Medienformate und ihre Rolle bei der Wahrnehmung der Geldpolitik

In der heutigen, sich ständig verändernden Weltwirtschaft ist die klare und effektive Kommunikation von Zentralbanken entscheidend, um Vertrauen in ihre Politik zu schaffen und die Erwartungen der Öffentlichkeit zu managen. Eine neue Studie von Wissenschaftern an der KOF und der ETH untersucht mittels eines Experimentes, wie Zentralbanken durch unterschiedliche Medienformate Inflationserwartungen beeinflussen und welche Kommunikationsformate am effektivsten sind.

Zentralbanken sind Schlüsselinstitutionen in der Wirtschaft. Ihre Entscheidungen und Kommunikation haben erhebliche Auswirkungen, weit über Finanzmärkte hinaus. Durch die Verwendung verschiedener Kommunikationskanäle und -formate können Zentralbanken ihre Botschaften klarer und verständlicher vermitteln, woraus eine bessere Informiertheit und stabile wirtschaftliche Verhältnisse resultieren können.

In einer aktuellen Studie führen Elliott Ash, Heiner Mikosch, Alexis Perakis und Samad Sarferaz eine detaillierte Untersuchung verschiedener Medienformate, einschliesslich Text, Bild, Audio und Video, durch. Sie analysieren, wie diese Formate die Wahrnehmung und das Verständnis von geldpolitischen Botschaften beeinflussen. Ziel ist es, die Effektivität verschiedener Kommunikationsmittel zu bewerten und zu verstehen, welche Formate die Inflationserwartungen der Haushalte am stärksten prägen.

Beeinflussen manche Medienformate die Inflationserwartungen stärker als andere?

Das Forschungsteam hat eine experimentelle Studie durchgeführt, um systematisch zu analysieren, wie unterschiedliche Medienformate die Inflationserwartungen beeinflussen können. Mittels einer Umfrage wurden die Teilnehmer zufällig einer von sechs Gruppen zugeteilt. Jede Gruppe erhielt unterschiedliche Medienformate, darunter Text, Foto, Audio, Audio & Foto, Video. Nach dem Empfang der verschiedenen Medienformate äusserten die Teilnehmer ihre kurz- und mittelfristigen Inflationserwartungen, die anschliessend mit ihren Erwartungen vor dem Medienempfang verglichen wurden, um die Auswirkungen der verschiedenen Formate zu bewerten.

Die verschiedenen Gruppen wurden unterschiedlichen Treatments ausgesetzt, die jeweils eine andere Darstellungsform der Aussagen von Christine Lagarde, der Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), enthielten. Diese Aussagen beinhalteten Informationen über das Zwei-Prozent-Ziel der EZB in Bezug auf die Inflation. Die Teilnehmer der Text-Gruppe erhielten nur das Transkript von Lagardes Aussagen, während die Foto-Gruppe zusätzlich ein Foto von ihr erhielt. Die Audio-Gruppe hörte die Originalaudioaufnahme von Lagardes Aussagen und die Video-Gruppe sah die Originalaufzeichnung der Pressekonferenz. Weitere Gruppen erfuhren eine Kombination dieser Formate, um die vielfältigen Einflüsse der Medienformate auf die Wahrnehmung und Erwartungen der Teilnehmer zu untersuchen.

Dynamische Medienformate wirken besser als statische Formate

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass dynamische Medienformate, insbesondere Audio und Video, einen stärkeren Einfluss auf die Inflationserwartungen der Haushalte haben als statische Formate wie Text und Fotos. Die Anpassungen der Inflationserwartungen waren bei den dynamischeren Medien etwa doppelt so hoch wie bei statischen Fotos. Die Videoaufnahme zeigte den stärksten Effekt und führte zu einer durchschnittlich grössten Anpassung in Richtung des Zwei-Prozent-Inflationsziels der EZB.

Die Studie steht in engem Zusammenhang mit früheren Untersuchungen, die den Einfluss unterschiedlicher Informationen und die Darstellung von Mitgliedern des geldpolitischen Ausschusses auf Inflationserwartungen analysierten. Im Vergleich zu diesen Arbeiten bietet die aktuelle Studie jedoch eine breitere und medienübergreifende Analyse der Effekte verschiedener Kommunikationsmedien, die durch den experimentellen Ansatz robustere kausale Schlussfolgerungen ermöglicht.

Die Ergebnisse der Studie sind für Zentralbanken, die ihre Kommunikationsstrategien optimieren möchten, von grosser Bedeutung. Sie unterstreichen, dass das gewählte Medium einen erheblichen Einfluss auf die Effektivität der Kommunikation haben kann. Strategische Überlegungen sowohl zum Inhalt als auch zum Medium sind entscheidend, um die geldpolitischen Ziele optimal zu unterstützen und das Vertrauen der Öffentlichkeit in geldpolitische Entscheidungen zu stärken.

Eine ausführliche Version der Studie finden Sie hier: externe Seitehttps://doi.org/10.3929/ethz-b-000633931

Ansprechpersonen

Prof. Dr. Elliott Ash
Ausserordentlicher Professor am Departement Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften
  • IFW E 47.1
  • +41 44 633 89 62

Recht, Ökonomie und Datenwiss.
Haldeneggsteig 4
8092 Zürich
Schweiz

Dr. Heiner Mikosch
  • LEE G 205
  • +41 44 632 42 33

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

Alexis Perakis
  • LEE G 314
  • +41 44 633 86 02

KOF FB Data Science und Makroök.
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

Dr. Samad Sarferaz
Dozent am Departement Management, Technologie und Ökonomie
  • LEE G 302
  • +41 44 632 54 32

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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