Die Gründe für den starken Städtetourismus

Boom in den Städten, Stagnation in den Bergen: Der Schweizer Tourismus entwickelte sich in den letzten Jahren regional sehr unterschiedlich. Ein Blick in die Daten zeigt, dass dafür auch einheimische Touristinnen und Touristen verantwortlich sind. Der Anteil ihrer Logiernächte in den Schweizer Städten legt überdurchschnittlich stark zu.

Zürich

Die städtischen Gebiete in der Schweiz erleben seit geraumer Zeit einen regelrechten touristischen Boom. Im Tourismusjahr 2018 verzeichneten sie über 14 Mio. Logiernächte, was gegenüber 2006 eine Steigerung um 35% bedeutet. In der gleichen Zeit litten die alpinen und restlichen Gebiete besonders unter dem starken Franken und der ausländischen Konkurrenz. So entwickelte sich die Zahl der Logiernächte in diesen Gebieten zwischen 2006 und 2018 mehrheitlich flach, auch wenn sich die Lage zuletzt etwas verbessert hat (siehe Grafik G6).

Die Wachstumsdynamik im Tourismus ist in den Städten nach wie vor am höchsten. Die Zuwächse sind dabei nicht nur den ausländischen Touristinnen und Touristen zuzuschreiben. So stiegen die Übernachtungen der Inländerinnen und Inländer in den Städten seit 2006 gleich um 45% und somit stärker als die städtischen Übernachtungen insgesamt. Zudem ist nicht nur in den Sommermonaten, sondern auch in der Wintersaison ein starkes Wachstum der Logiernächte in den Städten zu beobachten. Was sind die Gründe für diesen touristischen Erfolg der städtischen Gebiete?

Entwicklung der Logiernächte in einzelnen Gebieten

1. Veränderungen in der Gästestruktur

Die Gästestruktur der ausländischen Touristen in der Schweiz hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Die verschiedenen Aufwertungswellen des Frankens gegenüber dem Euro haben die Nachfrage der Gäste aus den Euroländern stark gedämpft. So sind beispielsweise die Logiernächte der Touristen aus Deutschland von 5.7 Mio. im Jahr 2006 auf 3.9 Mio. im Jahr 2018 gesunken – ein Minus von 32%. Gleichzeitig stiegen die Übernachtungszahlen der US-Amerikaner in derselben Periode um 35%.

Auch die übrigen sogenannten Fernmärkte, allen voran China, Indien und die Golfstaaten, verzeichneten hohe Zuwachsraten. Da sich diese Gäste in ihrer Präferenz für städtische respektive ländliche Gebiete unterscheiden, führt die veränderte Gästestruktur zu einer Verschiebung der Logiernächte hin zu den städtischen Gebieten. Grafik G7 zeigt, dass die übrigen Länder (insbesondere die Fernmärkte) sowie die Inländerinnen und Inländer die grössten Wachstumsbeiträge in den Städten beisteuerten.

Wachstumsbeiträge einzelner Herkunftsländer in den Städten

2. Wachstum im Geschäftstourismus

Ein weiterer Grund für das hohe Wachstum in den städtischen Gebieten ist wohl im Geschäfts- und Kongresstourismus zu suchen. Der Geschäftstourismus konzentriert sich vornehmlich auf die städtischen Gebiete. Wächst er stärker als der übrige Tourismus, kommt es zu einer Verschiebung der Logiernächteanteile hin zu den Städten. Die Entwicklung nach dem Frankenschock von 2015 zeigt, dass der (ausländische) Geschäftstourismus im Unterschied zum Privattourismus in der Schweiz weniger stark auf Änderungen im Wechselkurs reagiert. Der Geschäftstourismus dürfte somit in den Städten während der für den Tourismus schwierigen Zeiten stützend gewirkt haben. 2017 und 2018 wuchs der Geschäftstourismus jedoch nicht stärker als der Privattourismus.

3. Städtetourismus im Trend

Schliesslich dürfte der Städtetourismus allgemein seit geraumer Zeit im Trend liegen. Dies zeigt sich auch daran, dass die Zahl der Übernachtungen in städtischen Gebieten insbesondere bei den Inländerinnen und Inländern in den letzten Jahren stark zugenommen haben. In der Folge sinkt auch die durchschnittliche Übernachtungsdauer und die spontanen Buchungen nehmen zu. Ein Blick über die Grenze zeigt, dass die städtischen Gebiete nicht nur in der Schweiz an Attraktivität gewonnen haben. Während die Zahl der Übernachtungen in Wien zwischen 2006 und 2018 um über 60% stieg, stagnierte sie in den übrigen österreichischen Bundesländern mehrheitlich.

Fazit: Der Tourismus in den Städten boomt in der Schweiz schon seit längerer Zeit, die Logiernächte wachsen weit stärker als in den übrigen Gebieten. Dieses Phänomen ist in vielen europäischen Ländern zu beobachten. In der Schweiz stammen die grössten Nachfragezuwächse aus den stark wachsenden Fernmärkten und dem Inland. Der Geschäftstourismus dürfte nur eine marginale Rolle spielen. Angeregt durch die gute Nachfrage wird das Übernachtungsangebot in den Städten laufend erweitert. Es deutet somit vieles darauf hin, dass der Trend zum Städtetourismus noch weiter anhalten wird.

Eine ausführliche Version dieser Analyse finden Sie in den aktuellen DownloadKOF Tourismusprognosen.

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