KOF Konjunkturumfragen: Schweizer Wirtschaft trotz Omikron-Welle auf Erholungskurs

Der Geschäftslageindikator der KOF ist im Januar erneut leicht gestiegen (siehe Grafik G 12). Die Erholung der Schweizer Wirtschaft setzt sich zu Jahresbeginn somit fort. Die Erwartungen an die Geschäfte in der nahen Zukunft sind zwar weiterhin vorwiegend positiv. Sie haben aber einen Dämpfer bekommen und sind nicht mehr so zuversichtlich wie Ende des vergangenen Jahres.

G 12

Zwischen den befragten Wirtschaftsbereichen öffnet sich die Corona-Schere wieder leicht. In einigen Bereichen, bei denen die Geschäftslage bisher schon überdurchschnittlich günstig war, verbessert sich diese tendenziell weiter. So etwa im Verarbeitenden Gewerbe, im Detailhandel, im Baugewerbe und Projektierungsbereich sowie insbesondere bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern. Bei den Bereichen mit ohnehin eher unterdurchschnittlicher Geschäftslage – den übrigen Dienstleistungen und dem Gastgewerbe – stockt dagegen die Erholung. Im Gastgewerbe zeigt sich zudem über den Januar hinweg eine Tendenz, dass Unternehmen, die später geantwortet haben, die Geschäftslage ungünstiger bewerten als Unternehmen, die früher im Monat ihre Angaben gemacht haben. In den anderen Wirtschaftsbereichen sticht ein solches Muster dagegen nicht so hervor (siehe Tabelle T 1).

T 1

Omikron-Welle sorgt für Personalknappheit

Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 nahmen in vielen Branchen die Klagen über einen Mangel an Fachkräften zu. Nun verschärft der Ausfall von Mitarbeitenden wegen der Omikron-Welle die angespannte Personalsituation. Absenzen eines kleineren Teils der Belegschaft können die Unternehmen jedoch meist kompensieren. Bei den Unternehmen, die auf eine Sonderfrage geantwortet haben, liegt der Umsatzausfall bei ungefähr 1%, wenn bis zu etwa 15% der Belegschaft in Quarantäne oder Isolation sind. Bei einem grösseren Personalausfall nehmen die Umsatzrückgänge aber deutlich zu. Besonders dürften wieder die Geschäfte des ohnedies schon durch die Pandemie gebeutelten Gastgewerbes unter Personalausfällen leiden, wobei die Betriebe des Gastgewerbes insgesamt deutlich häufiger über fehlende Gäste als über nicht einsatzbare Arbeitskräfte klagen.

Vorprodukte bleiben Mangelware

In den warenproduzierenden und -vertreibenden Bereichen – Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Detailhandel, Grosshandel – ist die Verfügbarkeit von Vorprodukten nach wie vor ein erhebliches Problem, sogar tendenziell bedeutender als das Problem der Personalausfälle. Immerhin haben diese Schwierigkeiten im Baugewerbe und im Detailhandel gegenüber dem Herbst nicht weiter zugenommen. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Grosshandel dagegen schon, wobei sich um den Jahreswechsel herum auch hier eine Stabilisierung auf hohem Niveau andeutet. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Grosshandel berichten derzeit mehr als die Hälfte der antwortenden Unternehmen von Beeinträchtigungen wegen der angespannten Vorprodukteversorgung.

In fast allen Branchen steigt das Preisniveau

Im Januar geht der Preisauftrieb in vielen Wirtschaftsbereichen weiter. Besonders ausgeprägt ist der Preisdruck wiederum bei den warenproduzierenden und -vertreibenden Bereichen – Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Detailhandel, Grosshandel. Aber auch im Bereich der übrigen Dienstleistungen steigt zu Jahresbeginn branchenweit die Tendenz zu Preisanhebungen.

Erholung im Verarbeitenden Gewerbe setzt sich zögerlich fort

Das Verarbeitende Gewerbe schliesst im neuen Jahr an die positive Tendenz von Ende 2021 an. Die Geschäftslage verbessert sich den dritten Monat in Folge, wenn auch nur sehr leicht. Trotz der momentanen Omikron-Welle ist die Unsicherheit über den weiteren Geschäftsverlauf nicht gestiegen. Obwohl die Zufriedenheit mit den vorhandenen Auftragsbeständen zunimmt, sind die Produktionsplanungen deutlich weniger expansiv als im Dezember.

