Rund 60% der Schweizer Firmen leiden unter einer tieferen Nachfrage

In den Konjunkturumfragen vom Oktober gaben etwa 10% der befragten Firmen an, dass sie ihre Existenz als gefährdet betrachten. Im Gastgewerbe ist es sogar jeder dritte Betrieb – hier wird die Pandemie auch den grössten Einfluss auf den Jahresumsatz haben. Allgemein fürchten sich kleinere Firmen eher vor dem Konkurs als grössere und auch regional gibt es Unterschiede.

Covid

Seit Mai 2020 werden die regulär durchgeführten Konjunkturumfragen der KOF mit Sonderfragen zur aktuellen Corona-Krise ergänzt. Ungefähr 3000 Unternehmen aus den sechs Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Bau, Detailhandel1, Projektierung, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie übrige Dienstleistungen beantworten jeden Monat diese Sonderfragen. Quartalsweise werden zudem Unternehmen in den Bereichen Gastgewerbe und Grosshandel befragt.

Unternehmen sahen im Mai noch schwärzer

In einer der wiederkehrenden Fragen werden die Umfrageteilnehmenden nach den Auswirkungen der Pandemie auf den Jahresumsatz 2020 gefragt. Durch das wiederholte Fragen wird nicht nur sichtbar, wie sich die erwarteten Umsatzrückgänge zwischen den verschiedenen Wirtschaftsbereichen unterscheiden, sondern auch, ob es im Zeitablauf Revisionen dieser Erwartungen gibt.

Die Grafik G 7 zeigt die erwartete Auswirkung der Pandemie auf den Gesamtumsatz im Jahr 2020 nach Umfragemonat und Wirtschaftsbereich, wobei die Antworten der Firmen nach Unternehmensgrösse gewichtet werden. In allen Wirtschaftsbereichen, für die monatliche Antworten verfügbar sind, waren die Unternehmen im Oktober im Vergleich zum Mai 2020 zuversichtlicher. Eine Ausnahme sind die Finanz- und Versicherungsdienstleister, die im Oktober von einem leicht negativeren Einfluss auf den Umsatz ausgingen – allerdings erwarteten die Finanzinstitute von Beginn der Pandemie an vergleichsweise geringe Auswirkungen. Am grössten ist der Unterschied zwischen den Mai- und den September-Antworten bei den Detailhändlern: Die Erwartungen haben sich von -11% auf -1% verbessert. Auf Jahressicht werden hier also kaum noch Einbussen erwartet.

Insgesamt ist das Gastgewerbe, für welches nur quartalsweise Daten verfügbar sind, mit Abstand am stärksten negativ betroffen. Im Oktober erwarteten die Unternehmen einen Umsatzrückgang von etwa 30%, im Juli lagen die Erwartungen noch bei -37%. Auch die übrigen Dienstleister und das Verarbeitende Gewerbe sind mit Umsatzeinbussen in der Höhe von 13% bzw. 10% relativ stark betroffen (Stand Oktober 2020). Obwohl die Unternehmen im Mai noch schwärzer sahen, dürften in vielen Wirtschaftsbereichen die Spuren der Pandemie tief bleiben.  

Einfluss Pandemie Jahresumsatz

Wie stark der Umsatz eines Unternehmens von der aktuellen Krise negativ tangiert wird, hängt auch von der Grösse des Betriebs ab: Nachdem für Firmencharakteristiken wie Region und Wirtschaftsbereich kontrolliert wurde, erwarten die mittelgrossen Unternehmen einen 1.9 Prozentpunkte tieferen Umsatzeinbruch als die grossen Unternehmen, die kleinen einen 3 Prozentpunkte und die sehr kleinen einen 4.3 Prozentpunkte tieferen Einbruch.

In den Antworten vom Oktober ist ein negativer Einfluss der zweiten Infektionswelle noch kaum ersichtlich. Ein Grossteil der Antworten ging allerdings in der ersten Monatshälfte ein, also bevor die Eindämmungsmassnahmen am 18. und 28. Oktober verschärft wurden. Falls die steigenden Infektionszahlen und stringenteren Massnahmen einen Einfluss haben, der nicht den Erwartungen der Vormonate entspricht, dürfte sich dies im nächsten Monat zeigen.

Kleine Unternehmen eher in ihrer Existenz bedroht

In einer weiteren Sonderfrage geben die Firmen an, wie sehr die Pandemie sie in ihrer Existenz gefährdet. Auch der Anteil der Unternehmen, die ihre Existenz als stark oder sehr stark gefährdet betrachten, ist im Gesamtdurchschnitt von 11% im Mai auf 7% im August gesunken2. Im September und Oktober hat die Existenzgefährdung jedoch wieder leicht zugenommen (siehe Grafik G 8). Mit Abstand am meisten gefährdet sind die Unternehmen im Gastgewerbe, danach folgen die Detailhändler und die übrigen Dienstleister. Gemäss Resultaten mit logistischen Regressionen sind kleinere Unternehmen eher in ihrer Existenz bedroht. Ausserdem ist das Fortbestehen bei den Firmen, die im Tessin oder in der Genferseeregion ansässig sind, weniger sicher.  

Existenzgefährdung

Rückgang der Nachfrage bei etwa 60% der Firmen

Die Unternehmen wurden zudem gefragt, von welchen Faktoren durch die COVID-19-Pandemie die grösste Beeinträchtigung ausgeht. Der Anteil der Firmen, die nicht beeinträchtigt sind, ist von 10% im Mai auf 18% im Oktober gestiegen.3 Nach wie vor stellt der Rückgang der Nachfrage für die Unternehmen die grösste Restriktion dar; 61% der Umfrageteilnehmenden haben im Oktober diese Restriktion genannt. Zweitwichtigste Einschränkung ist mit 21% die Zahlungsunfähigkeit oder der Zahlungsaufschub der Kunden. Im Vergleich zum Mai meldeten im Oktober etwas mehr Unternehmen, dass die eigenen Margen zu gering oder negativ sind.

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1) Im Detailhandel wird nur eine kleine Stichprobe von Unternehmen durch die KOF befragt. Die Ergebnisse sind daher für den Gesamtsektor eingeschränkt aussagekräftig.

2) Da der Grosshandel und das Gastgewerbe nur quartalsweise befragt werden, enthalten die Monatswerte diese beiden Wirtschaftsbereiche nicht, um so Monatsvergleiche zu ermöglichen.

3) Monatswerte ohne Grosshandel und Gastgewerbe.

Die detaillierten Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen (inklusive Tabellen und Grafiken) finden Sie auf unserer Webseite.

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom Oktober 2020 sind die Antworten von mehr als 4’500 privatwirtschaftlichen Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 59%.

Ansprechpartner

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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