Teuerung zieht weltweit deutlich an – die Inflation in der Schweiz bleibt moderat

Die Preise im Euroraum und vor allem in den USA sind zuletzt stark gestiegen. Auch in der Schweiz hat die Inflationsdynamik an Fahrt gewonnen. Die KOF erwartet jedoch, dass sich der Preisauftrieb in der Schweiz gegen Ende des Jahres wieder abschwächen wird.

Energie

Die Teuerung in der Schweiz, gemessen am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), ist im März 2022 auf 2.4% gestiegen, nachdem sie im Dezember noch 1% betragen hatte (siehe Grafik G 1). Insbesondere die Preise für Energie und Treibstoffe sind stark angestiegen. Zudem stiegen die Preise für Produkte, die von Produktions- und Lieferengpässen betroffen sind, wie Automobile und Wohnmöbel. Auch die Preise für touristische Güter, wie Luftverkehr und Beherbergung, sind angestiegen. In der Schweiz fiel der Anstieg der Inflation aber deutlich tiefer aus als in anderen Währungsräumen (USA 8.5% und Euroraum 7.5%). Damit ist die traditionelle Inflationsdifferenz im Augenblick besonders ausgeprägt. Dies liegt zum einen an dem geringeren Beitrag der Energie- und Nahrungsmittelpreise an der Inflation, dieser allein betrug im Euroraum fast vier Prozentpunkte. Ein weiterer wichtiger Grund ist die Aufwertung des Schweizer Frankens, die die Teuerung der Importe vermindert. Klammert man die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise aus, verblieb die Teuerung bei 1.6% (Euroraum 3.0%).

Landesindex der Konsumentenpreise

Hohe Unsicherheit bezüglich der Preisentwicklung

Aktuell besteht eine hohe Unsicherheit bezüglich des Ausgangs des Ukraine-Krieges und der damit zusammenhängenden Entwicklung der Energiepreise, welche stark mit der aktuellen Nachrichtenlage fluktuieren. Im günstigen Szenario geht die KOF davon aus, dass sich der Erdölpreis auf 100 Dollar pro Fass stabilisiert und es zu keiner Unterbrechung der Erdgasversorgung kommt. Im Negativszenario kommt es zu vermehrten Lieferengpässen und deutlich stärkeren Anstiegen der Energiepreise. Der Ukraine-Krieg dürfte zudem bei einigen Nahrungsmitteln und Rohstoffen für weiteren Preisdruck sorgen.

Die Inflation wird in den kommenden Monaten auf einem erhöhten Niveau verbleiben und sich gegen Ende des Jahres wieder abschwächen. Produktions- und Lieferengpässe dürften sich im Verlauf des Jahres abschwächen. Die gute Arbeitsmarktlage und steigende Nominallöhne werden die Kerninflation im nächsten Jahr höher ausfallen lassen als bisher angenommen. Die Inflationsprognose verschiebt sich deutlich nach oben. Die KOF erwartet neu eine durchschnittliche Inflation von 1.9% in diesem Jahr, 0.7% im kommenden. Im Negativszenario steigt die Inflation im aktuellen Jahr noch deutlich stärker an, wird aber auch 2023 in den Bereich zurückkehren, den die SNB mit Preisstabilität gleichsetzt.

Kontakt

Dr. Alexander Rathke
Dozent am Departement Management, Technologie und Ökonomie
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  • +41 44 632 86 23

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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