KOF Konjunkturumfragen vom Oktober 2020: Geschäftslage entspannt sich – Einfluss der neuen Massnahmen ungewiss

Die Geschäftslage der Unternehmen hat sich zuletzt spürbar verbessert. Während die Lage im Detailhandel so positiv ist wie zuletzt 2014, hat sie in vielen anderen Bereichen das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht. Gefragt nach der weiteren Entwicklung, sind die Unternehmen einiger Wirtschaftsbereiche im Verlauf des Oktobers aber zurückhaltender geworden.

Bauarbeiter

Alle befragten Wirtschaftsbereiche machen zu Herbstbeginn einen Schritt aus der Krise hinaus (siehe Tabelle T 1). Der Lageindikator für den Detailhandel übertraf bereits im Sommer das Vorkrisenniveau. Es ist der einzige Wirtschaftsbereich, bei dem die Lage nun günstiger ist als zu Jahresbeginn und auch als im Oktober des Vorjahres. Fast an das Vorkrisenniveau heran reicht der Lageindikator für die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. In den weiteren befragten Wirtschaftsbereichen – Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Projektierung, Grosshandel und übrige Dienstleistungen – hellt sich die Lage im Oktober ebenfalls auf, sie ist aber noch deutlich ungünstiger als zu Jahresbeginn oder im Oktober vergangenen Jahres. Zudem löst sich das Gastgewerbe weiter von seinem Tief. Der Abstand zur Geschäftslage im Vorjahr ist hier aber nach wie vor besonders gross.

Geschäftslage Schweiz

Im Verlauf des Oktobers hat sich die Pandemie auch in der Schweiz verstärkt zurückgemeldet. Dies veranlasste den Bundesrat zu neuerlichen Verschärfungen der Schutzmassnahmen. Es stellt sich die Frage, ob die befragten Unternehmen im Verlauf des Monats pessimistischer geworden sind bezüglich der Geschäftslageentwicklung. Eine leichte solche Tendenz zeigt sich jedoch nur im Baugewerbe. Allerdings: Nach der weiteren Verschärfung der Schutzmassnahmen am 28. Oktober gingen nur noch vereinzelte Antworten auf die Umfragen ein. Die allerjüngsten Entwicklungen spiegeln sich deshalb nicht in den Ergebnissen wider.

In der zweiten Monatshälfte teilweise nach unten korrigierte Erwartungen

Möglich ist, dass die Verschärfung der Situation die Erwartungen der Unternehmen bezüglich der weiteren Entwicklung beeinflusst – insbesondere die Nachfrageerwartungen. Im Gastgewerbe – einem Bereich, der erneut stark von der Pandemie betroffen sein dürfte – wurden die Nachfrageperspektiven bereits im gesamten Monatsverlauf ungünstiger als im Vorquartal bewertet. Im Verarbeitenden Gewerbe, bei den übrigen Dienstleistern, im Projektierungsbereich, bei den Grosshändlern und den Finanz- und Versicherungsdienstleistern haben die Spätmelder eine gewisse Tendenz, die Nachfrageerwartungen im Vergleich zum Vormonat eher nach unten zu korrigieren als die Frühmelder. Insgesamt sind daher in einigen Wirtschaftsbereichen die Meldungen in der zweiten Monatshälfte zurückhaltender. Auf einen Einbruch wie im Frühjahr deuten die Antworten aber bislang nicht hin (siehe Grafik G 9).

Geschäftslage insgesamt

Lage im Verarbeitenden Gewerbe verbessert sich, bleibt aber schwierig

Die Geschäftslage im Verarbeitenden Gewerbe erholt sich weiter, sie bleibt aber vorwiegend ungünstig. Die Unzufriedenheit mit den Auftragsbeständen ist weiterhin gross, hat aber etwas nachgelassen. Die Produktionstätigkeit und damit auch die Kapazitätsauslastung steigen leicht. Der Auslastungsgrad ist weiterhin klar unter dem Normalzustand. Die Unternehmen rechnen aber mit einer Fortsetzung des Entspannungsprozesses: Die Exportchancen und der Bestellungseingang dürften sich ihrer Ansicht nach weiter verbessern und sie wollen die Produktion vermehrt hochfahren. Daher wird auch nicht mehr ganz so häufig mit einem Personalabbau gerechnet wie in den Vormonaten.

