Corona-Krise: In immer mehr Branchen fehlt es an Waren und Vorprodukten

Während der Nachfragerückgang immer weniger Unternehmen einschränkt, stellt die Verfügbarkeit von Waren, Vorprodukten und Betriebsmitteln inzwischen eine der wichtigsten Restriktionen dar. Im Grosshandel ist z.B. ungefähr die Hälfte der Betriebe davon betroffen.

Corona-Sonderfragen

Die Pandemie und die damit einhergehenden freiwilligen oder staatlich verordneten Einschränkungen haben spürbare Konsequenzen für die Schweizer Unternehmen. Um diese Konsequenzen einschätzen zu können, hat die KOF die regulär durchgeführten Konjunkturumfragen vom April zum elften Mal mit Sonderfragen zur Corona-Krise ergänzt. Ungefähr 3000 Unternehmen aus den sechs Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Bau, Detailhandel, Projektierung, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie übrige Dienstleistungen nehmen monatlich an der Umfrage teil. Quartalsweise gehen zudem ungefähr 800 Antworten von Unternehmen der Bereiche Gastgewerbe und Grosshandel ein. Im Detailhandel wird nur eine kleine Stichprobe von Unternehmen durch die KOF befragt. Die Ergebnisse sind daher für den Gesamtsektor eingeschränkt aussagekräftig.

Gastronomiebetriebe erwarten schwächeren Umsatz im Jahr 2021 als 2020

Grafik G 15 zeigt nach Wirtschaftsbereich den erwarteten Abschlag der Pandemie auf den Gesamtumsatz für das Jahr 2020 wie im Januar 2021 angegeben und für das Jahr 2021 wie im April 2021 von den Unternehmen erwartet wurde. Die Antworten der Firmen wurden nach Unternehmensgrösse gewichtet. Gemäss der Umfrage vom April 2021 wird in allen Wirtschaftsbereichen ein negativer Einfluss der Pandemie auf den Jahresumsatz 2021 befürchtet. Im Gastgewerbe dürfte der Umsatz in beiden Jahren aufgrund der Pandemie um fast ein Drittel einbrechen. Interessant ist die Unterscheidung zwischen Beherbergungs- und Gastronomieunternehmen: Während die Beherbergungsunternehmen für das Jahr 2021 einen weniger starken Abschlag als für das Jahr 2020 erwarten (2020: –39%, 2021: –19%), sehen die Gastronomiebetriebe das aktuelle Jahr als schlechter an (2020: –30%, 2021: –40%). Ebenfalls stark negativ beeinflusst ist die Branche der übrigen Dienstleister (–8%), wobei die Unternehmen tätig in den beiden Bereichen Verkehr und Lagerei sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung mit dem stärksten Rückgang konfrontiert sein dürften. Für das Verarbeitende Gewerbe dürfte das aktuelle Jahr deutlich weniger schlecht laufen als das Vorjahr. Der Abschlag für das Jahr 2020 betrug 8% und dürfte gemäss den aktuellen Erwartungen in diesem Jahr bei 2% liegen.

Corona-Sonderfragen

Die monatlich befragten Wirtschaftsbereiche gaben bereits im Februar und im März ihre Umsatzerwartungen für das aktuelle Jahr an. In allen Bereichen wurden die Erwartungen im Vergleich zum Februar nach oben korrigiert. Innerhalb der Baubranche wurde von –6% auf –4% revidiert und im Verarbeitenden Gewerbe von –4% auf –2%.

Die quantitativen Umsatzerwartungen von der Umfrage im April 2021 wurden zudem mit Regressionen ausgewertet, wobei für Firmengrösse, Region und Wirtschaftsbereich kontrolliert wurde. Die Resultate zeigen, dass die sehr kleinen Unternehmen mit weniger als neun Mitarbeitenden im Vergleich zu den grossen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden ein um 5 Prozentpunkte tieferes Umsatzminus erwarten. Der Unterschied zwischen den kleinen Unternehmen mit zwischen zehn und 50 Mitarbeitenden und den grossen Unternehmen beträgt 3 Prozentpunkte. Nach Grossregion unterschieden, rechnen die Firmen im Tessin und in der Genferseeregion mit einem grösseren Umsatzeinbruch.

