Tourismus

Schweizer Tourismus zeigt sich krisenfest

Die Tourismusbranche in der Schweiz hat die pandemiebedingten Unterbrechungen hinter sich gelassen und wird gemäss der Prognose der KOF auch im Tourismusjahr 2023 weiter wachsen. Gegenüber der Abschwächung der Weltwirtschaft zeigt sich der heimische Tourismussektor robust.

Für die Schweizer Sommersaison 2023 rechnet die KOF mit einem Anstieg von 1.2 Millionen Logiernächten (+5%). Dieser Aufschwung ist in erster Linie auf den wiederkehrenden Zustrom ausländischer Touristen und Touristinnen, insbesondere aus China, und eine robuste Binnennachfrage zurückzuführen. Für das Tourismusjahr 2023 ergibt sich damit ein – nach eingeschränkten Jahren durch die Pandemie – starkes Wachstum von 3.9 Millionen Übernachtungen (10.5%). Zum ersten Mal werden die Übernachtungszahlen sowohl für das Tourismusjahr als für die Sommersaison die Zahlen vor der Pandemie übertreffen und neue Rekorde aufstellen, auch wenn sie hinter den Wachstumserwartungen vor der Pandemie zurückbleiben. Diese positive Entwicklung deutet darauf hin, dass die Tourismusbranche die pandemiebedingten Unterbrechungen hinter sich lässt. Trotz alledem ist wichtig festzuhalten, dass immer noch nicht der Wachstumspfad aus der Zeit vor der Pandemie erreicht wurde.

Trends: Mit Blick auf die Sommersaison 2023 erlebt der Schweizer Tourismus eine Mischung aus positiven Wellen und herausfordernden Unterströmungen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Trends, die die Landschaft prägen:

Positive Trends:


• Heimvorteil: Der Inlandtourismus befindet sich weiterhin im Höhenflug. In diesem Winter wurden 9.2 Millionen inländische Logiernächte verzeichnet, was einen Anstieg von 200.000 Logiernächten gegenüber dem Rekordwinter des Vorjahres bedeutet. Dieser Trend deutet darauf hin, dass Heimaturlaube weiterhin beliebt sind.
• Das chinesische Comeback: Die chinesischen Touristen kehren allmählich in die Schweiz zurück. Dies ist ein positiver Trend, der auf eine erwartete Normalisierung im Laufe des Jahres hindeutet.
• Stabile Aussichten: Gemäss KOF-Umfragen ist der Tourismussektor für die kommenden Monate auf eine stabile Entwicklung eingestellt. Auch wenn die Schweizer Touristen ihren hohen Anteil nicht beibehalten werden, wird erwartet, dass sie eine bedeutende Kraft in der Branche bleiben. Auch die Aussicht auf eine Zunahme der ausländischen Reisenden ist ein gutes Zeichen für die Branche.
• Südostasien im Höhenflug: Die südostasiatischen Länder – Malaysia, Thailand, die Philippinen und Singapur – verzeichneten in den letzten Monaten Rekordzahlen und nehmen auch an Bedeutung zu. Im März betrug der Anteil der Logiernächte 2%, das entspricht der Zahl italienischer Gäste. Die Übernachtungszahlen von Gästen aus den Philippinen haben sich im gleichen Monat gegenüber der Zeit vor der Pandemie verdoppelt (210%). Ähnlich verhält es sich mit Malaysia (208%), Thailand (122%) und Singapur (147%), was auf eine starke Erholung und ein starkes Wachstum in den Fernmärkten hinweist.

Zukünftige Herausforderungen: Der Schweizer Tourismus sieht sich bis zum Sommer 2023 auch mit einigen Herausforderungen konfrontiert, die es zu beachten gilt:


• Wetterkapriolen: Dass der Erfolg der Wintersaison stark von den Launen des Wetters abhängt, zeigen die Ereignisse im März. Der Monat war der schneearmste seit 1990, wie das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF dokumentiert. Dieser unerwartete Wetterumschwung wirkte sich vor allem auf die Gästezahlen aus Ländern aus, aus denen normalerweise Spontanbuchungen möglich sind, darunter die Schweiz, Deutschland, Frankreich und Italien. Die Logiernächte blieben deshalb um fast zehn Prozentpunkte hinter den Prognosen zurück, was den grossen Einfluss des Wetters auf den Wintertourismus verdeutlicht.
• Inflationssorgen: Der Schatten eines starken Inflationsdrucks ist besonders im Ausland gross und könnte die Nachfrage nach Urlauben dämpfen. Diese mögliche Veränderung des Verbraucherverhaltens sollte bei künftigen Prognosen sorgfältig berücksichtigt werden.
• Wirtschaftliche Bedingungen: Trotz der nicht gerade idealen makroökonomischen Bedingungen in Europa ist eine leichte Verbesserung zu verzeichnen. Der milde Winter hat dazu beigetragen, Energieknappheit und noch stärkere Inflationsraten zu vermeiden, was in diesen schwierigen Zeiten eine gewisse Entspannung bedeutet.
Vergleichende Winterperformances: Schweizer Beständigkeit. Der Wintertourismus in der Schweiz blieb im weltweiten Vergleich stabil und erreicht ein neues Rekordniveau, während die Nachbarländer aufgrund verschiedener Faktoren eine Achterbahnfahrt erlebten:

• Rekordwinter in der Schweiz: Die Schweiz erlebte einen Rekordwinter, der sich durch eine starke Inlandsnachfrage (16% über dem Niveau vor der Pandemie) auszeichnete. Dieses Wachstum wurde durch die Ankunft der Gäste aus den Fernmärkten beschleunigt: Die nordamerikanischen Gäste legten um enorme 87% zu, während Asien (ohne China) einen Zuwachs von 97% verzeichnete.