Detailhandel: Grosse Unternehmen profitieren

Im Detailhandel verbessert sich die Geschäftslage im Oktober. Sie wird so günstig bewertet wie seit dem Jahr 2014 nicht mehr – wobei vor allem die grossen Unternehmen von einer guten Lage berichten. Bei den kleinen und mittelgrossen Unternehmen ist die Geschäftslage noch nicht so gut wie vor der Krise. Der Grosshandel ist dabei, sich nach dem Corona-Schock wieder aufzuraffen. Insgesamt liegen die Warenverkäufe der Grosshandelsunternehmen nicht mehr so weit unter den Vorjahreswerten wie im Vorquartal. Die Nachfrageerwartungen hinsichtlich der nächsten Monate haben sich zudem leicht weiter aufgehellt.

Baubereiche warten noch auf die Erholung

In den mit der Bautätigkeit verbundenen Bereichen Baugewerbe und Projektierung hat sich die Geschäftslage noch nicht vollständig vom Corona-Einbruch im Frühjahr erholt. Im Baugewerbe nimmt die Unzufriedenheit mit den Auftragsreserven aber ab und die Kapazitätsauslastung ist gestiegen. Die Nachfrage dürfte in den nächsten Monaten jedoch nicht so richtig Fahrt aufnehmen. Auch die Projektierungsbüros erwarten keine starke Veränderung der Nachfrage in der nächsten Zeit.

Gastgewerbe vor ungewisser Zukunft

Im Gastgewerbe ist die Geschäftslage weiterhin sehr schlecht. Immerhin ist sie im Oktober nicht ganz so ungenügend wie in den beiden Vorquartalen, was hauptsächlich an einer merklichen Entspannung in den Berggebieten liegt. Dagegen ist in den grossen Städten keine Entschärfung der Lage spürbar. Diese Diskrepanz zwischen Berggebieten und Städten zeigt sich sowohl in der Gastronomie als auch bei den Beherbergungsbetrieben. Insgesamt verzeichnen die Betriebe in den Bergregionen derzeit ähnliche Buchungszahlen wie im Vorjahr, während jene in den Städten dieses Niveau weit verfehlen. Bezüglich der weiteren Entwicklung sind die Unternehmen skeptisch. Sowohl die Gastronomen als auch die Beherbergungsbetriebe sehen die weitere Entwicklung der Nachfrage negativer als im Sommer.

Banken rechnen mit steigenden Erträgen

Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbessert sich die Geschäftslage wieder. Sie ist nun fast so gut wie im Februar und damit wie vor den durch die Pandemie ausgelösten Finanzmarktturbulenzen. Die Untergruppe der Banken berichtet von einer stärker steigenden Nachfrage von Seiten inländischer Privatkunden und Firmenkunden. Da das Geschäft mit ausländischen Kunden harzt, rechnen sie aber mit einer nicht mehr ganz so stark steigenden Gesamtnachfrage in der nahen Zukunft.

Schwierige Lage im Teilbereich Verkehr, Information und Kommunikation

Die Geschäftslage bei den übrigen Dienstleistungen verbessert sich ebenfalls weiter. Sie ist aber noch lange nicht so gut wie vor der Pandemie. Insbesondere viele Unternehmen des Teilbereichs Verkehr, Information und Kommunikation klagen weiter über eine schlechte Lage. Diese sowie die wirtschaftlichen und persönlichen Dienstleister rechnen aber einhellig mit einer weiter steigenden Nachfrage. Die Personalzahlen wollen die Unternehmen nicht mehr reduzieren.

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom Oktober 2020 sind die Antworten von mehr als 4500 privatwirtschaftlichen Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 59%.

Die detaillierten Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen (inklusive Tabellen und Grafiken) finden Sie auf unserer Webseite.

Ansprechpartner

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
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Schweiz

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