Ein Blick hinter die Bilanz des Schweizer Aussenhandels

Die Schweizer Exporte erreichten 2018 einen Höchststand. Bei den wichtigsten Warenkategorien legten die Ausfuhren deutlich zu. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich allerdings: Im zweiten Halbjahr liess die Dynamik nach, vor allem in der Maschinen-, Elektronik- und Metallindustrie. 

Quelle: Shutterstock
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Im letzten Jahr exportierte die Schweiz Waren im Wert von 233.1 Mrd. Franken, was einem Zuwachs von 5.7% oder 12.5 Mrd. Franken gegenüber dem Vorjahr und somit einem absoluten Höchststand entspricht.1 Alle drei anteilsmässig wichtigsten Warenkategorien verzeichneten kräftige Zuwächse. Die Exporte der chemisch-pharmazeutischen Industrie stiegen um 5.9%, jene von Präzisionsinstrumenten, Uhren und Bijouterie sogar um 6.1% und die Exporte der Maschinen- und Elektronikindustrie verzeichneten mit einem Plus von 4.6% den stärksten Zuwachs seit 2011 (siehe G 6). Noch stärker als bei den Ausfuhren war im letzten Jahr die Dynamik bei den Einfuhren. So wurden 2018 Waren im Wert von 201.8 Mrd. Franken importiert, was einem Zuwachs von 8.6% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Neben den drei grossen Exportkategorien wurden im letzten Jahr vermehrt Bekleidung, Metallwaren sowie Fahrzeuge importiert.

Aussenhandel nach Warenkategorien

Ohne pharmazeutische Waren resultiert ein Defizit

Die kräftige Importentwicklung hat den Überschuss in der Warenhandelsbilanz im letzten Jahr leicht reduziert (siehe G 7). Der Überschuss liegt mit 31.3 Mrd. Franken oder einem Anteil von 4.5% des nominalen Bruttoinlandprodukts (BIP) im internationalen Vergleich aber weiterhin auf hohem Niveau. Die anteilsmässig wichtigste Warenkategorie, die pharmazeutischen Erzeugnisse, ist massgeblich für den Überschuss verantwortlich.2 Ohne diese Warenkategorie, die für 42% der Gesamtexporte und 21% der Gesamtimporte verantwortlich ist, resultiert in der Warenhandelsbilanz ein Defizit von 24.2 Mrd. Franken. Dieses Defizit hat sich insbesondere seit der Frankenaufwertung im Jahr 2015 aufgrund einer kräftigen Importentwicklung bei verhaltenen Exporten laufend ausgeweitet.

Saldo der Warenhandelsbilanz

Hohe Nachfrage nach Schweizer Waren in den USA und Europa

Obwohl die sich entwickelnden Volkswirtschaften stark wachsende Märkte für die Schweizer Warenexporteure darstellen, liefern die westlichen Industrieländer aufgrund der hohen Exportanteile nach wie vor die höchsten Wachstumsbeiträge. Vom Exportwachstum von 5.7% im letzten Jahr entfielen 4.3 Prozentpunkte auf den Handel mit den westlichen Industrieländern (siehe G 8). Insbesondere in den USA und den Ländern des Euroraums war die Nachfrage nach Schweizer Waren im letzten Jahr hoch. Die Ausfuhren nach Ost- und Südostasien, der zweitwichtigsten Ländergruppe, trugen 0.8 Prozentpunkte zum Ergebnis bei. Auch in die übrigen Regionen, mit Ausnahme der Golfstaaten, wurde im letzten Jahr mehr geliefert. Im Handel mit pharmazeutischen Produkten konnte eine Umleitung eines Grossteils der Warenexporte von Grossbritannien zu den Niederlanden beobachtet werden, was mit einer Umstellung im Vertriebsnetz grosser Pharmafirmen im Vorfeld des Brexits zusammenhängen könnte.

Warenexporte: Regionale Wachstumsbeiträge

Dynamik lässt im zweiten Halbjahr deutlich nach

Die gute Exportentwicklung im letzten Jahr hat ihren Höhepunkt zur Jahresmitte überschritten. Wie der Blick auf die Monatsentwicklung der einzelnen Warenhandelskategorien zeigt, hat die Exportdynamik insbesondere in der Maschinen-, Elektronik- und Metallindustrie im zweiten Halbjahr 2018 deutlich nachgelassen (siehe G 9). Die Stimmungseintrübung bei den wichtigsten Handelspartnern und die Unsicherheit über den weiteren konjunkturellen Verlauf der Weltwirtschaft haben dabei eine zentrale Rolle gespielt. Hinzu kam eine Drosselung der Produktion in der deutschen Autoindustrie im 3. Quartal mit entsprechenden Rückwirkungen auf die Schweizer Zulieferbetriebe. Auch bei den Uhrenexporten hat sich der starke Wachstumstrend, der seit 2017 anhielt, im zweiten Halbjahr abgeflacht. So scheint der Handelskonflikt die Konsumentenstimmung in China eingetrübt zu haben, was die Ausfuhren von Uhren und anderen Bijouterieartikeln dämpfte. Die positiven Impulse lieferte im zweiten Halbjahr ausschliesslich die wenig konjunktursensitive Pharmabranche.

Warenexporte nach Warenart

                                     

1) Der folgende Text bezieht sich auf den konjunkturrelevanten Teil des Warenhandels (Total 1) und schliesst den Transithandel, die Wertgegenstände inkl. das nicht monetäre Gold von der Betrachtung aus.

2) Zu den pharmazeutischen Erzeugnissen wird in dieser Betrachtung die Warenkategorie 06.2 der Aussenhandelsstatistik gezählt.

 

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