KOF Konjunkturumfragen: Der Schweizer Wirtschaft fehlen Impulse

Der KOF Geschäftslageindikator für die Schweizer Privatwirtschaft, der aus den KOF Konjunkturumfragen berechnet wird, sinkt im Oktober den zweiten Monat in Folge. Nachdem der Rückgang im Vormonat klein war, kühlt sich die Geschäftslage im Oktober deutlich ab. Die Erwartungen der Unternehmen bezüglich der Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten sind dagegen nahezu unverändert und im mittelfristigen Vergleich in etwa durchschnittlich.

Vergrösserte Ansicht: T 1 : KOF Indicateur de la situation des affaires en Suisse (soldes, valeurs désaisonnalisées)

Die Geschäftslage trübt sich im Oktober bei der Mehrheit der befragten Wirtschaftssektoren ein. Insbesondere die negative Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe belastet die Schweizer Wirtschaft. Einen Dämpfer bekommen im Oktober aber auch das Gastgewerbe und der Grosshandel. Leicht negativ ist die Tendenz im Bereich übrige Dienstleistungen und im Detailhandel, sehr leicht positiv dagegen im Baugewerbe. Eine deutlich sichtbare Aufhellung findet im Projektierungsbereich und bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern statt (siehe Tabelle T 1).  

Vergrösserte Ansicht: G 5 : KOF Indicateur de la situation des affaires

In den Geschäftserwartungen zeigt sich ein Hoffnungsschimmer

Umgekehrt sind die Mehrheitsverhältnisse bei den Erwartungen bezüglich der Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr. Nachdem das Verarbeitende Gewerbe im Sommer noch vorwiegend skeptisch war, steigt nun die Zuversicht. Ebenfalls aufgehellt haben sich die Erwartungen im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, im Detailhandel, im Projektierungsbereich, im Baugewerbe und bei den übrigen Dienstleistungen. Dagegen lässt der Optimismus im Gastgewerbe leicht nach und die Grosshändler werden deutlich skeptischer. Insgesamt spiegelt sich in den Geschäftserwartungen eine aufkeimende Hoffnung für die weitere Entwicklung der Schweizer Konjunktur wider.

Preisauftrieb nimmt weiter ab

Die Preisplanungen der Unternehmen sind erneut weniger auf Anhebungen ausgerichtet als bisher, der durch die Schweizer Unternehmen bewirkte Preisauftrieb lässt nach. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, im Detailhandel und bei den übrigen Dienstleistungen sind die Planungen weniger steil nach oben gerichtet als bis anhin. Im Baugewerbe wird dagegen wieder leicht häufiger mit Preisaufschlägen geliebäugelt als im Vormonat.

Unternehmen rechnen mit kleinerem Lohnplus als im Herbst des vergangenen Jahres

Die KOF befragt die Unternehmen auch zu ihren Erwartungen bezüglich der Lohnentwicklung in den nächsten zwölf Monaten. Im Oktober 2023 rechnen die Unternehmen auf Jahressicht mit einem nominellen Lohnplus von durchschnittlich 1.9%. Damit gehen sie von einem kleineren Anstieg aus als im Herbst des vergangenen Jahres. Seinerzeit kalkulierten sie mit einer Erhöhung um 2.5%.

Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, der Detailhandel und die Grosshändler erwarten im Branchenvergleich derzeit eine eher unterdurchschnittliche Lohnrunde. Eher überdurchschnittlich könnten die Lohnanpassungen im Gastgewerbe, im Baugewerbe und im Projektierungsbereich ausfallen. Die Lohnverhandlungen dürften insgesamt aber intensiv werden, denn die Unternehmen klagen weiterhin verbreitet über einen Arbeitskräftemangel, wenngleich das Problem im Herbst in allen Sektoren, bis auf das Baugewerbe, an Schärfe verloren hat und im Gegenzug die Sorgen über eine schwache Nachfrage zunehmen.

Das Verarbeitende Gewerbe ist weiter im Abwärtssog

Im Verarbeitenden Gewerbe geht der Geschäftslageindikator erneut zurück. Die Unzufriedenheit nimmt dabei nicht nur bei den exportorientierten Unternehmen zu, sondern im Oktober insbesondere bei den binnenorientierten.
Die Auslastung der technischen Kapazitäten geht spürbar zurück. Vornehmlich im Bereich Chemie und Pharma ist die Kapazitätsauslastung bereits das ganze Jahr über im Sinkflug. Die Ertragslage der Unternehmen ist vermehrt unter Druck. Die Umfrageteilnehmenden hoffen jedoch, dass die Talsohle bald erreicht ist und sich die Nachfrage in der nächsten Zeit eher belebt.

