KOF Geschäftslageindikator steigt minim

Der KOF Geschäftslageindikator für die Schweizer Privatwirtschaft steigt im Juni geringfügig und kann damit einen dritten Rückgang in Folge vermeiden (siehe Grafik G 16). Die sehr leichte Aufhellung ist aber noch kein Anzeichen dafür, dass die Schweizer Wirtschaft einen deutlichen Impuls bekommen hätte. Die Geschäftserwartungen bezüglich der Entwicklung in der nahen Zukunft untermauern dies, sie ändern sich im Vergleich zum Vormonat kaum und sind insgesamt durchschnittlich.

Im Juni gibt der Geschäftslageindikator im Verarbeitenden Gewerbe erneut nach. Dies ist der fünfte Rückgang in Folge. Obwohl sich der Bestellungseingang seltener verlangsamt, sinkt derzeit der Auftragsbestand. Die Unternehmen wollen daher in der nächsten Zeit die Produktion seltener steigern und bestellen auch zurückhaltender Vorprodukte als bislang. Im Detailhandel liegt der Geschäftslageindikator ebenfalls minimal tiefer als im Vormonat. Der Warenabsatz schwächelt nach wie vor, die Detailhändler rechnen aber mit einer eher günstigeren Umsatzentwicklung in der nächsten Zeit.

In den übrigen befragten Wirtschaftsbereichen verbessert sich die Geschäftslage jeweils. Etwa bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern. Noch ausgeprägter ist die Besserung der Geschäftslage in den baunahen Bereichen Projektierung und Baugewerbe, die damit ihre Schwäche aus dem Vormonat überwinden können. Obwohl die Firmen im Baugewerbe ihre Preise kaum noch angehoben haben, können sie die Ertragslage verbessern (siehe Tabelle T 1).

Regional betrachtet, ist das Bild sehr uneinheitlich und spiegelt damit den Eindruck wider, dass die Konjunkturentwicklung derzeit keine klare Richtung hat (siehe Grafik G 17). Günstiger als im Vormonat ist die Geschäftslage in der Genferseeregion, der Zentralschweiz und in der Region Zürich. Nahezu unverändert ist sie in der Ostschweiz und im Tessin. Dagegen trübt sie sich im Espace Mittelland und in der Nordwestschweiz ein.

Vergrösserte Ansicht: G 17: KOF Geschäftslage der Unternehmen der Privatwirtschaft
    

Die KOF Geschäftslage verdeutlicht die augenblickliche konjunkturelle Situation der Unternehmen. Das KOF Konjunkturbarometer ist dagegen ein Indikator für die Konjunkturperspektiven. Die Konjunkturuhr zeigt, dass das Jahr 2022 in den ersten Monaten eine Fortsetzung der Pandemieerholung brachte. Ab Sommer kühlte sich die Konjunktur jedoch spürbar ab. Zu Jahresbeginn 2023 stabilisiert sich die Konjunktur vorübergehend, während sie nun in der Abkühlungsphase ist (siehe Grafik G 18).

Erläuterung:

Grafik G 16 zeigt die KOF Geschäftslage über alle in die Befragung einbezogenen Wirtschaftsbereiche. Für Wirtschaftsbereiche, die nur vierteljährlich befragt werden, wird die Geschäftslage in den Zwischenmonaten konstant gehalten.

Grafik G 17 stellt die Geschäftslage in den Grossregionen gemäss Bundesamt für Statistik dar. Die Regionen sind je nach Geschäftslage unterschiedlich eingefärbt. Die Pfeile innerhalb der Regionen deuten die Veränderung der Lage im Vergleich zum Vormonat an. Ein aufwärts gerichteter Pfeil bedeutet etwa, dass sich die Lage im Vergleich zum Vormonat verbessert hat.

In der KOF Konjunkturuhr (Grafik G 18) wird der Geschäftslageindikator gegen das KOF Konjunkturbarometer abgetragen. Der Lageindikator spiegelt die derzeitige konjunkturelle Situation wider, während das Barometer ein Frühindikator für die Veränderung der Aktivität ist. Die Uhr lässt sich in Quadranten einteilen: Während der Erholungsphase ist die Geschäftslage unterdurchschnittlich, aber die Wachstumsperspektiven sind überdurchschnittlich. Im Konjunkturhoch sind die Lage und die Perspektiven überdurchschnittlich. Während der Abkühlungsphase ist die Lage über dem Durchschnitt und die Perspektiven darunter. Im Konjunkturtief sind Lage und Perspektiven unterdurchschnittlich. Idealtypisch durchläuft der Graph die Quadranten im Uhrzeigersinn.

Die KOF Geschäftslage basiert auf mehr als 4500 Meldungen von Betrieben in der Schweiz. Monatlich werden Unternehmen in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Detailhandel, Baugewerbe, Projektierung sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen befragt. Unternehmen im Gastgewerbe, im Grosshandel und in den übrigen Dienstleistungen werden vierteljährlich, jeweils im ersten Monat eines Quartals, befragt. Die Unternehmen werden unter anderem gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen. Sie können ihre Lage mit «gut», «befriedigend» oder «schlecht» kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozent¬anteile der Antworten «gut» und «schlecht».

Mehr Informationen zu den KOF Konjunkturumfragen finden Sie auf unserer Website: https://kof.ethz.ch/umfragen.html/
 

Ansprechperson

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert