KOF Geschäftslageindikator: Detailhandel mit einem Neustart, ansonsten kaum veränderte Lage der Unternehmen

Die Geschäftslage der Schweizer Unternehmen veränderte sich im Juni gemäss den KOF Konjunkturumfragen kaum. Damit bestätigt der KOF Geschäftslageindikator die Stabilisierungstendenzen in der Schweizer Wirtschaft. Bereits im Vormonat stoppte der virusbedingte Sturzflug. Vor allem der Detailhandel sendete im Juni nun wieder Lebenszeichen. Die Schweizer Konjunktur dürfte ihren Tiefpunkt zunächst einmal erreicht haben.

Geschäftslageindikator

Nach Wirtschaftsbereichen betrachtet, sticht vor allem die Entwicklung im Detailhandel hervor (siehe Tabelle T 1). Er erlebt einen regelrechten Neustart: Die Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage im Juni nun fast wieder als befriedigend. Zwar ist die Kundenfrequenz nach wie vor deutlich tiefer als zur gleichen Zeit des Vorjahres, die überhöhten Lagerbestände konnten aber teilweise abgebaut werden.

Bei den übrigen Wirtschaftsbereichen war die Veränderung der Geschäftslage im Juni vergleichsweise gering. Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Geschäftslageindikator weiter leicht gesunken. Die Bestellungseingänge sind aber nicht mehr so stark rückläufig wie im Vormonat und die Unternehmen rechnen damit, dass sich die Bestellungen in der nahen Zukunft stabilisieren.

Im Baugewerbe und im Projektierungsbereich veränderte sich die Geschäftslage im Juni ebenfalls nur leicht. In beiden Bereichen hoffen die Unternehmen, dass die Nachfrage in den nächsten Monaten wenigstens langsamer sinkt als bisher. Dabei sind sie jedoch mit den momentan vorhandenen Auftragsbeständen bereits sehr unzufrieden. Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sinkt der Geschäftsindikator geringfügig. Die Institute erwarten eine stabile Nachfrage nach ihren Diensten in den nächsten Monaten. Allerdings sind die Preise für ihre Leistungen unter Druck.

Geschäftslage

Regional betrachtet, stieg der Geschäftslageindikator in der Mehrzahl der Grossregionen (siehe G 8). Ein Plus ergibt sich in der Genferseeregion, dem Tessin, in der Region Zürich, der Nordwestschweiz und dem Espace Mittelland. Auf der Minusseite stehen dagegen die Zentralschweiz und die Ostschweiz.

Geschäftslage

Die KOF Geschäftslage verdeutlicht die augenblickliche konjunkturelle Situation der Unternehmen. Das KOF Konjunkturbarometer ist dagegen ein Indikator für die Konjunkturperspektiven. Die Konjunkturuhr zeigt, dass im Jahr 2019 die Konjunktur unter Druck war. Das KOF Konjunkturbarometer verharrte das ganze Jahr unter seinem langjährigen Durchschnittswert und die Geschäftslage kühlte sich schrittweise ab. Zu Jahresbeginn 2020 waren die Aussichten für die Schweizer Konjunktur wieder günstiger. Mit der COVID-19-Pandemie kommt es aber zu einer starken Bremsung der Wirtschaftsaktivität. Die Situation hat sich nun stabilisiert, die Wachstumsperspektiven sind für die Schweizer Wirtschaft aber weiterhin bescheiden (siehe G 9).

Konjunkturuhr

Erläuterung

Grafik G 7 zeigt die KOF Geschäftslage über alle in die Befragung einbezogenen Wirtschaftsbereiche. Für Wirtschaftsbereiche, die nur vierteljährlich befragt werden, wird die Geschäftslage in den Zwischenmonaten konstant gehalten.

Grafik G 8 stellt die Geschäftslage in den Grossregionen gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) dar. Die Regionen sind je nach Geschäftslage unterschiedlich eingefärbt. Die Pfeile innerhalb der Regionen deuten die Veränderung der Lage im Vergleich zum Vormonat an. Ein aufwärts gerichteter Pfeil bedeutet etwa, dass sich die Lage im Vergleich zum Vormonat verbessert hat.

In der KOF Konjunkturuhr (Grafik G 9) wird der Geschäftslageindikator gegen das KOF Konjunkturbarometer abgetragen. Der Lageindikator spiegelt die derzeitige konjunkturelle Situation wider, während das Barometer ein Frühindikator für die Veränderung der Aktivität ist. Die Uhr lässt sich in Quadranten einteilen: Während der Erholungsphase ist die Geschäftslage unterdurchschnittlich, aber die Wachstumsperspektiven sind überdurchschnittlich. Im Konjunkturhoch sind die Lage und die Perspektiven überdurchschnittlich. Während der Abkühlungsphase ist die Lage über dem Durchschnitt und die Perspektiven darunter. Im Konjunkturtief sind Lage und Perspektiven unterdurchschnittlich. Idealtypisch durchläuft der Graph die Quadranten im Uhrzeigersinn.

Die KOF Geschäftslage basiert auf mehr als 4500 Meldungen von Betrieben in der Schweiz. Monatlich werden Unternehmen in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Detailhandel, Baugewerbe, Projektierung sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen befragt. Unternehmen im Gastgewerbe, im Grosshandel und in den übrigen Dienstleistungen werden vierteljährlich, jeweils im ersten Monat eines Quartals, befragt. Die Unternehmen werden unter anderem gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen. Sie können ihre Lage mit «gut», «befriedigend» oder «schlecht» kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten «gut» und «schlecht».

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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