Konjunkturumfragen

KOF Konjunkturumfragen: Die Rezessionsgefahr für diesen Winter schwindet

Der KOF Geschäftslageindikator für die Schweizer Privatwirtschaft, der aus den KOF Konjunktur­umfragen berechnet wird, steigt im Januar deutlich (siehe Grafik G 11). Während sich die Geschäftslage der Unternehmen im Herbst eingetrübt hatte, ist im Januar eine klar positive Tendenz sichtbar. Auch die Geschäftserwartungen bezüglich der kommenden Monate sind zuversichtlicher als bisher.

Die Geschäftslage verbessert sich im Januar auf breiter Front, teilweise sogar kräftig. Besonders ausgeprägt ist die Lageverbesserung im Vergleich zur vorherigen Umfrage im Grosshandel, im Gastgewerbe, im Verarbeitenden Gewerbe und bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern. Nicht ganz so stark, aber dennoch deutlich ist die Aufhellung bei den übrigen Dienstleistern, im Detailhandel, im Baugewerbe und im Projektierungsbereich. Ähnlich weitverbreitet hellen sich die Geschäftserwartungen für die nächste Zeit auf. Hier zieht einzig das Baugewerbe nicht mit. Ansonsten steigt die Zuversicht in allen Wirtschaftsbereichen (siehe Tabelle T 1).

Preisauftrieb nimmt leicht ab

Die Absicht, die Preise zu erhöhen, ist bei den Schweizer Unternehmen nach wie vor stark ausgeprägt. Allerdings zeigen die Preisplanungen nicht mehr ganz so steil nach oben wie noch im Herbst. Die Entwicklung ist in den Wirtschaftsbereichen jedoch recht unterschiedlich. Weniger häufig als bisher planen Preisanhebungen etwa die Unternehmen des Grosshandels und des Verarbeitenden Gewerbes. Vermehrt Preiserhöhungen sehen dagegen das Baugewerbe und die übrigen Dienstleistungen vor. Im Detailhandel und im Gastgewerbe haben sich die Preisplanungen wenig verändert.

Seit dem Sommer vergangenen Jahres fragt die KOF die Unternehmen quartalsweise auch nach ihren Erwartungen bezüglich der zukünftigen Schweizer Konsumentenpreisinflation. Hier zeigen sich in den Ergebnissen ebenfalls Entspannungstendenzen. Hatten die Unternehmen im Herbst mit einer Inflationsrate von 3.7% in den dann kommenden zwölf Monaten gerechnet, gehen sie nun von einer Steigerung um 2.9% in den nächsten zwölf Monaten aus. Gefragt in Bezug auf den Zeithorizont fünf Jahre, geben die Unternehmen im Herbst eine Erwartung von 3% an. Inzwischen sehen die Befragungsteilnehmer die Inflationsrate in fünf Jahren bei etwa 2.6%.

Im Verarbeitenden Gewerbe nehmen die Geschäfte wieder mehr Fahrt auf

Im Verarbeitenden Gewerbe erholt sich die Geschäftslage im Januar kräftig. Das Problem des Material- und Vorproduktemangels verliert deutlich an Schärfe. In allen Unterbranchen des Verarbeitenden Gewerbes nehmen die Klagen über diesen Mangel ab. Die Firmen erwarten zwar weiterhin kräftig anziehende Preise für ihre Einkäufe, den Gipfel der Preissteigerungen sehen sie aber zunächst einmal überschritten. Die gleiche Einschätzung haben sie bezüglich ihrer Verkaufspreise. Der Druck auf die Ertragslage nimmt nicht mehr weiter zu. Bezüglich der Nachfrageentwicklung in der nahen Zukunft sind die Unternehmen nicht mehr so skeptisch wie im Herbst des vergangenen Jahres.

Die Baukonjunktur ist trotz steigender Preise gut

In den beiden mit der Bautätigkeit verbundenen Bereichen Projektierung und Baugewerbe verbessert sich die Geschäftslage im Januar. Im Baugewerbe ist damit die Geschäftslage auch im längerfristigen Vergleich hervorragend. Die Ertragslage der Baufirmen stabilisiert sich zunehmend. Zudem wird die weitere Ertragsentwicklung von den Unternehmen weniger skeptisch als bis anhin eingeschätzt. Die Preise für ihre Leistungen wollen die Baufirmen noch häufiger anheben als bisher schon. Der Materialmangel ist nicht mehr so gravierend wie im Herbst oder Sommer des vergangenen Jahres. Insgesamt ist die Kapazitätsauslastung im Baugewerbe stark gestiegen. Die Auftragsbücher sind nach wie vor gut gefüllt und der Personalmangel wird als Problem immer drängender.

