KOF Konjunkturumfragen: Unternehmen spüren zum Jahresstart wieder stärkeren Gegenwind

Der KOF Geschäftslageindikator sinkt im Januar, nachdem er zum Jahresende 2020 leicht gestiegen war (siehe G 3). Während sich die Geschäftslage in den güterproduzierenden Bereichen stabil bis positiv entwickelt, straucheln vor allem einige Dienstleistungsbereiche. Die Pandemie treibt somit einen Keil zwischen die Entwicklung verschiedener Wirtschaftssektoren.

Elektroladen geschlossen

Unter der Pandemie leidet erneut die Geschäftslage in verschiedenen Dienstleistungsbereichen. Das Gastgewerbe, der Handel und die übrigen Dienstleistungen melden eine Verschlechterung. Im Gegensatz dazu ist die Geschäftslage im Verarbeitenden Gewerbe unverändert. Auch die neuerlichen Verschärfungen der Schutzmassnahmen durch den Bundesrat vom 13. Januar konnten dieser stabilen Lagebewertung kaum etwas anhaben. Ein Vergleich der Antworten vor und nach dem Entscheid zeigt keinen Meinungsumschwung im Verarbeitenden Gewerbe.

Im Baugewerbe, im Projektierungsbereich und bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen hellt sich die Lage im Januar sogar weiter auf. Die Ergebnisse zeigen auch für den Detailhandel eine Besserung. Allerdings sind die Schliessungen in den Daten hier wohl noch sehr eingeschränkt enthalten. (Siehe T 1)

KOF Geschäftslage Schweiz

Das Verarbeitende Gewerbe ist weiterhin auf Erholungskurs

Im Verarbeitenden Gewerbe ist die Geschäftslage trotz des widrigen Umfelds kaum verändert. Bei den stark binnenorientierten Unternehmen verbessert sich die Lage sogar. Die Nachfrage zieht insgesamt an und die Unzufriedenheit mit den Auftragsbeständen nimmt bei den Umfrageteilnehmenden leicht ab. Nachdem die Auslastung der Produktionskapazitäten im vierten Quartal erhöht wurde, ist die jüngste Steigerung bei den Bestellungen vermehrt aus den Lagerbeständen bedient worden. Dabei wären Produktionsreserven vorhanden, die technischen Kapazitäten sind unterdurchschnittlich ausgelastet. Die Produktion wurde aber seltener erhöht als im Herbst.

In den Baubereichen setzt sich die Erholung fort

In den mit der Bautätigkeit verbundenen Bereichen Baugewerbe und Projektierung verbessert sich die Geschäftslage weiter. Gegenüber Januar 2020 ist die Lage aber dennoch deutlich ungünstiger. Im Baugewerbe normalisiert sich die Kapazitätsauslastung. Die Unzufriedenheit mit den vorhandenen Auftragspolstern nimmt erneut ab und die Ertragslage ist weniger stark unter Druck als bisher. Über diese Normalisierung hinaus ist die Dynamik im Baugewerbe allerdings gering.

KOF Geschäftslageindikator

Schliessungen treffen den Detailhandel

Die Detailhändler melden zu Jahresbeginn eine weiterhin gute Geschäftslage – bei den grossen Unternehmen ist sie sogar ausgezeichnet. Die mittelgrossen und kleinen Betriebe beurteilen die Lage eher als durchschnittlich. Ein Grossteil der Antworten ging allerdings vor der erneuten Schliessung weiter Teile des Detailhandels ein. Möglicherweise rechneten viele Detailhändler nicht damit, dass sie erneut so stark eingeschränkt werden. Zwar waren sie bereits vor der Schliessung vorsichtig und planten, sich bei Bestellungen von neuen Waren zurückzuhalten. Doch sie rechneten insgesamt noch mit stabilen Umsatzzahlen in der nächsten Zeit.

Die Lage bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern ist gut

Die Geschäftslage bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern ist insgesamt gut und hat sich im Januar zudem weiter verbessert. Die Ertragslage entwickelt sich leicht positiv. Vor dem Hintergrund einer weiter steigenden Nachfrage erwarten die Finanzinstitute auch für die nächsten Monate eine moderat positive Ertragsentwicklung. Die Untergruppe der Banken hatte zuletzt allerdings etwas Probleme, die Erträge zu steigern. Dies, obwohl die verwalteten Vermögen vermehrt zugenommen haben. Das Zinsgeschäft ist aber unter Druck und das Handelsgeschäft leicht positiv.

Im Gastgewerbe ist die Lage in allen Tourismuszonen schlecht

Die zweite Corona-Welle trifft das Gastgewerbe ins Mark. In den Berg- und Seegebieten, in denen sich die Geschäftslage in der zweiten Jahreshälfte 2020 etwas erholen konnte, ist der Lageindikator im Januar wieder eingeknickt. Zudem gab es in den grossen Städten seit Pandemiebeginn keine spürbare Verbesserung. Insgesamt ist die Geschäftslage im Gastgewerbe daher sehr schlecht. Diesbezüglich gibt es auch keinen Unterschied zwischen den Beherbergungsbetrieben und der Gastronomie. Auch die Erwartungen für die kommenden drei Monate sind finster.

Bei den übrigen Dienstleistern schlägt die zweite Pandemiewelle erneut durch

Im Wirtschaftsbereich übrige Dienstleistungen sorgt die Pandemie für eine erneute Eintrübung der Lage. Nachdem sich die Geschäftslage in der zweiten Jahreshälfte 2020 ein wenig erholt hatte, wird sie im Januar wieder ungünstiger bewertet. Allerdings ist sie momentan deutlich weniger schlecht als im Frühjahr des vergangenen Jahres. Zudem sind die Erwartungen bezüglich der Entwicklung in den nächsten sechs Monaten zuversichtlich.

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom Januar 2021 sind die Antworten von mehr als 4500 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 60%.

Die detaillierten Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen (inklusive Tabellen und Grafiken) finden Sie auf unserer Webseite.

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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