KOF Geschäftslageindikator gibt sachte nach

Der KOF Geschäftslageindikator für die Schweizer Privatwirtschaft ist im September wieder ganz leicht auf dem Rückzug, nachdem er im Vormonat innegehalten hatte (siehe Grafik G 8). Der Rückgang ist aber gering und im Gegenzug sind die Unternehmen leicht zuversichtlicher für die weitere Geschäftsentwicklung als bisher. Die Schweizer Konjunktur zeigt momentan keine grundlegende Veränderungstendenz.

Im Verarbeitenden Gewerbe sinkt der Geschäftslageindikator nach der Atempause im Vormonat wieder. Die Nachfragesituation entwickelt sich aber nicht mehr so ungünstig wie in den Vormonaten. Mit Blick auf die nächsten drei Monate wird seltener ein Rückgang des Bestellungseingangs erwartet. Auch die Exporterwartungen haben sich nicht weiter eingetrübt.

In den mit der Bautätigkeit verbundenen Bereichen Projektierung und Baugewerbe ändert sich die Geschäftslage kaum. Im Baugewerbe hellt sich die Lage leicht auf, im Projektierungsbereich kühlt sie geringfügig ab. Die Unternehmen des Baugewerbes sind mit den vorhandenen Auftragsbeständen allerdings nicht mehr so zufrieden wie bisher. Die Nachfrage entwickelt sich weniger lebhaft als im ersten Halbjahr. Vor allem im Bauhauptgewerbe mehren sich die Stimmen, die unzufrieden mit dem Umfang der Auftragsbücher sind.

Im Detailhandel sinkt der Geschäftslageindikator im September wieder. Insgesamt hat sich die Lage seit Mai aber wenig verändert. In den Geschäften tummeln sich deutlich weniger Kunden als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Daher sind auch die Warenlager nach Ansicht der Befragungsteilnehmenden vermehrt zu voll. Die Umsatz¬erwartungen sind weiterhin verhalten zuversichtlich. Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern ist die Geschäftslage ebenfalls seit dem Frühjahr nicht fundamental verändert, auch wenn sie sich im September leicht aufhellt (siehe Tabelle T 1).

Regional betrachtet, trübt sich die Geschäftslage in der Genferseeregion, in der Zentralschweiz und sehr leicht in der Ostschweiz ein. Dagegen verbessert sie sich vor allem in der Nordwestschweiz und im Tessin sowie geringfügig in der Region Zürich und im Espace Mittelland (siehe Grafik G 9).  

Die KOF Geschäftslage verdeutlicht die augenblickliche konjunkturelle Situation der Unternehmen. Das KOF Konjunkturbarometer ist dagegen ein Indikator für die Konjunkturperspektiven. Die Konjunkturuhr zeigt, dass das Jahr 2022 in den ersten Monaten eine Fortsetzung der Pandemieerholung brachte (siehe Grafik G 10). Ab Sommer kühlte sich die Konjunktur jedoch spürbar ab. Zu Jahresbeginn 2023 stabilisiert sich die Konjunktur vorübergehend, während sie im Spätsommer eine deutliche Schwäche zeigt.  

Erläuterung:

Grafik G 8 zeigt die KOF Geschäftslage über alle in die Befragung einbezogenen Wirtschaftsbereiche. Für Wirtschaftsbereiche, die nur vierteljährlich befragt werden, wird die Geschäftslage in den Zwischenmonaten konstant gehalten.

Grafik G 9 stellt die Geschäftslage in den Grossregionen gemäss Bundesamt für Statistik dar. Die Regionen sind je nach Geschäftslage unterschiedlich eingefärbt. Die Pfeile innerhalb der Regionen deuten die Veränderung der Lage im Vergleich zum Vormonat an. Ein aufwärts gerichteter Pfeil bedeutet etwa, dass sich die Lage im Vergleich zum Vormonat verbessert hat.

In der KOF Konjunkturuhr (Grafik G 10) wird der Geschäftslageindikator gegen das KOF Konjunkturbarometer abgetragen. Der Lageindikator spiegelt die derzeitige konjunkturelle Situation wider, während das Barometer ein Frühindikator für die Veränderung der Aktivität ist. Die Uhr lässt sich in Quadranten einteilen: Während der Erholungsphase ist die Geschäftslage unterdurchschnittlich, aber die Wachstumsperspektiven sind überdurchschnittlich. Im Konjunkturhoch sind die Lage und die Perspektiven überdurchschnittlich. Während der Abkühlungsphase ist die Lage über dem Durchschnitt und die Perspektiven darunter. Im Konjunkturtief sind Lage und Perspektiven unterdurchschnittlich. Idealtypisch durchläuft der Graph die Quadranten im Uhrzeigersinn.

Die KOF Geschäftslage basiert auf mehr als 4500 Meldungen von in der Schweiz. Monatlich werden Unternehmen in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Detailhandel, Baugewerbe, Projektierung sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen befragt. Unternehmen im Gastgewerbe, im Grosshandel und in den übrigen Dienstleistungen werden vierteljährlich, jeweils im ersten Monat eines Quartals, befragt. Die Unternehmen werden unter anderem gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen. Sie können ihre Lage mit «gut», «befriedigend» oder «schlecht» kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten «gut» und «schlecht».

Mehr Informationen zu den KOF Konjunkturumfragen finden Sie auf unserer Website: https://kof.ethz.ch/umfragen.html/.

Ansprechperson

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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