Überblick über die Preiselastizität auf dem Schweizer Weinmarkt

Seit 2015 machen es Analysen der KOF, in Kooperation mit dem Schweizerischen Observatorium des Weinmarktes (OSMV), möglich, Preiselastizitäten auf dem Schweizer Weinmarkt zu berechnen. Wie neue Resultate zeigen, haben Roséweine, verglichen mit Rot- und Weissweinen, eine höhere Preiselastizität. Das deutet darauf hin, dass Konsumenten ihre Rosé-Käufe bei einem Preisanstieg schneller reduzieren würden, als es bei Rot- und Weissweinen der Fall ist.

Quelle: shutterstock
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Um die Preiselastizität für verschiedene Spezifikationen zu beurteilen, werden die Daten über fünf Jahre (2012–2016) monatlich nach Farben (rot, weiss, rosé) und AOC-Weinbauregionen (Wallis, Waadt, Deutschschweiz, Genf, Tessin und Drei-Seen) erhoben. Die Variablen – Menge und Durchschnittspreis pro Liter – werden in natürliche Logarithmen umgewandelt, um die Preiselastizität direkt anhand der sich aus dem ökonometrischen linearen Regressionsmodell ergebenden Koeffizienten schätzen zu können.

In der Analysetabelle (siehe T 1) wird die Preiselastizität für Schweizer AOC-Weine über 5 Jahre auf «–2.01» geschätzt. Auch in früheren, vom KOF mit den Daten des OSMV durchgeführten Analysen ist diese Zahl wiederholt zu finden. Es scheint somit, dass bei Schweizer AOC-Wein, der von Grossverteilern verkauft wird, eine Zunahme bzw. Abnahme des Konsums, d. h. der verkauften Mengen (Liter), um 2.01% mit einem Rückgang bzw. Anstieg des durchschnittlichen Literpreises um 1% in Verbindung zu bringen ist.

Neben jedem geschätzten Koeffizienten ist die Schwelle der statistischen Signifikanz für folgende Standard-p-Werte angegeben: sehr signifikant (<1%), signifikant (<5%) und nicht signifikant (>10%). Die Koeffizienten «Total nach Farben» und «Total nach Regionen» werden mittels Panelregressionen mit fixen Effekten auf die Weinarten und vorübergehenden fixen Effekten geschätzt.

Preiselastizität
KOF, ETH Zürich

Stützt man sich auf die Ergebnisse der Schweizer AOC-Weine nach Farben, scheinen die Roséweine (–2.39) eine höhere Preiselastizität aufzuweisen als die Weissweine (–2.23) und Rotweine (–1.65). Von den Produktionsregionen weisen die Weine aus dem Wallis (–2.67) und aus der Drei-Seen-Region (–2.49) insgesamt eine eher hohe Preiselastizität auf, während sie für die Waadt (–1.53) und für Genf (–1.70) mittelmässig und für die Deutschschweiz und das Tessin gering ist.

Die Marktreaktion hinsichtlich der Menge verkaufter Rotweine als Folge einer Preisänderung scheint in allen Produktionsregionen relativ gering zu sein, im Gegensatz zu den Roséweinen, deren Preisschwankungen auf den saisonalen Charakter des Produkts hindeuten und die Konsumenten zu einer stärkeren Reaktion veranlassen. Bei den Tessiner Rot- und Roséweinen sowie bei den Deutschweizer Weissweinen scheint keine bedeutende Korrelation zwischen den Mengen und den Preisen zu bestehen. Dies ist vermutlich auf eine hohe Heterogenität der verschiedenen Labels innerhalb dieser Weinarten zurückzuführen.

In den kommenden Etappen sollen die Struktur des Panels mit über 100 verschiedenen Weinarten sowie weitere klimatische (Temperatur), makroökonomische (Wechselkurse) und landwirtschaftliche Kontrollvariablen berücksichtigt werden. Um den Bedenken hinsichtlich Endogenität zwischen der Menge und dem Preis den Wind aus den Segeln zu nehmen, werden auf diese Daten andere ökonometrische Modelle wie dasjenige der Instrumentalvariablen angewendet. Die Schätzung der Preiselastizität mit kausaler Interpretation (Auswirkung eines bestimmten Prozentsatzes der Preisänderung auf den Prozentsatz der Veränderung der verkauften Mengen) kann für die schweizerische Weinbranche von grossem Nutzen sein, namentlich im Hinblick auf ihre Umsatzmaximierung durch eine angemessene Preispolitik.

externe SeiteOSMV unter der Leitung von Changins – Haute Ecole de Viticulture et Oenologie in Nyon – im Auftrag des Branchenverbandes Schweizer Reben und Weine (BSRW).

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