• Urlaub in der Heimat: Die Übernachtungszahlen der Schweizer Gäste sind im vergangenen Jahr monatlich um 12% bis 28% höher als vor der Pandemie. Im Gegensatz dazu verzeichnen Länder wie Italien, Österreich und Deutschland deutlich weniger inländische Gästeübernachtungen als vor der Pandemie, während die Zahlen in Frankreich stagnieren.
• Die Energiekrise hallt in Mitteleuropa nach: Deutschland, Österreich und Italien, die am stärksten von der Energiekrise betroffenen Länder, hatten mit einer schwierigen Wintersaison und stärkeren Einbussen zu kämpfen. Die Schweiz zeigt sich aufgrund der weniger preissensiblen Gästestruktur im Winter besser.
• Frankreich floriert: Frankreich verzeichnete einen stetigen Anstieg der Touristenzahlen, ähnlich der Schweiz. Als einziges Land ist Frankreich bei Einheimischen, als auch ausländischen Gästen über dem Niveau vor der Pandemie.

Sommer 2023: Ein widerstandsfähiger Schweizer Tourismussektor 

Die KOF prognostiziert ein Plus von 1.2 Millionen Logiernächten (+5%). Dieser Sommer wird voraussichtlich der erste sein, der die Übernachtungen aus der Zeit vor der Pandemie übertrifft und ein neues Allzeithoch erreicht. Trotz alledem ist wichtig festzuhalten, dass immer noch nicht der Wachstumspfad aus der Zeit vor der Pandemie erreicht wurde.
• KOF Umfragen: Von den Städten bis zu den Berg- und Seenregionen ist die Stimmung im Beherbergungsgewerbe weiterhin positiv. Allerdings ist im ersten Quartal 2023 eine leichte Eintrübung zu beobachten.
• Gästeerwartungen - eine Geschichte von zwei Trends: Die KOF-Umfragen zeigen eine Divergenz in den Erwartungen der einheimischen und ausländischen Gäste. Während für den Sommer kein weiterer Anstieg der inländischen Gästezahlen erwartet wird, dürfte die Zahl der ausländischen Gäste steigen.
• Die amerikanische Welle setzt sich fort: Es wird erwartet, dass der Trend zu mehr amerikanischen Besuchern seine positive Dynamik beibehält. Im März lagen die Zahlen bereits um 64% über denen des Vorjahres und um 20% über denen der Zeit vor der Pandemie.
• Chinesische Touristen - ein Aufschwung ist in Sicht: Chinesische Touristen werden die Zahl der Langstreckenbesucher erheblich steigern. Eine vollständige Rückkehr zur Normalität bei den chinesischen Touristen wird jedoch erst für Ende 2023 erwartet.
• Europäische Besucher verhalten: Die Übernachtungszahlen europäischer Besucher werden sich voraussichtlich auf einem Plateau einpendeln. Während die Aussichten für die Aussenwirtschaft relativ verhalten bleiben, gibt es eine leichte Aufwärtskorrektur für diesen Sommer aufgrund eines milden Winters in ganz Europa, der die schwere Energieknappheit abmilderte.

Winter 2023/2024: Ein bescheidenes Wachstum auf hohem Niveau

Touri

Für die kommende Wintersaison erwartet die KOF ein bescheidenes Wachstum auf hohem Niveau von ca. 1% (0.1 Mio.).
• Schweizer Gäste sorgen für gute Winter: Die Logiernächte Schweizer Gäste werden gut verlaufen, mit erwarteten Zahlen, die etwa 10% über dem Niveau vor der Pandemie liegen. Die aussergewöhnlichen Zahlen der Wintersaison 2022/23 werden jedoch nicht übertroffen. So wird im kommenden Winter ein Rückgang von 4% der Schweizer Gäste erwartet.
• Regionale Unterschiede: In der kommenden Saison könnte es aufgrund nachlassender Aufholeffekte zu gewissen Verschiebungen kommen. Regionen, die im Winter 2022/2023 einen Anstieg verzeichneten, könnten mit negativen Wachstumsraten konfrontiert werden. Vor allem amerikanische Gäste, die im letzten Winter die Norm um 10% überschritten haben, werden dieses Wachstum in der kommenden Saison wahrscheinlich nicht wiederholen. Ihre Zahlen haben sich erholt und könnten sich nach dem starken Anstieg in diesem Jahr abflachen oder sogar ein leichtes negatives Wachstum aufweisen.
• Europa: Andererseits erwartet die KOF im Zuge der Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds einen Anstieg der europäischen Besucher, insbesondere aus Deutschland.
• Risiko Klimawandel: Die Klimatrends werden sich zunehmend auf den Wintertourismus auswirken und bilden ein zunehmendes Prognoserisiko. Wie im März 2023 zu sehen war, können sich erhebliche Veränderungen auf kurzfristige Buchungen auswirken. So führte der schneearme März zu einem rapiden Rückgang an Logiernächten.
 

Kontakt

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