digitale Technologien

Neue digitale Technologien: Welche Rolle spielen Roboter, Big Data und künstliche Intelligenz für die Schweizer Wirtschaft?

Die Verbreitung von neuen digitalen Technologien in der Schweizer Wirtschaft nimmt weiter zu. Roboter, Big Data oder künstliche Intelligenz werden dabei nicht nur zur effizienteren Gestaltung von internen Prozessen verwendet, sondern auch für die Entwicklung und den Absatz neuer Produkte. Diese Doppelfunktion hält die Schweizer Wirtschaft im starken internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig.

IKT-Investitionen fördern den Umsatz mit neuen Produkten

Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), also in Hard- und Software, machen in der Schweiz ca. 17% der gesamten Bruttoinvestitionen der Unternehmen aus. IKT-Investitionen werden meist verwendet, um die betrieblichen Abläufe effizienter zu gestalten. Die Unternehmen verwenden digitale Technologien jedoch nicht nur für die Prozessoptimierung, sondern auch um neue Produkte und Dienstleistungen zu generieren und am Markt abzusetzen. Grafik G 4 zeigt, dass Unternehmen mit hohen IKT-Investitionen deutlich höhere Umsatzanteile mit Produktinnovationen erwirtschaften, welche neu für den Markt sind. IKT-Investitionen führen also nicht nur zu Prozessinnovationen innerhalb des Unternehmens, sondern auch zu kommerziell erfolgreicheren Produktinnovationen. Neue digitale Technologien wie Big-Data-Analysen oder künstliche Intelligenz erlauben es beispielsweise, die Wünsche von Kunden bei Innovationen von neuen Produkten besser zu berücksichtigen. Gleichzeitig verringert die Automatisierung der Produktion durch den Einsatz von beispielsweise Industrie- und Servicerobotern die Produktionskosten, was niedrigere Preise ermöglicht und die Marktdurchdringung dieser Innovationen erhöht. Neue digitale Technologien sind, wie dieser Artikel zeigen wird, in der Schweizer Wirtschaft auf dem Vormarsch.

Vergrösserte Ansicht: G 4: Umsatzanteile Innovationen «neu für den Markt» nach IKT-Investitionsanteilen (Quartile)

Die zunehmenden Fähigkeiten von Service- und Industrierobotern

Roboter sind aus dem betrieblichen Alltag vieler Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Das Anwendungspotenzial von Robotern hat sich im Laufe der Zeit stark erhöht. Während früher nur einfache, monotone Arbeiten von Robotern durchgeführt wurden, können Roboter heute komplexe Präzisionsarbeiten übernehmen, die manuell gar nicht mehr durchgeführt werden könnten. Auch im Servicebereich kommen Roboter immer häufiger zur Anwendung. Sie übernehmen beispielsweise den Transport von Gütern, die Reinigung von Gebäuden oder die Überwachung von Arbeitsabläufen. Der Einsatz von Servicerobotern hat in den letzten zwei Jahren entsprechend nicht nur in der Gesamtwirtschaft, sondern auch in allen Sektoren und Grössenklassen der Schweizer Wirtschaft stark zugenommen (siehe Grafik G 5). Der Anteil von Unternehmen mit Servicerobotern stieg von 3% im Jahr 2018 auf 7% im Jahr 2020. Beim Anteil der Unternehmen mit Industrierobotern, welche für Arbeiten wie Schweissen, Zuschneiden oder Spritzlackieren verwendet werden, beobachten wir eine ähnliche Zunahme auf sogar noch höherem Niveau.

Vergrösserte Ansicht: G 5: Einsatz Serviceroboter

Hoher Automatisierungsgrad im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich hat die Schweiz einen hohen Automatisierungsgrad. Grafik G 6 zeigt, dass auf Basis der Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten rund 10% der Schweizer Unternehmen Industrieroboter und rund 8% Serviceroboter einsetzen . Damit sind die Schweizer Unternehmen im Durchschnitt stärker automatisiert als die Unternehmen in den grundsätzlich stark digitalisierten Ländern wie Dänemark, Niederlande, Finnland und Schweden. In diesen Ländern schwankt der Verbreitungsgrad bei Industrierobotern zwischen 5% und 9% und bei den Servicerobotern zwischen 1% und 5%. Somit ist der Unterschied zur Schweiz bei Serviceroboter noch etwas deutlicher als bei Industrierobotern. Das relativ hohe Lohnniveau und ein hoher Arbeitskräftemangel verstärken sehr wahrscheinlich die Anreize zur im Verhältnis hohen Automatisierung in der Schweiz.

