Konsumenten in Kauflaune – wie viel können die inländischen Detailhändler davon profitieren?

Kurz vor dem Weihnachtsgeschäft sind die Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz offenbar recht optimistisch, was inländische Detailhändler freuen dürfte. Andererseits dürften sich die Auslandskäufe auch dieses Jahr dynamisch entwickelt haben. Es wird sich zeigen, wie viel die Kassen bei den inländischen Detailhändlern klingeln und wie viel sie an die ausländische Konkurrenz abgeben müssen.

Die realen Detailhandelsumsätze haben sich während der ersten neun Monate des laufenden Jahres etwas erholen können; sie haben mittlerweile das Vorjahresniveau wieder erreicht. Auf eine ähnliche Entwicklung deuten die Ergebnisse der KOF-Umfrage im Detailhandel hin. Die Beurteilung der Geschäftslage hat sich seit Anfang des Jahres aufhellen können, gleichzeitig hat auch die Kundenfrequenz zugelegt. Jedoch liegen beide Indikatoren weiterhin auf einem recht tiefen Niveau. Die Umsatzerwartungen hinsichtlich der kommenden drei Monate zeigen dieses Jahr keine so deutliche Aufwärtsbewegung; sie hatten sich allerdings bereits letztes Jahr erholt im Gegensatz zu den anderen Indikatoren. Die jetzige Situation präsentiert sich so, dass mehr Detailhändler steigende als sinkende Umsätze in der nahen Zukunft erwarten, jedoch sind die Erwartungen insgesamt weiterhin zurückhaltend (siehe G 1).

DHU

Zuversichtliche Konsumenten

Gemäss dem Index des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) bleibt die Konsumentenstimmung im 4. Quartal gegenüber dem Vorquartal praktisch unverändert und damit weiterhin über dem langfristigen Durchschnitt. Die Konsumentinnen und Konsumenten erwarten vor allem eine bessere Wirtschaftsentwicklung und weniger Arbeitslose in den kommenden zwölf Monaten. Dahingegen sind die Befragten etwas verhaltener bezüglich der eigenen zukünftigen finanziellen Lage. Grössere Anschaffungen werden ebenfalls mit Vorsicht ins Auge gefasst.

Die externe SeiteKonsumentenumfrage von Ernst & Young zu den Kaufabsichten bestätigt den aktuellen Optimismus der Konsumentinnen und Konsumenten. Das durchschnittliche Budget für Weihnachtsgeschenke dürfte dieses Jahr mit fast 300 Franken knapp unter dem Vorjahresniveau bleiben. Allerdings handelt es sich bei diesem «Weihnachtsgeschenkbudget» um den zweithöchsten Wert seit 2012. Somit wird ein gutes Weihnachtsgeschäft erwartet.

Vermasseln Auslandseinkäufe das inländische Weihnachtsgeschäft?

Trotz der relativ positiven Aussichten sind die Detailhändler bei ihren Erwartungen vorsichtig. Ein Grund für diese Vorsicht dürfte in den erwarteten Auslandseinkäufen der inländischen Konsumenten liegen. Diese sind schwierig zu messen und zu beziffern. Die Erhebung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu Zahlungen und Bargeldbezügen bietet hier eine ergiebige Datenquelle. Die Daten geben zum Beispiel an, wie viel mit inländischen Zahlungskarten (herausgegeben von inländischen Finanzinstituten, beinhaltet sowohl private als auch Firmenkarten) im Ausland bezahlt und Bargeld abgehoben wurde.

Um die Dynamik bei den Auslandseinkäufen analysieren zu können, betrachten wir die Anzahl der Transaktionen von beiden Kartentypen zusammen. Die Abbildung 2 stellt die Wachstumsbeiträge zu den Vorjahreswachstumsraten dieser vier Komponenten auf monatlicher Basis dar. Da die Karten auch Firmenkarten beinhalten, lässt sich nicht exakt eruieren, wie viele der Transaktionen inländische Konsumenten im Ausland getätigt haben. Allerdings lassen sie Rückschlüsse auf die Dynamik zu und hier scheinen nicht hauptsächlich die Firmenausgaben diesen Trend anzutreiben.

Zahlungen

Die Transaktionen mit den schweizerischen Karten im Ausland sind besonders stark in den Jahren 2010 und 2011 gestiegen, als die Aufwertung anfing und die Wechselkursuntergrenze eingeführt wurde. Interessanterweise scheinen die Transaktionen im Ausland im Jahr 2015 nur vergleichsweise wenig zugelegt zu haben. Im Jahr 2016 lassen sich wieder stärkere Anstiege beobachten.

Die Abbildung zeigt auch, dass die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten im laufenden Jahr zahlreiche Transaktionen im Ausland getätigt haben, was wiederum die Erholung des inländischen Detailhandels gebremst haben dürfte. Jedoch scheint die neuerliche Abwertung des Frankens die Auslandseinkäufe im August und September gedämpft zu haben. Andererseits haben fast 30% der Befragten in der Umfrage von Ernst & Young angegeben, dass sie die Geschenke komplett oder teilweise im Ausland kaufen wollen. Dies deutet darauf hin, dass auch in der nahen Zukunft ein Teil der Ausgaben der schweizerischen Konsumenten in die Kassen ausländischer Detailhändler fliessen wird.

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