KOF Geschäftslageindikator: Geschäftslage nahezu unverändert – Vorproduktemangel verschärft sich

Die Geschäftslage der Schweizer Unternehmen ist im Juni ähnlich günstig wie im Vormonat (siehe G 15). Nach zuletzt fünf teils recht deutlichen Anstiegen des KOF Geschäftslageindikators nimmt der Auftrieb im Juni daher ab. Der zuletzt stürmische Aufholprozess der Wirtschaft beruhigt sich.

Geschäftslageindikator

Während sich die Geschäftslage im Vormonat über alle Wirtschaftsbereiche hinweg verbessert hatte, ist die Entwicklung im Juni uneinheitlich (siehe T 1). Im Verarbeitenden Gewerbe setzt sich die Aufwärtsbewegung fort, wenn auch verlangsamt. Bei den mit der Bautätigkeit verbundenen Bereichen Baugewerbe und Projektierung ist die Geschäftslage wenig verändert, im Baugewerbe sinkt der Lageindikator leicht. Die Bauunternehmen wollen nun vermehrt Preiserhöhungen an die Kunden weitergeben. Nach unten tendiert auch der Geschäftslageindikator im Detailhandel und bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern, allerdings stieg er in diesen Bereichen im Vormonat jeweils deutlich. Insgesamt sind die Veränderungen der Geschäftslageindikatoren in den Wirtschaftsbereichen – ob positiv oder negativ – im Vergleich zu den Veränderungen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres tendenziell gering. Dies und die heterogene Entwicklung in den Wirtschaftsbereichen spricht für eine gewisse Beruhigung des Aufschwungs.

Tabelle Geschäftslage

Im Baugewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe klagen die Unternehmen weiterhin verbreitet über einen Mangel an Vorprodukten. Das Problem hat sich im Vergleich zum Vormonat nochmals verschärft: Der Anteil der Bauunternehmen, die über einen Mangel klagen, ist von 50% im Mai auf 58% im Juni gestiegen. Im Verarbeitenden Gewerbe nimmt der Anteil von 51% auf nun 54% zu.

Regional betrachtet, zeigt sich ebenfalls kein einheitliches Bild. Die Geschäftslage verbessert sich im Tessin deutlich und in der Zentralschweiz leicht. In der Genferseeregion, der Region Zürich und der Nordwestschweiz sinkt der Geschäftslageindikator etwas. Nur wenig verändert ist die Geschäftslage im Espace Mittelland und in der Ostschweiz (siehe G 16).

Grossregionen

Die KOF Geschäftslage verdeutlicht die augenblickliche konjunkturelle Situation der Unternehmen. Das KOF Konjunkturbarometer ist dagegen ein Indikator für die Konjunkturperspektiven. Die Konjunkturuhr zeigt, dass die Konjunktur im Jahr 2020 von der Pandemie im April jäh abgebremst wurde. Nach einem eher schwachen Start in das Jahr 2021 ist die Schweizer Konjunktur im Aufwind, wenn auch diesen Monat die Tendenz nicht mehr ganz so stark nach oben gerichtet ist als zuvor.

Konjunkturuhr

Erläuterung der Grafiken

G 15 zeigt die KOF Geschäftslage über alle in die Befragung einbezogenen Wirtschaftsbereiche. Für Wirtschaftsbereiche, die nur vierteljährlich befragt werden, wird die Geschäftslage in den Zwischenmonaten konstant gehalten.

G 16 stellt die Geschäftslage in den Grossregionen gemäss Bundesamt für Statistik dar. Die Regionen sind je nach Geschäftslage unterschiedlich eingefärbt. Die Pfeile innerhalb der Regionen deuten die Veränderung der Lage im Vergleich zum Vormonat an. Ein aufwärts gerichteter Pfeil bedeutet etwa, dass sich die Lage im Vergleich zum Vormonat verbessert hat.

In der KOF Konjunkturuhr (G 17) wird der Geschäftslageindikator gegen das KOF Konjunkturbarometer abgetragen. Der Lageindikator spiegelt die derzeitige konjunkturelle Situation wider, während das Barometer ein Frühindikator für die Veränderung der Aktivität ist. Die Uhr lässt sich in Quadranten einteilen: Während der Erholungsphase ist die Geschäftslage unterdurchschnittlich, aber die Wachstumsperspektiven sind überdurchschnittlich. Im Konjunkturhoch sind die Lage und die Perspektiven überdurchschnittlich. Während der Abkühlungsphase ist die Lage über dem Durchschnitt und die Perspektiven darunter. Im Konjunkturtief sind Lage und Perspektiven unterdurchschnittlich. Idealtypisch durchläuft der Graph die Quadranten im Uhrzeigersinn.

Die KOF Geschäftslage basiert auf mehr als 4500 Meldungen von Betrieben in der Schweiz. Monatlich werden Unternehmen in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Detailhandel, Baugewerbe, Projektierung sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen befragt. Unternehmen im Gastgewerbe, im Grosshandel und in den übrigen Dienstleistungen werden vierteljährlich, jeweils im ersten Monat eines Quartals, befragt. Die Unternehmen werden unter anderem gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen. Sie können ihre Lage mit «gut», «befriedigend» oder «schlecht» kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten «gut» und «schlecht».

Mehr Informationen zu den KOF Konjunkturumfragen finden Sie auf unserer Website.

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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