Weltwirtschaft nimmt nach Einbruch wieder an Fahrt auf

Während die Wirtschaft sich in China und den USA bereits deutlich von der Corona-Pandemie erholen konnte, harzt die Erholung in Europa. Ab dem zweiten Quartal erwartet die KOF jedoch dank der Impfkampagnen und eines gewissen Abbaus der Eindämmungsmassnahmen ein Fortschreiten der Erholung auch in Europa.

Nachdem die erste Welle der COVID-19-Pandemie Ende Sommer 2020 überstanden war, wurden vielerorts die Eindämmungsmassnahmen gelockert. Mit einer strikten Isolations- und Tracking-Politik konnten in verschiedenen ostasiatischen Ländern die Infektionszahlen tief gehalten und die Krise schnell überwunden werden. In Europa führte ein Wiederanstieg der Infektionszahlen im Herbst jedoch zu einer zweiten Welle (siehe Grafik G 15). Während in den Vereinigten Staaten nur lokal Eindämmungsmassnahmen ergriffen wurden, entschieden viele europäische Länder im Spätherbst und Winter, wieder striktere Massnahmen auf nationaler Ebene einzuführen. Die ergriffenen Massnahmen erwiesen sich zumindest für die Wirtschaftstätigkeit als weitaus weniger einschränkend als noch während der ersten Welle. Hauptsächlich bestanden die gezielteren Massnahmen aus Schliessungen von kontaktnahen Dienstleistungen und der Einführung von Ausgangssperren, internationalen Reisebeschränkungen und strengeren «Social Distancing»-Vorgaben, worunter vor allem der private Konsum litt. Besonders waren und teilweise sind die Branchen Transport, Gastgewerbe und Beherbergung, Handel sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung davon betroffen. Für das Verarbeitende Gewerbe sowie den Bausektor wurde weitestgehend auf einschränkende Massnahmen verzichtet.

«Epidemiologischer Verlauf in ausgewählten Ländern»

Asymmetrische Erholung in den Wirtschaftssektoren

Die Zulassung verschiedener Impfstoffe seit Ende letzten Jahres und der Beginn der internationalen Impfkampagnen gegen das Virus schürten die Hoffnung auf ein rasches Ende der Pandemie. Das Aufkommen von neuen hochansteckenden Virusvarianten aus dem Vereinigten Königreich, Südafrika und Brasilien sowie die in vielen Ländern nur langsam voranschreitenden Impfkampagnen haben jedoch den weiteren Ausblick getrübt. Weiterhin hohe Infektionszahlen führten vielerorts dazu, dass Eindämmungsmassnahmen nochmals verlängert und der Grenzverkehr von Personen eingeschränkt wurden. Dies zeigt sich auch im Gesamteinkaufsmanagerindex für den Euroraum, der weiterhin eine schwache Dynamik aufweist und zuletzt im Februar auf 48.8 gestiegen ist. Der Anstieg ist vor allem auf das Verarbeitende Gewerbe zurückzuführen, während der Dienstleistungssektor im Februar weiterhin auf Talfahrt war. Auch der Economic Sentiment Index stieg im Februar, blieb aber weiterhin unterhalb seines langjährigen Mittelwerts, was eine schwache Dynamik im 1. Quartal 2021 erwarten lässt. Hierbei gibt es allerdings eine starke Divergenz zwischen den Branchen. Im Bau und im Verarbeitenden Gewerbe ist die Stimmung bereits wieder optimistisch und der Indikator auf Expansionspfad. Die Dienstleistungen und der Detailhandel leiden dagegen weiterhin unter den Restriktionen und deuten auf einen erneuten Rückgang der Wertschöpfung im 1. Quartal hin (siehe Grafik G 16). Demgegenüber sind in den USA sowohl die Industrieproduktion als auch der Detailhandel im Januar gestiegen. Der US-Einkaufsmanagerindex (ISM) ist nicht zuletzt aufgrund der verabschiedeten Konjunkturpakete weiter deutlich über die Expansionsschwelle gestiegen.

«Euroraum: Economic Sentiment Index»

Die Weltwirtschaft dürfte aus Schweizer Sicht im 1. Quartal 2021 leicht rückläufig sein, nachdem sie aufgrund positiver Impulse aus Ostasien und den USA im 4. Quartal 2020 positive Zuwächse verzeichnete (siehe Grafik G 17). Im 1. Quartal wird die chinesische Wirtschaft wohl weiter auf eine Normalisierung hinsteuern und auch die USA werden den wirtschaftlichen Erholungsprozess fortsetzen. Dagegen ist der Euroraum infolge der zweiten Pandemiewelle noch mitten in der Krise. Nach einem Rückgang des Bruttoinlandprodukts (BIP) zum Jahresende um annualisiert 2.6% dürfte die Produktion im 1. Quartal 2021 neuerlich sinken. Der Einbruch wird jedoch weitaus gemässigter ausfallen als noch während der ersten Welle. Der Industriesektor profitiert momentan von einer robusten Inlands- und Auslandsnachfrage und die unternehmensnahen Dienstleistungen haben sich als widerstandsfähiger erwiesen als noch während der ersten Welle. Die persönlichen Dienstleistungen, Gastgewerbe und Beherbergungen sowie Kunst und Kultur litten in ähnlichem Ausmass wie im ersten Lockdown. Dies widerspiegelt sich auch im privaten Konsum, welcher durch die Eindämmungsmassnahmen ebenfalls weiterhin stark eingeschränkt ist. Auch das BIP im Vereinigten Königreich dürfte im1. Quartal 2021 stark rückläufig sein (-16.3% annualisiert). Hier spielen neben einem erneuten strikten nationalen Lockdown auch das Ende der Mitgliedschaft im EU-Binnenmarkt und der Zollunion im Dezember 2020 sowie infolgedessen Lieferkettenprobleme eine Rolle.

Welt: «Regionale Beiträge zum BIP-Zuwachs»

Ab dem 2. Quartal erwartet die KOF eine einsetzende globale Erholung. Mit den fortschreitenden Impfkampagnen dürfte weltweit ein Abbau der Eindämmungsmassnahmen stattfinden und zu positiven Zuwachsraten führen. Im 3. Quartal nimmt die Weltwirtschaft aus Schweizer Sicht an Fahrt auf dank Aufholeffekten des privaten Konsums sowie einer kräftigeren Investitionsdynamik. Fiskalische Massnahmen wie das «Next Generation EU»-Paket, die Konjunkturprogramme in den USA sowie die weiterhin expansive Geldpolitik werden die Erholung der Weltwirtschaft weiter unterstützen. Verschiedene Einschränkungen wie «Social Distancing»-Massnahmen an öffentlichen Plätzen und erhöhte Kontrollen im internationalen Reiseverkehr werden noch eine Zeit bestehen bleiben, allerdings einen begrenzten Einfluss auf die Wertschöpfung haben. Mittelfristig dürften die höheren Arbeitslosenquoten und niedrigen Erwerbsquoten sowie das hohe Verschuldungsniveau der privaten und öffentlichen Haushalte jedoch auf die Ausgaben und die Konjunkturdynamik drücken.

Die aktuelle Konjunkturprognose der KOF für die Schweiz finden Sie in den externe SeiteKOF Analysen von Ende März.

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