Gemeinschaftsdiagnose für Deutschland: Aufschwung verliert an Fahrt

Die führenden deutschen Konjunkturforschungsinstitute und ihre internationalen Konsortiumspartner haben ihre Prognosen für 2018 und 2019 gesenkt. Sie erwarten für das laufende Jahr nun eine um 1.7% höhere Wirtschaftsleistung, im Frühjahr waren sie noch von 2.2% ausgegangen. Für das kommende Jahr nahmen sie ihre Vorhersage leicht von 2.0 auf 1.9% zurück. Das geht aus dem Herbstgutachten der Gemeinschaftsdiagnose hervor, das am Donnerstag in Berlin vorgestellt wird.

«Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft verliert an Fahrt. Die Nachfrage aus dem Ausland ist schwächer geworden, gleichzeitig haben Unternehmen offenbar zunehmend Probleme, genügend Arbeits-kräfte für ihre Produktion zu finden», sagt Roland Döhrn, Konjunkturchef des gastgebenden RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Zur Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ergänzt er: «Kurzfristige Initiativen wie das Baukindergeld führen tendenziell zu Mitnahmeeffekten und steigenden Kosten, weil die Bauwirtschaft ohnehin gut ausgelastet ist. Die Förderpolitik im Wohnungsbereich sollte in der derzeitigen konjunkturellen Lage stärker auf Kontinuität angelegt sein.»

Die Zahl der Erwerbstätigen wird von 44.9 Millionen in diesem auf 45.3 Millionen im nächsten und auf 45.6 Millionen im Jahr 2020 steigen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Arbeitslosen von 2.3 über 2.2 auf 2.1 Millionen Menschen. Damit geht die Arbeitslosenquote von 5.2 über 4.8 auf 4.5 Prozent zurück. Die Verbraucherpreisinflation wird sich voraussichtlich von 1.8 Prozent im Durchschnitt dieses Jahres auf 2 Prozent im kommenden Jahr beschleunigen und 2020 bei 1.9 Prozent liegen. Dabei nimmt der binnenwirtschaftliche Preisauftrieb zu.

Für den gesamten Prognosezeitraum erwarten die Institute deutliche Finanzierungsüberschüsse des Staates. Im laufenden Jahr dürfte er mit 54 Milliarden Euro einen neuen Höchstwert erreichen. Bis zum Jahr 2020 wird er durch die expansiv ausgerichtete Finanzpolitik auf 41 Milliarden Euro abschmelzen.

Die Risiken für die deutsche und die internationale Konjunktur haben sich gegenüber dem Frühjahr vergrößert, weltweit insbesondere durch die zunehmende Zahl von Handelskonflikten, auf europäischer Ebene durch die Möglichkeit eines ungeordneten Austritts Großbritanniens aus der EU und einer möglichen Schuldenkrise in Italien.
 

Tabelle

Die Gemeinschaftsdiagnose wird erarbeitet vom DIW in Berlin in Kooperation mit dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung, vom ifo Institut in München in Kooperation mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, vom IfW in Kiel, vom IWH in Halle und vom RWI in Essen in Kooperation mit dem Institut für Höhere Studien Wien.

Kontakt

Dr. Heiner Mikosch
  • LEE G 205
  • +41 44 632 42 33

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

Dr. Florian Eckert
  • LEE G 209
  • +41 44 632 29 80

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