Abnehmende Existenzbedrohung

In einer weiteren Sonderfrage geben die Umfrageteilnehmenden an, wie sehr die Existenz ihres Unternehmens durch die Pandemie gefährdet ist. Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg betrug der Anteil der Unternehmen, die stark oder sehr stark in ihrer Existenz bedroht sind, im April 11% und somit 3 Prozentpunkte weniger als im Januar 2021. Am angespanntesten ist die Lage im Gastgewerbe: 47% der Betriebe sehen ihre Existenz als stark oder sehr stark bedroht an. Die Auswertungen der Daten mittels logistischen Regressionen zeigen, dass Unternehmen, die mit ihrer Verschuldungs- oder Liquiditätssituation zu kämpfen haben, eher um ihr Fortbestehen fürchten.

Warenverfügbarkeit stellt zunehmend ein Problem dar

Die Unternehmen wurden zudem gefragt, von welchen Faktoren im Rahmen der Pandemie die grösste Beeinträchtigung ausgeht. 18% der Firmen gaben an, dass sie nicht beeinträchtigt sind. Die grösste Restriktion stellt der Rückgang der Nachfrage dar. Allerdings sank der Anteil, wie oft diese Antwort genannt wurde, stetig von 67% im Mai 2020 auf 48% im April 2021. Über alle Betriebe hinweg stellt die Verfügbarkeit von Waren, Vorprodukten und Betriebsmitteln gegenwärtig die zweitgrösste Beeinträchtigung dar, der Anteil ist im Vergleich zum Januar 2021 um 10 Prozentpunkte auf 24% gesprungen. Grafik G 16 zeigt für jeden Wirtschaftsbereich und die Monat Januar bis April 2021 den Anteil der Unternehmen, die angaben, dass sie durch die Warenverfügbarkeit eingeschränkt sind. Die Restriktion wurde insbesondere in den Wirtschaftsbereichen Grosshandel (51%), Detailhandel (43%) und Verarbeitendes Gewerbe (38%) genannt. Auch die Bauunternehmen schränkt die Warenverfügbarkeit zunehmend ein, der Anteil der Unternehmen hat sich im Vergleich zum Vormonat sogar mehr als verdoppelt und beträgt gemäss den neusten Daten 36%.  

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38% der Unternehmen machen von den Unterstützungsmassnahmen Gebrauch

Grafik G 17 zeigt nach Wirtschaftsbereich den Anteil der Unternehmen, welche im April 2021 von einer bestimmten Unterstützungsmassnahme Gebrauch machten. Von den befragten Unternehmen beanspruchen momentan 62% keine Unterstützungsmassnahme. Rund jedes vierte Unternehmen erhält Kurzarbeitsentschädigung, wobei 20% nur für einen Teil der Belegschaft Kurzarbeit beansprucht (bis 85% der Arbeitsstunden) und 5% für fast die komplette Belegschaft (über 85% der Arbeitsstunden). Neben dem Gastgewerbe (88%) und dem Detailhandel (35%) wird auch in den Bereichen Grosshandel (34%) und Verarbeitendes Gewerbe (30%) Kurzarbeit von vielen Unternehmen eingesetzt. Kredite mit staatlichen Garantien haben 20% der Umfrageteilnehmende bezogen, insbesondere jene aus den Bereichen Gastgewerbe (47%), Verarbeitendes Gewerbe (23%) und Bau (22%). Von den Härtefall- und Erwerbsausfallentschädigungen machen ebenfalls hauptsächlich die Betriebe des Gastgewerbes Gebrauch (56% bzw. 49%).

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Die KOF Konjunkturumfragen

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom April 2021 sind die Antworten von mehr als 4’500 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 65%. Seit Beginn der COVID-​Pandemie werden die regulär durchgeführten Konjunkturumfragen mit Sonderfragen zur Corona-​Krise ergänzt.

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