Die Geschäftslage verbessert sich sowohl im Gross- als auch im Detailhandel

Die Geschäftslage verbessert sich im Detailhandel den zweiten Monat in Folge. Sie ist damit zwar auch im mittelfristigen Vergleich gut, bleibt aber hinter der vom Jahresbeginn 2022 zurück. Insgesamt hat der Warenabsatz der Detailhändler jüngst angezogen und die Ertragslage entwickelt sich deutlich günstiger als zuvor. Obwohl die Detailhändler ihre Verkaufspreise in den nächsten drei Monaten ähnlich häufig anheben wollen wie bisher, erwarten sie vermehrt Zuwächse bei ihren Umsätzen. Besonders bei Lebensmitteln ist der Detailhandel optimistisch für die weitere Umsatzentwicklung. Im Grosshandel steigt der Geschäftslageindikator erstmals seit einem halben Jahr wieder. Zwar haben sich insgesamt im Grosshandel die Nachfrageerwartungen der Unternehmen kaum verändert. Das Problem der Lieferfähigkeit verliert aber deutlich an Brisanz.

Das Gastgewerbe startet trotz steigender Preise positiv ins neue Jahr

Nach einem Dämpfer im Herbst steigt der Geschäftslageindikator im Gastgewerbe im Januar wieder. Insbesondere im Beherbergungsbereich ist die Geschäftslage prächtig. Die Betriebe in den Berg- und Seegebieten konnten gegenüber denen in den grossen Städten wieder etwas aufschliessen. Der Zimmerbelegungsgrad bei den Hotels ist auch saisonbereinigt weiter gestiegen. Die ausländischen Gäste sorgen für beträchtliche Zuwächse. Die Reservationen für das laufende Quartal sind umfangreicher als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Die Preise beabsichtigen die Betriebe fast unverändert häufig anzuheben. Dennoch sind die Befragungsteilnehmenden zuversichtlich, dass die Nachfrage nach ihren Leistungen weiter steigen wird.

Die Finanz- und Versicherungsdienstleister hoffen auf eine Wende bei der Ertragsentwicklung

Die Geschäftslage der Finanz- und Versicherungsdienstleister löst sich im Januar spürbar vom Jahresendtief im Dezember. Auch in den Erwartungen bezüglich der Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten ist bei den Umfrageteilnehmenden deutlich mehr Zuversicht erkennbar als bisher. Die Ertragslage konnte stabilisiert werden und die Institute sehen in der nächsten Zeit die Chance, die Erträge steigern zu können. Die Banken rechnen vermehrt mit einer steigenden Nachfrage nach ihren Leistungen, insbesondere von Seiten der Firmenkunden. Erfolgsgarant für die Banken dürfte weiter das Zinsgeschäft sein, aber auch das Kommissionsgeschäft könnte sich nach Ansicht der Umfrageteilnehmenden wieder eher positiv entwickeln. Die Versicherungen melden eine gedämpfte Zunahme bei der Zahl neuer Policen. Aber sie hoffen, dass sich die Talfahrt bei ihren Nettokapitalrenditen deutlich verlangsamen wird.

Bei den übrigen Dienstleistungen verbessert sich die Geschäftslage

Nach einer schrittweisen Abkühlung der Geschäftslage im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres bessert sich zu Jahresbeginn 2023 die Geschäftslage im Wirtschaftsbereich übrige Dienstleistungen. Vornehmlich im Teilbereich Verkehr und Logistik hellt sich die Geschäftslage deutlich auf. Dagegen ist die Auslastung bei den Unternehmen der Information und Kommunikation und bei den wirtschaftlichen Dienstleistungen gesunken. Insgesamt nimmt bei den Dienstleistern die Unsicherheit über den weiteren Geschäftsverlauf geringfügig ab. Grosse Sorgen bereitet den Dienstleistern weiterhin der Arbeitskräftemangel, die Klagen über fehlende Fachkräfte haben weiter zugenommen.

In die Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen vom Januar 2023 sind die Antworten von etwa 4500 Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 59%.

Die detaillierten Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen (inklusive Tabellen und Grafiken) finden Sie Downloadhier (PDF, 563 KB).

Ansprechperson

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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