Der Link zwischen Bildung und Beschäftigung: Der KOF Education-Employment Linkage Index

Die Koppelung der Akteure von Arbeits- und Bildungssystem ist wichtig für den Erfolg einer Volkswirtschaft. Bisher war das eher eine Vermutung als eine empirisch untermauerte These. Die KOF hat nun in einer internationalen Vergleichsstudie untersucht, wie stark die Koppelung zwischen den Akteuren beider Systeme ist.

Quelle: Shutterstock
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Die Koppelung zwischen Akteuren des Bildungs- auf der einen und des Beschäftigungssystems auf der anderen Seite sei eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Berufsbildung die Arbeitsmarktsituation von Jugendlichen verbessern kann, heisst es immer wieder. Dies ist insofern erstaunlich, als dass es für diese Hypothese nur wenig Evidenz gibt. Ein zentraler Grund dafür liegt darin, dass es unklar ist, was genau Koppelung der Akteure des Arbeitsmarktes und der Berufsbildung bedeutet und wie diese gemessen werden kann. Dieser Beitrag stellt einen Ansatz vor, welcher ein theoretisches Konzept der Koppelung von Akteuren aus dem Beschäftigungssystem und dem Bildungssystem entwickelt und die Koppelungsintensität anhand einer Expertenbefragung in 20 Ländern misst. Die Auswahl der Länder orientiert sich an den weltbesten Bildungssystemen, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Zum einen sind es zehn Länder, die die besten PISA-Resultate aufweisen. Dahinter steht die Hypothese, dass gute Grundkenntnisse am Ende der obligatorischen Schule eine notwendige Voraussetzung sind für weiterführende Bildungswege, die in den Arbeitsmarkt führen. Auf der anderen Seite wählen die Autoren zehn Länder aus, welche die besten Ergebnisse auf dem Jugendarbeitsmarkt erzielen. Die Hypothese hierbei ist, dass gute Ergebnisse im Jugendarbeitsmarkt auf einer guten beruflichen Bildung basieren.  

Messung von Koppelungsintensität entlang des Bildungsprozesses

Die Koppelungsintensität, also die Intensität der Kommunikation zwischen den Akteuren des Bildungs- und Beschäftigungssystems, kann als Verhältnis der «Macht» von Akteuren des Bildungs- respektive Beschäftigungssystems im Bildungsprozess verstanden werden (siehe G 7). Wenn die Akteure des Bildungssystems alleine für Berufsbildung zuständig sind, stimmen die in der Berufsbildung erlernten Fähigkeiten in der Regel nicht mit der im Beschäftigungssystem nachgefragten Fähigkeiten überein. Wenn hingegen die Akteure des Beschäftigungssystems alle Macht aufweisen, werden zu firmenspezifische Fähigkeiten vermittelt, die vom Bildungssystem nicht anerkannt werden und folglich nicht zu weiterführenden Bildungswegen führen.

