KOF Konjunkturumfragen: Gedämpfte Geschäftslage der Unternehmen zu Jahresbeginn

Zum Jahresbeginn 2017 ist der KOF Geschäftslageindikator für die Schweizer Privatwirtschaft gesunken. Damit trübt sich die Geschäftslage bereits den dritten Monat in Folge ein (siehe G 1). Trotzdem schätzen die Unternehmen ihre Geschäftslage im Januar 2017 günstiger ein als noch zu Jahresbeginn 2016. Die jüngsten Eintrübungstendenzen zeigen aber, dass sich die Schweizer Konjunktur weiterhin auf schwierigem Terrain befindet.

KOF Geschäftslageindikator
Quelle: KOF

Entwicklung nach Wirtschaftsbereichen

Die Eintrübung der Geschäftslage resultiert insbesondere aus den Meldungen der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe und Grosshandel (siehe T1). Im Verarbeitenden Gewerbe sank der Lageindikator bereits das dritte Mal in Folge, wenn auch jeweils nur leicht. Dennoch zeigt diese Entwicklung, dass die Anspannung bei den Firmen im Verarbeitenden Gewerbe tendenziell wieder steigt. Im Detailhandel veränderte sich die Geschäftslage kaum; in diesem Wirtschaftsbereich stagniert die Lagebeurteilung auf niedrigem Niveau. Verbessert hat sich dagegen die Lage im Bau- und Projektierungsbereich, bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern, im Gastgewerbe und bei den übrigen Dienstleistern.

KOF Geschäftslage Schweiz nach Branche
Quelle: KOF

Eintrübung im Verarbeitenden Gewerbe, Erholung im Baugewerbe

Im Verarbeitenden Gewerbe trübte sich die Geschäftslage wieder etwas ein. Damit bewerten die Unternehmen ihre Lage zu Jahresbeginn ungünstiger als noch in den Sommermonaten des vergangenen Jahres. Der Bestellungseingang verlangsamte sich bei den Firmen zum Jahresende 2016 und die Produktion wurde tendenziell leicht gedrosselt. Dies schlägt sich auch auf den Auslastungsgrad der Maschinen und Geräte nieder, der saisonbereinigt gesunken ist. Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer klagt über eine ungenügende Nachfrage als Hemmnis für die eigene Geschäftstätigkeit. Gerade bei den exportorientierten Firmen haben diese Klagen jüngst an Gewicht gewonnen. Hinzu kommt, dass die Unternehmen bei ihren Verkaufspreisen wieder vermehrt Zugeständnisse machen müssen. Der trüberen aktuellen Geschäftslage steht jedoch eine leicht zuversichtlichere Einschätzung für die nahe Zukunft gegenüber. Zwar dürfte der Druck, die Verkaufspreise nach unten anpassen zu müssen, andauern, doch erwarten die Betriebe weiterhin eine Belebung ihres Bestellungseingangs. Auch im Auslandsgeschäft sehen die Befragungsteilnehmer vermehrt Chancen. Die Produktion soll insgesamt ausgeweitet werden.

In den mit dem Bau verbundenen Bereichen Baugewerbe und Projektierungssektor verbesserte sich die ohnehin schon günstige Geschäftslage weiter. Dass sich diese Entwicklung im kommenden halben Jahr weiter fortsetzen wird,(?)erwarten aber weder die Baufirmen noch die Projektierungsbüros. Im Baugewerbe sind die Preise weiter im Abwärtssog, so dass sich auch die Ertragslage nicht entspannt. Die Auslastung der Maschinen und Geräte ist wieder gesunken, allerdings klagen derzeit auch mehr Firmen über witterungsbedingte Behinderungen als in der gleichen Periode des Vorjahres. Dementsprechend sank die Auslastung im Tiefbau besonders markant. Im Gegenzug erhielten die Unternehmen aber Aufträge, die nicht abgearbeitet werden konnten. Die Reichweite der vorhandenen Auftragsbestände ist gestiegen. Bei den Projektierungsbüros sind die Honorarsätze ebenfalls unter Druck, die Befragungsteilnehmer hoffen aber, die Ertragslage in der nahen Zukunft stabilisieren zu können. Sie erwarten, ihre Leistungserbringung in den nächsten drei Monaten steigern zu können. Dabei erweist sich jedoch zunehmend der Wohnungsbau als Hemmschuh. Dagegen änderte sich das Volumen der neu abgeschlossenen Verträge im industriell-gewerblichen Bau kaum.

Lage im Handel weiterhin trübe, im Gastgewerbe dagegen aufgehellt

Im Detailhandel blieb die Geschäftslage zu Jahresbeginn unverändert gegenüber der letzten Umfrage. Seit über einem Jahr tritt der Lageindikator mehr oder weniger auf der Stelle und markiert eine eher unbefriedigende Geschäftslage im Detailhandel. Die von den Händlern wahrgenommene Kundenfrequenz ist aber jüngst im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat kaum noch gesunken. Die Absatzmengen reduzierten sich nur noch wenig. Der Druck, die Preise senken zu müssen, ist im Vergleich zum Januar des Vorjahres deutlich geringer geworden. Eine Wende bei den Umsätzen erwarten die Detailhändler für die nahe Zukunft aber nicht, so dass sie auch selber weiterhin nur vorsichtig neue Waren ordern.

Im Grosshandel trübte sich die Geschäftslage im Januar wieder ein, nachdem sie sich im Sommer vergangenen Jahres entspannt hatte. Allerdings verlangsamte sich jüngst die Nachfrage bei den Grosshändlern wieder und die Lagerbestände nahmen zu. Mehr als zwei Drittel der befragten Grosshändler klagt über eine ungenügende Nachfrage. Zudem rechnen die Betriebe mit steigenden Einkaufspreisen.

Im Gastgewerbe hellte sich die Geschäftslage im Januar weiter auf. Zwar sind die befragten Betriebe nach wie vor vorwiegend unzufrieden mit ihrer Lage, doch nahmen die negativen Stimmen per saldo das zweite Mal in Folge ab. Mit dieser positiven Gesamttendenz können die Unternehmen in den Berggebieten im Januar aber nicht Schritt halten. Im Gegenteil: Dort kühlte sich die Geschäftslage ab. Nach Gastronomie- und Beherbergungsunternehmen unterschieden, ist die Lageaufhellung in der Gastronomie deutlich. Die Beherbergungsbetriebe sind dagegen mit ihrer Lage unzufriedener als im Vorquartal. Zwar klagen die Gastronomen verbreitet über eine ungenügende Nachfrage und über für sie unvorteilhafte Witterungsbedingungen. Auch mit Blick auf die kommenden Monate sind sie bezüglich der Nachfrageentwicklung skeptisch. Doch hoffen sie, im Gegenzug bei den Preisen leichte Anhebungen durchsetzen zu können. Letzteres ist bei den Beherbergungsbetrieben anders: Sie rechnen mit weiteren Abschlägen bei den Preisen für ihre Leistungen. Dies trübt den Ausblick der Betriebe, obwohl sich jüngst die Zahl der Logiernächte stabilisierte und sich die Ertragssituation kaum noch verschlechterte.

Finanz- und Versicherungsdienstleistungsbereich sowie übrige Dienstleister wieder zuversichtlicher

Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen stabilisierte sich die Geschäftslage, nachdem sie sich im Herbst schrittweise eingetrübt hatte. Insbesondere die Banken bewerten zu Jahresbeginn ihre Geschäftslage wieder günstiger. Zum ersten Mal seit langer Zeit sehen die Banken ihre Geschäftssituation mit ausländischen Kunden nicht mehr negativ. Zudem sind sie mit dem Inlandskundengeschäft im Januar zufriedener als noch im Vorquartal. Insbesondere die Nachfrage von Firmenkunden zog an. Die Institute rechnen für die nächste Zeit mit einem höheren Volumen an Firmenkrediten, obwohl sie deren Bonität eher skeptischer bewerten als bisher. Bezüglich der weiteren Entwicklung ihrer Ertragssituation sind die Banken wieder zuversichtlicher. Auf die Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr blicken die Unternehmen im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen insgesamt zuversichtlicher als bis anhin. Nicht nur die Banken, auch die Versicherungen sind wieder optimistischer. Deren Nettokapitalerträge sanken im Vorjahresvergleich nicht mehr und sie rechnen mit steigenden Prämientarifen in der nahen Zukunft.

Bei den übrigen Dienstleistern verbesserte sich die Geschäftslage im Januar wieder. Insbesondere die Unternehmen im Bereich Dienstleistungen für die Wirtschaft – zu dem etwa die Beratungsfirmen gehören – melden eine günstigere Geschäftslage als im Vorquartal. Die Nachfrage nach den Leistungen der übrigen Dienstleister stieg insgesamt in den vergangenen drei Monaten, so dass die Klagen über eine unzureichende Nachfrage etwas nachgelassen haben. Die Firmen konnten ihre Wettbewerbsfähigkeit stabilisieren, befürchten aber, die Preise für ihre Leistungen in der nächsten Zeit senken zu müssen. Hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Nachfrage sind die Unternehmen zuversichtlich.

Geschäftslage nach Regionen

Regional betrachtet, ist das Minus des gesamtwirtschaftlichen Geschäftslageindikators nur in zwei Regionen deutlich ersichtlich: im Tessin und in der Zentralschweiz. In den anderen Regionen – in der Nordwestschweiz, im Espace Mittelland, in der Ostschweiz, in der Region Zürich und im Genferseegebiet – hellte sich die Lage dagegen etwas auf. Beim Vergleich der derzeitigen Lage mit der Situation zu Beginn des Vorjahres sticht vor allem die Ostschweiz hervor: Hier verbesserte sich im Jahresvergleich die Geschäftslage der Unternehmen deutlich.

KOF Geschäftslage nach Regionen
Quelle: KOF

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