In den baunahen Wirtschaftsbereichen ist die Lage gut

In den mit der Bautätigkeit verbundenen Bereichen Projektierung und Baugewerbe hellt sich die Geschäftslage auf. In beiden Bereichen ist die Nachfrageentwicklung aber nicht mehr so lebhaft wie vor einem Jahr. Daher wird auch die Leistungserbringung jeweils vorsichtiger ausgeweitet als seinerzeit. Im Baugewerbe ist die Kapazitätsauslastung leicht weiter gesunken. Die Auslastung ist damit weiterhin im mittelfristigen Vergleich eher überdurchschnittlich, jedoch deutlich geringer als zu Jahresbeginn.

In den beiden Handelssparten kühlt sich die Geschäftslage ab

Im Detailhandel geht der Geschäftslageindikator erneut leicht nach unten, die Geschäftserwartungen bezüglich des kommenden halben Jahres sind jedoch zuversichtlicher als bisher. In den vergangenen drei Monaten schwächelte allerdings der Warenabsatz, so dass die Detailhändler ihre Lager vermehrt als zu voll erachten.

Die Unternehmen hoffen auf Umsatzzuwächse in der nächsten Zeit, insbesondere im Nahrungsmittelbereich zeigen sie sich optimistisch. Im Grosshandel fällt der Geschäftslageindikator das dritte Quartal in Folge zurück. Für den jüngsten Abschlag ist der Grosshandel für Produktionsbetriebe verantwortlich. Im Grosshandel mit Konsumgütern – primär im Nahrungs- und Genussmittelbereich – sinkt der Geschäftslageindikator nicht weiter.

Im Gastgewerbe ist der Hochpunkt der Geschäftslage zunächst einmal überschritten

Im Gastgewerbe trübt sich die Geschäftslage im Oktober deutlich ein. Sowohl in der Gastronomie als auch im Beherbergungsbereich ist die Lage ungünstiger als im Sommer. Vor allem die Beherbergungsbetriebe in den grossen Städten sowie die Gastronomieunternehmen in allen Tourismuszonen – Berge, Seegebiete, grosse Städte – bekommen einen Dämpfer. Die Logiernachtzahlen von Inländern entwickeln sich harzig, während die von Ausländern weiter deutlich ansteigen.

Die Gastronomen können beim Absatz sowohl von Getränken als auch von Speisen kaum noch Zuwächse verbuchen. Für das laufende Quartal hoffen sie aber wieder auf Absatzsteigerungen. Die Klagen über Personalmangel sind bei den Gastronomen nach wie vor weitverbreitet, allerdings nicht mehr so drängend wie im Herbst des vergangenen Jahres. Ein ähnliches Muster zeigt sich bei den Preisplanungen, sowohl die Gastronomen als auch die Beherbergungsbetriebe planen häufig Preisanhebungen, aber dennoch nicht ganz so verbreitet wie im Herbst des Vorjahres.

Die Lage der Finanz- und Versicherungsdienstleister verbessert sich erneut

Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen hellt sich die Geschäftslage weiter auf. Auch die Erwartungen der Institute bezüglich der Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr sind zuversichtlicher als bisher. Die Ertragssituation nahm in den vergangenen drei Monaten einen positiven Verlauf, allerdings nicht mehr ganz so ausgeprägt wie zuvor.

Die übrigen Dienstleister sind gut ausgelastet

Im Bereich übrige Dienstleistungen verändert sich die Geschäftslage im Oktober nur wenig. Die Kapazitätsauslastung der Dienstleistungsunternehmen ist anhaltend hoch, die Ertragslage verbessert sich jedoch kaum noch. Nach wie vor planen die Dienstleistungsunternehmen, die Zahl der Mitarbeitenden zu erhöhen, allerdings nicht mehr so markant wie in den zurückliegenden Quartalen.  

In die Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen vom Oktober 2023 sind die Antworten von etwa 4500 Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 61%.

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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