Einsatz «grüner» Energietechnologie und Auswahl politischer Instrumente in der Schweiz

Nur wenn grüne (umweltfreundliche) Technologien intensiv genutzt und weit verbreitet werden, ist ein Nutzen für die Umwelt gegeben. Recht häufig ist zu beobachten, dass eine Technologie, die gegenüber bestehenden Technologien vorzuziehen wäre, von Unternehmen nicht unmittelbar eingesetzt wird. Dies gilt insbesondere bei grünen Technologien, die sich innerhalb und zwischen Unternehmen tendenziell langsamer verbreiten als konventionelle Technologien.

Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass der grösste Nutzen aus der Übernahme von grünen Technologien eher den öffentlichen als den privaten Bereich betrifft. Dementsprechend ist die Bereitschaft von Unternehmen, für diese Technologien zu zahlen, eher gering. Infolgedessen sind politische Massnahmen erforderlich, um die Verbreitung grüner Technologien zu fördern. Daher ist eine detaillierte Kenntnis der Wirkung der verschiedenen politischen Instrumente zur Verbreitung grüner Technologien von entscheidender Bedeutung.

Grundsätzlich kann zwischen einer inter-firm- und einer intra-firm-Verbreitung unterschieden werden. «Inter-firm» bezeichnet die Verbreitung einer Technologie zwischen Unternehmen und «intra-firm» bedeutet die Verbreitung einer Technologie oder einer Art von Technologie innerhalb eines Unternehmens und bezieht sich in der Regel auf die Intensität der Nutzung dieser Technologie. Die Verbreitung innerhalb eines Unternehmens (intra-firm) ist insbesondere für grüne Technologien wichtig, da ein spürbarer Umweltnutzen, z.B. eine deutliche Verringerung des CO2-Ausstosses, nur erzielt werden kann, wenn solche Technologien in einem Unternehmen stark eingesetzt werden.

Aufgrund der Erkenntnisse einer umfassenden Umfrage der KOF aus dem Jahr 2009 ist bekannt, dass rund 54% der Unternehmen mindestens eine der grünen Energietechnologien eingeführt haben1. Die Unternehmen, die angaben, dass sie grüne Technologien eingeführt haben, verfügen über durchschnittlich 369 Mitarbeiter (Mittel: 89 Mitarbeiter), von denen 84% KMUs mit weniger als 250 Mitarbeitern sind. 55% der Unternehmen sind im produzierenden Gewerbe tätig, 37% im Dienstleistungssektor und nur 8% in der Baubranche

Die 1.259 Unternehmen, die grüne Technologien eingeführt haben, setzen durchschnittlich 5.9 der 25 grünen Technologien ein, die Bestandteil der Studie sind; 11.4% davon führten mehr als zehn Technologien ein. Die Zahl der eingeführten Technologien hängt von der Unternehmensgrösse ab. Grosse Unternehmen führten durchschnittlich 7.6 Technologien ein, mittlere Unternehmen 6.1 und kleine Firmen 5.2 Technologien. Energiesparende Technologien werden wesentlich häufiger eingeführt als Technologien zur Energie- oder Wärmeerzeugung. 97.4% der Unternehmen, die neue Technologien einführten, führten zumindest eine energiesparende Technologie und durchschnittlich 5 von den 13 Technologien ein. 51.3% der Unternehmen führten Technologien zur Energie- oder Wärmeerzeugung ein und durchschnittlich 2.1 von den 12 Technologien.

Die Umfrage beinhaltete auch Fragen, wie die Unternehmen die Bedeutung der unterschiedlichen Motive für die Einführung von grünen Energietechnologien beurteilen. Auf diese Weise können die Autoren den relativen Effekt der Massnahmen auf die drei Politikfelder identifizieren, d.h. Energiebesteuerung, gesetzliche Regelungen und Subventionen sowie verschiedene nicht politikbezogene Motive für die Verbreitung grüner Technologien innerhalb von Unternehmen.

Eingehende ökonometrische Untersuchungen zeigen, dass «freiwillige Vereinbarungen» (nicht politikbezogene Motive) die wirkungsvollsten Motive für die Einführung von mehr grünen Energietechnologien innerhalb von Unternehmen sind, gefolgt von Energiesteuern und gesetzlichen Regelungen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Bedeutung von nicht politikbezogenen Motiven ebenfalls durch politische Massnahmen beeinflusst wird. Das bedeutet, dass «freiwillige Vereinbarungen» die Verfügbarkeit von grünen Technologien erfordern, und die Verfügbarkeit solcher Technologien ist wahrscheinlicher, wenn geeignete politische Massnahmen ergriffen wurden.

Darüber hinaus wurde festgestellt, dass der zeitliche Aspekt bei steuerlichen Regelungen wichtig ist, da dies sehr wahrscheinlich das Vertrauen der Unternehmen erhöht, dass sich die Märkte für umweltverträglich (grün) hergestellte Produkte oder Dienstleistungen aufgrund des steigenden Bewusstseins der Kunden oder internalisierter Produktionsexternalitäten entwickeln. Die Märkte sind in der Regel durch viele verschiedene operative politische Massnahmen gekennzeichnet, und deren Komplementarität könnte für zusätzliche Einführungsimpulse sorgen.

Die Studie förderte keine Komplementaritäten zwischen den verschiedenen Arten politischer Massnahmen zutage. Dies könnte auf die generell niedrige Affinität der Schweizer Regierung für politische Massnahmen zurückzuführen sein, auch in Bezug auf grüne Energietechnologien. Ein konsequenter politischer Ansatz bei Energiesteuern und nicht-politische Vereinbarungen sind aber sehr wichtig, um die Einführung grüner Technologien voranzutreiben, welche die Umweltbelastung der industriellen Produktion verringern können.

Das KOF Working Paper No. 401 «Intra-firm Diffusion of Green Energy Technologies and the Choice of Policy Instruments» von Tobias Stucki und Martin Wörter finden Sie auf unserer Website.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Martin Wörter
Dozent am Departement Management, Technologie und Ökonomie
  • LEE F 111
  • +41 44 632 51 51
  • vCard Download

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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