Vergrösserte Ansicht: G 6: Industrie- und Serviceroboter in Europa

Big Data als Grundlage für Prozessoptimierung und Produktentwicklung

Unternehmen generieren im Zusammenhang mit ihrer Geschäftstätigkeit oft riesige Mengen an Daten. Mit Big-Data-Analysen können die Unternehmen diese Daten nutzbar machen. Big-Data-Analysen können beispielsweise Potenziale für Kosteneinsparungen ausfindig machen, indem über Sensoren Daten gesammelt und statistisch ausgewertet werden. Ebenfalls können Big-Data-Analysen datenbasierte Entscheidungsgrundlagen liefern, welche die strategische Entscheidungsfindung im Unternehmen unterstützen. Big-Data-Analysen können aber auch dazu beitragen, neue Produktideen zu entwickeln und die Zielgenauigkeit von Marketingmassnahmen zu erhöhen. Big Data ist oftmals die Grundlage für den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Als Big Data werden hier folgende Datenquellen bezeichnet: a) unternehmensspezifische Daten intelligenter Geräte oder Sensoren, b) Geolokalisierungsdaten tragbarer Geräte, c) Daten sozialer Medien, d) andere grosse Datenquellen. Der Anteil der Unternehmen, welche Analysen basierend auf Big Data einsetzen, hat vom Jahr 2018 auf das Jahr 2020 zugenommen. In Grafik G 7 ist ersichtlich, dass der Anteil der Unternehmen, welche Big Data einsetzen, in allen Sektoren und Grössenklassen gestiegen ist. In der Gesamtwirtschaft erhöhte sich der Anteil von 20% auf 23%.

Vergrösserte Ansicht: G 7: Verbreitung von «Big Data»

Künstliche Intelligenz als Treiber der Automatisierung

Künstliche Intelligenz hat in vielen Unternehmensbereichen ein disruptives Potenzial. Sie bietet Möglichkeiten wie das frühzeitige Erkennen von Maschinenausfällen oder die automatisierte Steuerung von Produktionssystemen. Unternehmen setzen auch bei der Produktinnovation oder sogar bei der Gestaltung neuer Geschäftsmodelle auf künstliche Intelligenz. Künstliche Intelligenz ist hier definiert als die Fähigkeit von Maschinen und Systemen, Wissen zu erwerben und anzuwenden und sich intelligent zu verhalten. Sie hilft Computern wie Menschen zu interagieren, zu verstehen und zu lernen, um damit eine Vielzahl von kognitiven Aufgaben erfüllen zu können, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern. Obwohl das Anwendungsfeld sehr gross ist, setzen momentan noch relativ wenige Unternehmen auf künstliche Intelligenz. Grafik G 8 zeigt jedoch, dass die Verbreitung von künstlicher Intelligenz stark zugenommen hat. Während 2018 noch 6% aller Unternehmen künstliche Intelligenz einsetzten, waren dies 2020 bereits 9%. Bei den grossen Unternehmen betrug dieser Anteil im Jahr 2020 sogar fast 30%.  

Vergrösserte Ansicht: G 8: Verbreitung von KI

Fazit: Digitale Technologien erhöhen die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen

Die Verbreitung digitaler Technologien in der Schweizer Wirtschaft hat sich weiter erhöht. Unternehmen setzen diese Technologien ein, um die Produktivität und den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu erhöhen. Dazu bedarf es komplementärer Faktoren, wie beispielsweise dementsprechend qualifizierte Mitarbeitende, organisatorische Anpassungen oder eine sichere technische Infrastruktur, welche das Ausfallsrisiko digital unterstützter Produktionsabläufe verringert. In Kombination mit neuen digitalen Technologien erhöhen diese Rahmenbedingungen die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und letztlich die der Schweiz.

Videointerview

Mit dem Abspielen des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren OK
KOF-Innovationsökonom Martin Wörter und Daniel Dossenbach vom SBFI sprechen im Videointerview über die Studie «Innovation und Digitalisierung in der Schweizer Privatwirtschaft – Ergebnisse der Innovationserhebung 2020»

Studie und Videointerview

Die Studie «Innovation und Digitalisierung in der Schweizer Privatwirtschaft – Ergebnisse der Innovationserhebung 2020», auf der dieser Artikel beruht, finden Sie Downloadhier (PDF, 6.1 MB).

Kontakte

Prof. Dr. Martin Wörter
Dozent am Departement Management, Technologie und Ökonomie
  • LEE F 111
  • +41 44 632 51 51

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

Dr. Andrin Spescha
  • LEE F 112
  • +41 44 632 37 84

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

Ähnliche Themen

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert