Energieeffiziente Investitionen zahlen sich aus

Viel ist von der grünen Wende die Rede, doch wie stark sind energieeffiziente Technologien in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet? In Deutschland und Österreich sind zwischen 2012 und 2014 häufiger energieeffiziente Technologien eingeführt worden als in der Schweiz. Das ist doppelt ungünstig, können umweltfreundliche Innovationen doch auch ökonomisch sinnvoll sein, wie dieser Beitrag zeigt.

Quelle: Shutterstock
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Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogrammes 71 (NFP 71 [Steuerung des Energieverbrauchs]) untersucht die KOF gemeinsam mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Deutschland und dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Wien unter anderem das Ausmass der Investitionen in energieeffiziente Technologien und deren Wirkung auf die Umweltbilanz und ökonomische Bilanz von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Erste Ergebnisse zeigen, dass energieeffizientere, umweltfreundlichere Technologien nicht im Widerspruch zu ökonomisch effizienten Produktionsprozessen stehen müssen.  

Unterschiedliche Investitionsbereitschaft

25% der schweizerischen Unternehmen, 32% der österreichischen und 40% der deutschen Unternehmen haben in der Periode 2012 bis 2014 Energietechnologien neu eingeführt (siehe G 9). Darunter sind Technologien zur Energieeinsparung und Technologien zur Erschliessung erneuerbarer Energiequellen (z.B. Solar, Wind) zur verstehen. Zum Teil deutliche Unterschiede sehen wir auch hinsichtlich der Investitionsaufwendungen. Im Jahr 2014 beliefen sich die Investitionen in Energietechnologien im Durchschnitt aller Unternehmen auf 12.9% der gesamten Bruttoinvestitionsaufwendungen in der Schweiz. Die dementsprechenden Investitionsanteile waren in Deutschland (17.7%) und in Österreich (19.7%) höher. Somit liegt die Schweiz im Untersuchungszeitraum (2012 bis 2014) bei der Einführungsquote und damit zusammenhängend bei den Investitionen in die Einführung von Energietechnologien hinter den Nachbarländern (siehe G 10).

Antiel der anwendenen Unternehmen
Quelle: KOF
Anteil der Investitionen für die Anwendung von Technologien
Quelle: KOF

Positive Umwelteffekte können erwartet werden

Obwohl die Energieintensität im Durchschnitt der Unternehmen relativ gering ist, konnten viele Unternehmen mit der Einführung von Energietechnologien Kosteneinsparungen erzielen. Im Durchschnitt der untersuchten Länder gaben 41% der Unternehmen an, aufgrund der Einführung von Energietechnologien den Energieverbrauch pro Stück/Vorgang moderat gesenkt zu haben und sogar 22% erzielten eine wesentliche Verringerung des Energieverbrauchs. Darüber hinaus verbesserte sich die CO2-Bilanz (je Stück/ Vorgang) der meisten Unternehmen. 26% der Unternehmen, die Energietechnologien zwischen 2012 und 2014 eingeführt hatten, erzielten laut eigenen Angaben eine moderate Verringerung des CO2-Ausstosses; 17% reduzierten diese Emissionen sogar wesentlich (siehe G 11).1

Auswirkungen der Anwendung von Technologien
Quelle: KOF

Ökonomisch sinnvoll

Porter und van der Linde (1995)2 untersuchten unter anderem den Zusammenhang zwischen umweltfreundlichen Innovationen und dem Unternehmenserfolg und begründeten die (Porter-)Hypothese über deren positiven Zusammenhang. Diese Einsicht stellte sich der traditionellen Vorstellung entgegen, wonach die Einpreisung der Umweltbelastung des Produktionsprozesses nur die Kosten des Unternehmens erhöht und negativ auf deren Wettbewerbsfähigkeit wirkt. Erste Forschungsergebnisse im Rahmen der NFP-71-Studie zum Zusammenhang zwischen Investitionen in energieeffizienten Technologien und der Arbeitsproduktivität von Unternehmen auf Basis der in den drei Ländern gesammelten Daten bestätigen die Porter-Hypothese für Technologien zu Verbesserung des Produktionsprozesses: Die Investitionen in energieeffiziente Technologien stehen in einem positiven Zusammenhang zur Arbeitsproduktivität. Das bedeutet, dass es sich für viele Firmen gelohnt hat, auf solche Technologien zu setzen.

Dieses Ergebnis überrascht auf den ersten Blick wenig, zumal Technologien zur Kostensenkung grundsätzlich positiv wirken sollten. Demnach stellt sich die Frage, wieso die Verbreitung von Energietechnologien nicht höher ist. Ein Blick auf die wesentlichen Hemmnisse für deren Einführung und die Energieintensität der Unternehmen (Umsatzanteil der Energiekosten) liefern einige Hinweise. Die Kosten für die Adoption und die lange Amortisationszeit sind aufgrund der Umfrage in den drei Ländern die wesentlichen Hemmnisse. Jedoch gilt das hauptsächlich für die Unternehmen mit hoher Energieintensität. Für den Grossteil der Unternehmen mit geringer Energieintensität spielen diese Hemmnisse eine geringere Rolle. Deshalb überrascht es wenig, dass bei 48% der Unternehmen die Einführung von Energietechnologien gar nie zur Diskussion stand.

Das bedeutet, dass bislang in der Regel jene Firmen neue Technologien eingeführt haben, die eine relativ hohe Energieintensität aufweisen und deshalb für dieses Thema sensibilisiert sind. Ein vermehrter Einsatz von Energietechnologien, auch bei Unternehmen mit geringerer Energieintensität, wäre in zweierlei Hinsicht zu begrüssen. Zum einen verbessert das die Umweltbilanz der Wirtschaft und zum anderen würde die stärkere Verbreitung die Kosten dieser Technologien senken, die Amortisationszeiten verringern und somit die Wirtschaftlichkeit dieser Technologien weiter erhöhen; dieser Prozess könnte durch geeignete politische Massnahmen unterstützt werden.

[1] Die Umweltauswirkungen der Einführung von Energietechnologien waren für viele Unternehmen schwierig, abzuschätzen. 27% bzw. 46% der Unternehmen konnten die Energieverbrauchsreduktion pro Stück/Vorgang bzw. die CO2-Einsparungen nicht abschätzen.

[2] Porter, M. E., & van der Linde, C. (1995). Toward a new conception of the environment-competitiveness relationship. The journal of economic perspectives, 9(4), 97-118.

Die Ergebnisse des Projektes basieren auf einer schriftlichen Umfrage bei einer repräsentativen Stichprobe von 5789 schweizerischen, 6374 deutschen und 7091 österreichischen Firmen. Die Stichproben aus den jeweiligen Ländern waren geschichtet nach Firmengrösse und Branchen. Die Rücklaufquote lag bei 31.4% in der Schweiz, 36.4% in Deutschland und 7.6% in Österreich. Die Umfragen wurden zum selben Zeitpunkt in allen drei Ländern und auf Basis eines einheitlichen Fragebogens durchgeführt.

Das dem Beitrag zugrundeliegende KOF Working Paper finden Sie Downloadhier.

Kontakt

Prof. Dr. Martin Wörter
Dozent am Departement Management, Technologie und Ökonomie
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Leonhardstrasse 21
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