbst 2021 auf 7% im Frühling 2022 gesunken. Damit hat sich die investitionshemmende Unsicherheit insgesamt leicht reduziert. Das ist insofern bemerkenswert, als dass die aktuelle geopolitische Lage mit der russischen Invasion der Ukraine Anlass zu erhöhter Unsicherheit gegeben hätte.

Die konjunkturelle Entwicklung wird durch die Investitionstätigkeit der Unternehmen stark beeinflusst. Aus diesem Grund führt die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich jeweils im Frühling und im Herbst eine Umfrage bei inländischen Unternehmen durch. Die halbjährliche Umfrage im Frühling 2022 wurde vom 1. März bis zum 16. Mai 2022 durchgeführt. Im Rahmen dieser Umfrage wurden 6081 Firmen angeschrieben und 2444 haben geantwortet, was einer Rücklaufquote von 40% entspricht.

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