Licht am Ende des Tunnels: Firmen investieren in die Erweiterung ihrer Kapazitäten

Die Corona-Krise liess die Investitionstätigkeit im ersten Pandemiejahr weniger stark einbrechen als ursprünglich von den Unternehmen befürchtet. Das zeigen die Resultate der halbjährlichen Investitionsumfrage vom Frühling 2021. Im laufenden Jahr sollen die Investitionen nun um nominal 7% wachsen. Der gestiegene Anteil der Unternehmen, die dabei Erweiterungsinvestitionen tätigen wollen, deutet insbesondere in der Industrie und bei den Dienstleistern auf positive Nachfrage­impulse hin.

In der Corona-Krise hat die Investitionstätigkeit der Schweizer Unternehmen stark gelitten. Laut den Ergebnissen der halbjährlichen Investitionsumfrage vom Frühling 2021 wurden die Anlageinvestitionen 2020 nominal um 6% reduziert. Damit sind die Investitionen im ersten Pandemiejahr jedoch weniger stark eingebrochen, als die Unternehmen ursprünglich befürchtet hatten. In der letzten Umfrage im Herbst 2020 rechneten sie noch mit einem Rückgang von nominal über 9%.

Unternehmen rechnen mit Investitionswachstum von nominal 7%

Die Erwartungen für das Investitionswachstum im laufenden Jahr bleiben dagegen unverändert. Für 2021 rechnen die Unternehmen mit einem Wachstum von nominal 7%. Dieses Wachstum verteilt sich fast gleichmässig auf die Industrie (+5%), das Baugewerbe (+6%) und den Dienstleistungssektor (+7%). Innerhalb der Sektoren offenbaren sich aber grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Die Gross- und Detailhändler rechnen mit einem kräftigen Investitionsschub (+12% und +21%). Im Gastgewerbe hingegen, das besonders stark von der Krise betroffen ist, bleiben die Investitionen auch im zweiten Pandemiejahr aus: Nachdem die Hotels und Restaurants ihre Investitionstätigkeit bereits 2020 um 19% zurückgefahren haben, rechnen sie für das laufende Jahr mit einem weiteren Rückgang um 30%.

Das Investitionswachstum wird von Investitionen in Ausrüstungen und Maschinen getragen. 27% der Teilnehmenden wollen dieses Jahr ihre Ausrüstungsinvestitionen erhöhen (gegenüber 24% in der vorangegangenen Umfrage im Herbst 2020). Seit der letzten Umfrage am stärksten zugenommen hat die Absicht, in Bauten zu investieren. 19% der Unternehmen wollen im laufenden Jahr ihre Bauinvestitionen erhöhen (gegenüber 15% im Herbst 2020). Dies trifft insbesondere auf den Dienstleistungssektor zu, in dem bei der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+42%) sowie im Gross- und Detailhandel (+25% und +29%) die grössten Bauprojekte anstehen. Der Umfang dieser Projekte deutet darauf hin, dass sich in der Pandemie einige Investitionspläne angestaut haben, die nun realisiert werden sollen.

Realisierungssicherheit hat zugenommen

Insgesamt erachten die Unternehmen die Realisierung ihrer Investitionspläne im laufenden Jahr wieder als sicherer. G 5 zeigt, dass die Realisierungssicherheit per saldo in allen Sektoren deutlich zugenommen hat, vor allem in der Industrie. Im Frühling 2021 bewerteten fast drei Viertel der Unternehmen ihre Investitionspläne für 2021 als sicher oder sehr sicher (gegenüber 69% im Herbst 2020). Umgekehrt ist der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionspläne für 2021 als unsicher oder sehr unsicher betrachten, von 26% im Herbst 2020 auf 20% im Frühling 2021 gesunken. Damit hat sich die investitionshemmende Unsicherheit insgesamt deutlich reduziert.

G 5

Erweiterungsinvestitionen gewinnen stark an Bedeutung

Unverändert dienen die Investitionen bei den meisten Unternehmen dem Ersatz. In allen Bereichen gewinnt der Umweltschutz an Bedeutung. Gleichzeitig haben Investitionen für die Erweiterung der Produktion und Leistungserbringung deutlich an relativer Bedeutung gewonnen (siehe G 6).

G 6

25% der befragten Unternehmen geben an, dieses Jahr ihre betriebliche Kapazität erweitern zu wollen. Im Herbst 2020 war dies nur bei 20% der Unternehmen der Fall. Insbesondere das Verarbeiteten Gewerbe und die Dienstleister wollen in Erweiterungen investieren. Im Baugewerbe hat die Bedeutung des Motivs dagegen abgenommen. Erweiterungsinvestitionen erhöhen den Kapitalstock und dadurch die Produktionskapazität, weshalb sie als Indikator für die Wachstumserwartungen der Unternehmen gedeutet werden können. Unternehmen investieren vor allem dann in die Erweiterung ihrer Anlagen, wenn sie eine steigende Nachfrage erwarten. Der gestiegene Anteil Unternehmen, die Erweiterungsinvestitionen tätigen wollen, deutet entsprechend auf positive Nachfrageimpulse in der Industrie und dem Dienstleistungssektor hin.

Die Investitionsumfrage

Die konjunkturelle Entwicklung wird durch die Investitionstätigkeit der Unternehmen stark beeinflusst. Aus diesem Grund führt die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF ETH) jeweils im Frühling und im Herbst eine Umfrage bei inländischen Unternehmen durch. Die halbjährliche Umfrage im Frühling 2021 wurde vom 22. Februar bis 15. Mai 2021 durchgeführt. Im Rahmen dieser Umfrage wurden 6306 Firmen angeschrieben und 3041 haben geantwortet, was einer Rücklaufquote von 48% entspricht.

Kontakt

Pascal Seiler
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KOF FB Konjunkturumfragen
Leonhardstrasse 21
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