Zusammenhang der Machtverhältnisse und Koppelungsintensität
Quelle: KOF

Die Koppelungsintensität ist am höchsten, wenn Akteure beider Systeme die Macht teilen, so dass die Kommunikation optimiert wird und somit die erlernten Kompetenzen und Fähigkeiten sowohl zur Arbeitsmarktfähigkeit führen als auch zu weiterführenden Bildungswegen. Um die Koppelungsintensität in der Berufsbildung messen zu können, müssen die verschiedenen Prozesse identifiziert werden, in denen die Akteure des Bildungs- und Beschäftigungssystems miteinander kommunizieren. Im ersten Schritt wird dafür das Konzept der Curriculum Value Chain verwendet, welche den Bildungsprozess in jene drei Phasen unterteilt, in denen die Koppelung von Bedeutung ist. In der ersten Phase, der Curriculum-Design-Phase, wird das Curriculum definiert, d.h. es werden beispielsweise die zu vermittelnden Fähigkeiten und Prüfungsformen festlegt. In der Curriculum-Anwendungs-Phase findet die Ausbildung statt. Hier ist zum Beispiel relevant, welche Lernorte in der Umsetzung des Lehrplanes beteiligt sind, d.h. nur die Schule oder Lernorte im Beschäftigungssystem. Aus der Umsetzungsphase resultieren beobachtbare Ergebnisse im Arbeitsmarkt in der Form von Indikatoren (Outcomes), welche in der Curriculum-Feedback-Phase ausgewertet werden und als Erkenntnisse in die Curriculum- Design- und -Anwendungs-Phase zurückfliessen. Auf diesem Konzept aufbauend, werden in jeder Phase die spezifischen Subprozesse identifiziert, in welchen Akteure des Bildungs- und Beschäftigungssystems miteinander kommunizieren. Um die Koppelungsintensität in jedem dieser Prozesse zu beschreiben, werden im letzten Schritt die relevanten Charakteristika jedes Prozesses identifiziert.  

Diese detaillierte Beschreibung der Charakteristika erlaubt die Erarbeitung eines Fragebogens, der an Berufsbildungsexperten in den ausgewählten 20 Ländern versendet wurde, wobei neben Experten aus dem Bildungssystem auch Berufsbildungsexperten aus dem Beschäftigungssystem und der Wissenschaft befragt wurden. Aus diesen 20 Ländern wurden wiederum sechs Fokusländer ausgesucht, für welche im Durchschnitt 20 Experten befragt und ausführliche Fallanalysen durchgeführt wurden. In den restlichen 14 Ländern wurden nur ein bis zwei Experten befragt, weshalb die entsprechenden Ergebnisse mit Vorsicht zu geniessen sind. In Kanada und Litauen konnten keine Experten dafür gewonnen werden, sich an der Umfrage zu beteiligen. In der Schweiz liegen Antworten von 59 Experten vor, was einer Rücklaufquote von 57% entspricht. Sie stammen zu 39% aus dem Bildungssystem, zu 53% aus dem Beschäftigungssystem und zu 8% aus der Forschung.

Grafik G 8 visualisiert die Ergebnisse des KOF Education- Employment Linkage Index (KOF EELI). Die Fokusländer werden in Rot, Sekundärländer in Blau und der Durchschnitt der Länder in Schwarz gezeigt. Die Ergebnisse bezüglich der aggregierten Koppelungsintensität zeigen, dass Österreich am besten abschneidet, wobei hier nur eine Beobachtung vorliegt. Nur unwesentlich tiefer ist die Koppelungsintensität in der Schweiz, gefolgt von Dänemark und Deutschland, alles Länder mit einem ausgeprägten dualen Berufsbildungssystem. Hingegen liegen die südostasiatischen Länder Hong Kong, Singapur, Südkorea und Japan, also jene Länder, welche in der PISA-Studie besonders gut abschneiden, am Ende der Skala bezüglich Koppelungsintensität.

Koppelungsintensität im internationalen Vergleich
Quelle: KOF

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der KOF EELI interessante Ergebnisse zur Koppelungsintensität in den verschiedenen Teil-Prozessen und in Bezug auf deren Charakteristika hervorbringt. Die Ergebnisse sollen mithelfen, eine evidenzbasierte Diskussion zu Strategie von Berufsbildungsreformen anzustossen. Konkret erlauben die Ergebnisse Stärken und Schwächen des jeweiligen Programmes im Berufsbildungssystem zu identifizieren und gegebenenfalls Verbesserungspotenzial herzuleiten.

Hinweis zum KOF EELI

Der KOF Education-Employment Linkage Index (KOF EELI) wurde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie im Auftrag des Center on International Education Benchmarking (Washington, USA) entwickelt. In den kommenden Jahren geht es darum, seine wissenschaftliche Fundierung zu vertiefen und die Anzahl beteiligter Länder zu erweitern, um einen wirksamen Benchmark zu ermöglichen.

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