In den Baubereichen ist die Lage günstig

In den mit der Bautätigkeit verbundenen Bereichen Projektierung und Baugewerbe verbessert sich die Geschäftslage im Januar weiter. Im Baugewerbe entwickelt sich die Nachfrage günstig und die Auftragsbücher sind momentan gut gefüllt. Vor allem die Firmen des Ausbaugewerbes berichten von reichlichen Auftragspolstern. Im Bauhauptgewerbe werden die Auftragsreserven dagegen eher nur noch als befriedigend eingestuft. Insgesamt sind die technischen Kapazitäten im Baugewerbe weiterhin überdurchschnittlich ausgelastet. Die Bautätigkeit dürfte in der nächsten Zeit weiter steigen und die Preise kräftig anziehen.

Im Detailhandel ist die Geschäftsentwicklung wieder positiv

Die Geschäftslage im Detailhandel hellt sich im Januar wieder auf. Sie ist damit derzeit besser als zu Jahresbeginn des vergangenen Jahres, aber nicht so gut wie im zurückliegenden Sommer. Nach einer Flaute zu Herbstbeginn nimmt der Absatz nun wieder zu und die Ertragslage ist seltener unter Druck. Im Grosshandel trübt sich zu Jahresbeginn die Geschäftslage gegenüber dem Herbst geringfügig ein. Allerdings gibt es eine stark gegenläufige Entwicklung zwischen den Sparten. Im Grosshandel mit Produkten für die Produktion verbessert sich die Geschäftslage weiter. Dagegen kühlt sie sich im Grosshandel mit Konsumgütern stark ab.

Das Gastgewerbe hält zu Jahresbeginn den Atem an

Im Gastgewerbe ist das neue Jahr in den Berg- aber auch in den Seegebieten eher günstig angelaufen. Einen Rückschlag verzeichnen dagegen die Betriebe in den grossen Städten. Insgesamt verändert sich die Geschäftslage im Vergleich zum Herbst kaum, die Erholung im Sommer und Herbst setzt sich zunächst nicht fort. Bei den Beantwortungen über den Januar hinweg zeigt sich zudem eine Tendenz, dass spätere Antworten ungünstiger ausfallen als frühere. Dies dürfte mit dem Voranschreiten der Omikron-Variante zu tun haben. Die Unsicherheit über den weiteren Geschäftsverlauf ist weiterhin hoch und nimmt im Januar wieder zu.

Die Finanz- und Versicherungsdienstleister sind mit ihren derzeitigen Geschäften zufriedener

Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern erholt sich die Geschäftslage kräftig, nachdem sie im Herbst eine Schwächephase durchgemacht hatten. Die Ertragslage entwickelt sich zwar nicht mehr ganz so positiv wie in den vergangenen Monaten, die Erwartungen bezüglich der weiteren Ertragsentwicklung sind aber nahezu unverändert zuversichtlich. Allerdings nimmt die Unsicherheit über die weitere Geschäftsentwicklung zu.

Bei den übrigen Dienstleistern harzt die Entwicklung

Die übrigen Dienstleister treten fast auf der Stelle. Die Geschäftslage ist im Vergleich zum Herbst vergangenen Jahres leicht ungünstiger. Die Besserungstendenz, die das gesamte vergangene Jahr spürbar war, reisst damit zunächst einmal ab. Bei den persönlichen Dienstleistern, etwa im Teilbereich Kunst, Unterhaltung und Erholung, trübt sich die Geschäftslage zu Jahresbeginn sichtlich ein. Im Januar ist die Kapazitätsauslastung insgesamt nicht mehr gestiegen. Bei den wirtschaftlichen und den privaten Dienstleistern ist die Auslastung leicht zurückgegangen. Der Bereich Verkehr kommt dagegen etwas in Schwung. Alles in allem ist im übrigen Dienstleistungsbereich die Auslastung weiterhin unter dem Vorkrisenniveau.

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom Januar 2022 sind die Antworten von etwa 4500 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 58%.

Die detaillierten Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen (inklusive Tabellen und Grafiken) finden Sie Downloadhier (PDF, 439 KB).

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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