Wie die COVID-19-Betroffenheit von Schweizer Unternehmen gemessen wird

Die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Schutzmassnahmen betreffen zahlreiche Firmen in der Schweiz. Um einen zeitnahen und umfassenden Überblick über diese Betroffenheit zu erhalten, werden die Webseiten der Schweizer Firmen auf die Verwendung von entsprechenden Begriffen hin untersucht und die Resultate nach Firmengrösse, Branche und Standort unterteilt.

Mit dieser Untersuchung soll die Betroffenheit von Schweizer Unternehmen durch die COVID-19-Pandemie gemessen werden, wobei zwei Ziele im Vordergrund stehen. Zum einen soll ein grösstmöglicher Abdeckungsgrad der Schweizer Wirtschaft erreicht werden und zum anderen wird die Erhebung wöchentlich aktualisiert. Das ist mit herkömmlichen Umfrageinstrumenten kaum machbar, deshalb wird die Methode des «Web-Scrapings» verwendet.

Die Betroffenheit wird anhand des Begriffs «Coronavirus» oder Synonymen davon auf den Webseiten von rund 50 000 Schweizer Unternehmen erfasst. Damit wird nichts über die Art des Einflusses ausgesagt, also ob die Unternehmen positiv oder negativ betroffen sind. Der Indikator zeigt aber, dass sich die Neigung der Unternehmen, auf ihren Webseiten über Corona zu informieren, nach Branchen und Grössenklassen deutlich unterscheidet. Im Zeitablauf ist innerhalb der Aggregate ersichtlich, ob sich die so definierte Betroffenheit verändert.

Betroffenheit nach Unternehmensgrösse

Grafik G 4 zeigt die Betroffenheit und ihre Veränderung nach Unternehmensgrössenklassen. Zu Beginn der Beobachtungsperiode ist in allen Grössenklassen eine Zunahme der Betroffenheit zu beobachten, welche bei den grösseren Unternehmen relativ stärker ausfällt. Gegen Ende des Beobachtungszeitraums zeigt sich in allen Grössenklassen eine Stagnation im Vergleich zu den Vorwochen. Die Neigung, über Corona auf den Webseiten zu informieren, korreliert dabei stark mit der Unternehmensgrösse.

Corona-Betroffenheit nach Unternehmensgrösse

Betroffenheit nach Branche

Grafik G 5 zeigt die Betroffenheit und ihre Veränderung nach Branchen. Zu Beginn ist in allen Branchen eine starke Zunahme der Kommunikation über Veränderungen bezüglich der Pandemie zu beobachten, die sich gegen Ende des Beobachtungszeitraums leicht abschwächt bzw. stagniert. Die Schwankungen über die letzten Wochen hinweg sind eher gering. Jedoch zeigt sich bei einigen Branchen eine Zunahme – etwa in der Pharma und vor allem in der Telekommunikation –, während vor allem im Detailhandel ein leichter Rückgang zu sehen ist.

Auf Basis des Indikators können bei derzeitigem Forschungsstand noch keine allgemeinen Aussagen über die Art der Betroffenheit gemacht werden. Es ist jedoch naheliegend, dass beispielsweise die Pharmaindustrie eher in einem positiven Sinne über die Adaption der Forschungsaktivitäten in diesem Bereich informiert, während im Gastgewerbe eher in einem negativen Sinne über Probleme kommuniziert wird.

Corona-Betroffenheit nach Branchen

Betroffenheit nach Kantonen

Zur Untersuchung der Betroffenheit nach Kantonen wird auf den sogenannten «heartbeat»-Indikator zurückgegriffen. Dabei handelt es sich um einen Aktivitätswert, der die Häufigkeit und den Umfang der Änderungen (Aktualisierungen) widerspiegelt, die der Eigentümer einer Webseite vorgenommen hat. Der Indikator ist von Dataprovider.com entwickelt worden und wird monatlich aktualisiert.

Grafik G 6 zeigt den Anteil der Unternehmenswebseiten mit einem hohen bis extrem hohen Aktualisierungsgrad («heartbeat»), die eine Corona-Betroffenheit anzeigen. Es wird deutlich, dass die Unternehmen in der Westschweiz (mit Ausnahme von Freiburg) mit Stand Mitte April eine relativ starke Betroffenheit aufweisen. Das könnte mit den höheren Ansteckungsraten und/oder mit der unterschiedlichen Branchenstruktur in den Westschweizer Kantonen zusammenhängen. Auch hier sind allerdings noch tiefer gehende Analysen notwendig, um die Unterschiede besser zu verstehen.

Corona-Betroffenheit nach Kantonen

Die Werte für die einzelnen Kantone und die zeitliche Entwicklung sowie ein internationaler Vergleich sind auf der Website externe Seitehttps://kof-inno.shinyapps.io/corona abgebildet.

Kontakt

Prof. Dr. Martin Wörter
Dozent am Departement Management, Technologie und Ökonomie
  • LEE F 111
  • +41 44 632 51 51

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert