Wie startet der Detailhandel ins Weihnachtsgeschäft?

Für den Detailhandel ist das Weihnachtsgeschäft von grosser Bedeutung. Der November und noch mehr der Dezember sind häufig die umsatzstärksten Monate des Jahres. Die KOF hat dem Detailhandel darum den Puls gefühlt. Nachdem er sich in der Schweiz und den Nachbarländern nach dem Einbruch im Frühjahr rasch wieder erholte, nimmt die Zuversicht im November ab – in der Schweiz nur leicht und in Österreich stark.

Detailhandel

Angesichts steigender Infektionszahlen wurden die Corona-Schutzmassnahmen im Herbst in vielen Ländern wieder verstärkt. Die gewählten Massnahmenpakete unterscheiden sich aber. So bleiben die Detailhandelsgeschäfte etwa in Deutschland während des sogenannten «Lockdown light» bislang geöffnet. Dagegen mussten in Österreich Mitte November die Geschäfte schliessen, mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften, Drogerien und Apotheken. In der Schweiz wird der Detailhandel bislang vom Bundesrat nicht flächendeckend beschränkt. Allerdings sahen sich verschiedene Kantone zu weitergehenden Schritten gezwungen. So erklärte beispielsweise der Kanton Genf Anfang November den Notstand und viele Geschäfte mussten die Türen schliessen.

Angesichts dieser Umstände und der Wichtigkeit des Weihnachtsgeschäfts stellt sich die Frage, wie die Detailhändler ihre Situation derzeit bewerten. Die Entwicklung im internationalen Vergleich lässt sich mit dem sogenannten Vertrauensindikator (Confidence Indicator) darstellen, der von der EU-Kommission für alle Mitgliedsländer publiziert wird.

Ein vergleichbarer Indikator für die Schweiz wird von der KOF berechnet. Er wird als Mittelwert aus drei Fragen der Konjunkturumfragen im Detailhandel gebildet. Im Zentrum stehen die Entwicklung der Verkäufe in den vergangenen drei Monaten, die Beurteilung der momentanen Warenbestände und die erwarteten Verkäufe (oder Umsätze) in den nächsten drei Monaten. Unterschiede in den Verläufen der Vertrauensindikatoren lassen sich aber nicht kausal auf die Schutzmassnahmen zurückführen. Auch Massnahmen zur allgemeinen Einkommenssicherung oder Verhaltensänderungen der Konsumentinnen und Konsumenten können hier beispielsweise eine Rolle spielen.

Nur in der Schweiz deutlicher Anstieg über das Vorkrisenniveau

Grafik 9 zeigt die Verläufe der Vertrauensindikatoren für die Schweiz und unsere Nachbarn Deutschland und Frankreich. In allen drei Ländern hat sich die Lage nach dem Einbruch im Frühjahr bald verbessert. Eine rasche Erholung des Detailhandels ist somit kein rein schweizerisches Phänomen. Allerdings ist der Indikator nur in der Schweiz sehr deutlich über das Vorkrisenniveau gestiegen. Grafik 10 zeigt, dass der Vertrauensindikator auch in den anderen beiden Nachbarländern Italien und Österreich den Sommer über tendenziell gestiegen ist, wobei er in Österreich unterdurchschnittlich blieb.

Die letzten Werte in den Grafiken basieren auf den Konjunkturumfragen vom November. Die jüngsten Resultate zeigen für die Schweiz und ebenso für Italien einen vergleichsweise leichten Rückgang des Vertrauensindikators. In Deutschland und Frankreich ist der Rückgang deutlicher und in Österreich bricht der Indikator wieder ein, wenn auch nicht so stark wie im Frühjahr.

Vertrauensindikator im Detailhandel
Vertrauensindikator im Detailhandel

Innerhalb der Schweiz lässt sich die regionale Entwicklung über den Geschäftslageindikator veranschaulichen. Für diesen Indikator werden die Unternehmen gebeten, ihre aktuelle Geschäftslage zu bewerten. Sie kann als gut, befriedigend oder schlecht eingestuft werden. Der Indikator für die Schweiz insgesamt hat im Detailhandel im November nachgegeben. Grafik 11 zeigt, dass die negative Entwicklung in der Genferseeregion stärker ausgeprägt ist, wobei die Lage hier schon zuvor nicht ganz so gut war wie im Gesamtdurchschnitt. Im Unterschied dazu war die Lage in der Nordwestschweiz überdurchschnittlich, wobei es auch hier jüngst zu einer Eintrübung kommt. In Grafik 12 lässt sich Ähnliches für das Tessin erkennen. Dort war die Lage insbesondere im Sommer überdurchschnittlich gut. In der Region Zürich setzte sich dagegen jüngst die Erholung fort, die zuvor allerdings vergleichsweise harzig verlaufen war.

Geschäftslage im Detailhandel
Geschäftslage im Detailhandel

Weitere Informationen zu den KOF Konjunkturumfragen finden Sie hier.

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
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  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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