KOF Geschäftslage kühlt sich ab

Der KOF Geschäftslageindikator sinkt im Mai auf breiter Front. Damit kühlt sich die Geschäftslage den zweiten Monat in Folge ab (siehe Grafik G 10). Sie ist deutlich ungünstiger als im Mai vergangenen Jahres. Die Konjunktur in der Schweiz verläuft derzeit schleppend.

Sorgen bereitet die Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe, die Geschäftslage ist im Sinkflug. Auch im Vorjahresvergleich verliert hier die Geschäftslage erheblich. Besonders steil ist im Vorjahresvergleich der Abstieg der Branche Elektro, Feinmechanik, Optik, die vergangenes Jahr noch eine hervorragende Geschäftslage meldete. Fast genauso stark sinkt der Geschäftslageindikator im Bereich Chemie, Pharma, Kunststoffe. Eine ähnliche Geschäftslage wie im Vorjahr melden dagegen nur die Bereiche Nahrungs- und Genussmittel sowie Textilien und Bekleidung. In den baunahen Bereichen Projektierung und Baugewerbe endet der Höhenflug vorerst. Zwar entwickelt sich die Ertragslage im Baugewerbe positiv, im Vergleich zu Jahresbeginn 2023 wird aber die Auftragssituation nicht mehr so optimistisch eingeschätzt. Die Nachfrageerwartungen sind leicht gedämpfter als bisher. Im Detailhandel sinkt der Geschäftslageindikator den zweiten Monat in Folge. Die Kundenfrequenz war jüngst mau, die Detailhändler rechnen aber vermehrt mit steigenden Umsätzen in der nächsten Zeit. Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen erhält die Geschäftslage einen Dämpfer, nachdem sie sich aber in den Vormonaten kräftig gebessert hatte (siehe Tabelle T 1).

Auch regional betrachtet, sinkt der KOF Geschäftslageindikator einmütig. In allen BFS Grossregionen trübt sich die Geschäftslage im Mai ein – in der Genferseeregion, in der Ostschweiz, im Espace Mittelland, in der Region Zürich, im Tessin, in der Nordwestschweiz und in der Zentralschweiz (siehe Grafik G 11).

Die KOF Geschäftslage verdeutlicht die augenblickliche konjunkturelle Situation der Unternehmen. Das KOF Konjunkturbarometer ist dagegen ein Indikator für die Konjunkturperspektiven. Die Konjunkturuhr zeigt, dass das Jahr 2022 in den ersten Monaten eine Fortsetzung der Pandemieerholung brachte (siehe Grafik G 12). Ab Sommer kühlte sich die Konjunktur jedoch spürbar ab. Zu Jahresbeginn 2023 stabilisiert sich die Konjunktur vorübergehend, während sie nun erneut in der Abkühlungsphase ist.

Erläuterung:

Grafik G 10 zeigt die KOF Geschäftslage über alle in die Befragung einbezogenen Wirtschaftsbereiche. Für Wirtschaftsbereiche, die nur vierteljährlich befragt werden, wird die Geschäftslage in den Zwischenmonaten konstant gehalten.

Grafik G 11 stellt die Geschäftslage in den Grossregionen gemäss Bundesamt für Statistik dar. Die Regionen sind je nach Geschäftslage unterschiedlich eingefärbt. Die Pfeile innerhalb der Regionen deuten die Veränderung der Lage im Vergleich zum Vormonat an. Ein aufwärts gerichteter Pfeil bedeutet etwa, dass sich die Lage im Vergleich zum Vormonat verbessert hat.

In der KOF Konjunkturuhr (Grafik G 12) wird der Geschäftslageindikator gegen das KOF Konjunkturbarometer abgetragen. Der Lageindikator spiegelt die derzeitige konjunkturelle Situation wider, während das Barometer ein Frühindikator für die Veränderung der Aktivität ist. Die Uhr lässt sich in Quadranten einteilen: Während der Erholungsphase ist die Geschäftslage unterdurchschnittlich, aber die Wachstumsperspektiven sind überdurchschnittlich. Im Konjunkturhoch sind die Lage und die Perspektiven überdurchschnittlich. Während der Abkühlungsphase ist die Lage über dem Durchschnitt und die Perspektiven darunter. Im Konjunkturtief sind Lage und Perspektiven unterdurchschnittlich. Idealtypisch durchläuft der Graph die Quadranten im Uhrzeigersinn.

Die KOF Geschäftslage basiert auf mehr als 4500 Meldungen von Betrieben in der Schweiz. Monatlich werden Unternehmen in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Detailhandel, Baugewerbe, Projektierung sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen befragt. Unternehmen im Gastgewerbe, im Grosshandel und in den übrigen Dienstleistungen werden vierteljährlich, jeweils im ersten Monat eines Quartals, befragt. Die Unternehmen werden unter anderem gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen. Sie können ihre Lage mit «gut», «befriedigend» oder «schlecht» kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozent¬anteile der Antworten «gut» und «schlecht».

Mehr Informationen zu den KOF Konjunkturumfragen finden Sie auf unserer Website.

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert