Die Geschäftslage der Unternehmen in der Schweiz trübt sich im März deutlich ein, wobei für die ungünstigere Geschäftslage vor allem der Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verantwortlich ist (siehe Grafik G 9). In den anderen Wirtschaftsbereichen sind die Änderungen im März vergleichsweise klein. 

KOF Geschäftslageindikator

Die Geschäftserwartungen der Unternehmen hinsichtlich der Entwicklung im kommenden halben Jahr sind insgesamt fast so positiv wie im Vormonat. Allerdings steigt die Unsicherheit über den weiteren Geschäftsverlauf. In vielen Teilen der Schweizer Wirtschaft ist die Entwicklung im ersten Monat des Ukraine-Krieges recht robust.

Für den ausgeprägten Rückgang des Geschäftslageindikators ist hauptsächlich der Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verantwortlich, in dem der Indikator deutlich auf dem Rückzug ist. Zwar bewerten die Institute ihre Geschäftslage per saldo weiterhin vorwiegend als gut, doch ist der Zahlenwert des Lageindikators im Zehnjahresvergleich nun unterdurchschnittlich. Die Untergruppe der Bankinstitute ist bezüglich der weiteren Geschäftsentwicklung mit ausländischen Kunden skeptisch. In den mit der Bautätigkeit verbundenen Bereichen Projektierung und Baugewerbe sinkt der Geschäftslageindikator jeweils leicht, er bleibt aber in beiden Fällen über den Werten des Januars. Im Verarbeitenden Gewerbe ändert die Geschäftslage insgesamt praktisch nicht. Die Auftragsbücher sowohl der binnenorientierten als auch der exportorientierten Firmen sind weiterhin gut gefüllt. Die Nachfrage dürfte aber in der nächsten Zeit nicht mehr so stark zunehmen wie bisher. Die Detailhändler berichten erneut von einer günstigeren Geschäftslage und beabsichtigen selbst mehr Waren einzukaufen als bis anhin (siehe Tabelle T 1).

KOF Geschäftslage Schweiz

Regional betrachtet, sinkt der Geschäftslageindikator in allen BFS-Regionen. Insbesondere in der Region Zürich und der Nordwestschweiz. Weniger ausgeprägt ist das Minus in der Genferseeregion, im Tessin, im Espace Mittel- land und in der Zentralschweiz. In der Ostschweiz kann sich der Geschäftslageindikator fast behaupten (siehe Grafik G 10).

KOF Geschäftslage der Unternehmen der Privatwirtschaft

Die KOF Geschäftslage verdeutlicht die augenblickliche konjunkturelle Situation der Unternehmen. Das KOF Konjunkturbarometer ist dagegen ein Indikator für die Konjunkturperspektiven. Die Konjunkturuhr zeigt, dass die Konjunktur im Jahr 2020 von der Pandemie im April jäh abgebremst wurde (siehe Grafik G 11). Nach einem eher schwachen Start in das Jahr 2021 erholte sich die Schweizer Wirtschaft im Weiteren. Das Jahr 2022 brachte in den ersten Monaten eine Fortsetzung der Erholung, die aber angesichts der russischen Invasion der Ukraine nun strapaziert wird.

KOF Konjunkturuhr

Erläuterung der Grafiken:

Grafik G 9 zeigt die KOF Geschäftslage über alle in die Befragung einbezogenen Wirtschaftsbereiche. Für Wirtschaftsbereiche, die nur vierteljährlich befragt werden, wird die Geschäftslage in den Zwischenmonaten konstant gehalten.

Grafik G 10 stellt die Geschäftslage in den Grossregionen gemäss Bundesamt für Statistik dar. Die Regionen sind je nach Geschäftslage unterschiedlich eingefärbt. Die Pfeileinnerhalb der Regionen deuten die Veränderung der Lage im Vergleich zum Vormonat an. Ein aufwärts gerichteter Pfeil bedeutet etwa, dass sich die Lage im Vergleich zum Vormonat verbessert hat.

In der KOF Konjunkturuhr (Grafik G 11) wird der Geschäftslageindikator gegen das KOF Konjunkturbarometer abgetragen. Der Lageindikator spiegelt die derzeitige konjunkturelle Situation wider, während das Barometer ein Frühindikator für die Veränderung der Aktivität ist. Die Uhr lässt sich in Quadranten einteilen: Während der Erholungsphase ist die Geschäftslage unterdurchschnittlich, aber die Wachstumsperspektiven sind überdurchschnittlich. Im Konjunkturhoch sind die Lage und die Perspektiven überdurchschnittlich. Während der Abkühlungsphase ist die Lage über dem Durchschnitt und die Perspektiven darunter. Im Konjunkturtief sind Lage und Perspektiven unterdurchschnittlich. Idealtypisch durchläuft der Graph die Quadranten im Uhrzeigersinn.

Die KOF Geschäftslage basiert auf mehr als 4500 Meldungen von Betrieben in der Schweiz. Monatlich werden Unternehmen in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Detailhandel, Baugewerbe, Projektierung sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen befragt. Unternehmen im Gastgewerbe, im Grosshandel und in den übrigen Dienstleistungen werden vierteljährlich, jeweils im ersten Monat eines Quartals, befragt. Die Unternehmen werden unter anderem gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen. Sie können ihre Lage mit «gut», «befriedigend» oder «schlecht» kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozent- anteile der Antworten «gut» und «schlecht».

Mehr Informationen zu den KOF Konjunkturumfragen finden Sie auf unserer Website.

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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