KOF Geschäftslageindikator: Sturzflug gestoppt

Der KOF Geschäftslageindikator hat im Mai nach seinem Absturz vom Vormonat wieder Boden unter den Füssen gewonnen: Der Indikator steigt minimal. Dennoch bewerten die Schweizer Unternehmen ihre derzeitige Lage als deutlich schlechter als während der Finanzkrise 2009. Die Schweizer Konjunktur ist weiterhin im Rezessionsmodus, sie befindet sich aber nicht mehr im freien Fall.

Geschäftslageindikator

Die Wirtschaftsbereiche entwickeln sich im Mai unterschiedlich. Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen hellt sich die Lage deutlich auf (siehe Tabelle T 3). Nur noch wenig verändert sich die Geschäftslage im Projektierungsbereich, im Baugewerbe und im Detailhandel – dies nach massiven Rückschlägen im Vormonat. Im Verarbeitenden Gewerbe sackt der Geschäftslageindikator dagegen weiter ab. Der Bestellungseingang verlangsamt sich hier und die Auftragsbestände sinken. Gleichzeitig wird mehr auf Lager produziert. Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber auch im Verarbeitenden Gewerbe: Die Erwartungen zum Bestellungseingang in der nächsten Zeit sind nicht mehr so negativ wie im April.

Geschäftslage Schweiz

Regional betrachtet, geht die Stabilisierung von den BFS-Grossregionen Zentralschweiz, Zürich sowie (auf sehr niedrigem Niveau) dem Genferseegebiet aus (siehe Grafik G 11). Zudem ist der Geschäftslageindikator in der Ostschweiz, dem Tessin und dem Espace Mittelland im Mai nur leicht gesunken. Etwas stärker im Minus ist er in der Nordwestschweiz.

Geschäftslage

Die KOF Geschäftslage verdeutlicht die augenblickliche konjunkturelle Situation der Unternehmen. Das KOF Konjunkturbarometer ist dagegen ein Indikator für die Konjunkturperspektiven. Die Konjunkturuhr zeigt, dass die Konjunktur im Jahr 2019 unter Druck war (siehe Grafik G 12). Das Konjunkturbarometer verharrte das ganze Jahr unter seinem langjährigen Durchschnittswert und die Geschäftslage kühlte sich schrittweise ab. Zu Jahresbeginn 2020 waren die Aussichten für die Schweizer Konjunktur wieder günstiger. Mit der COVID-19-Pandemie kommt es aber zu einer starken Bremsung der Wirtschaftsaktivität. Trotz der schrittweisen Lockerung der Schutzmassnahmen sind die Konjunkturperspektiven weiterhin sehr trübe.

Konjunkturuhr

Erläuterung

Grafik G 10 zeigt die KOF Geschäftslage über alle in die Befragung einbezogenen Wirtschaftsbereiche. Für Wirtschaftsbereiche, die nur vierteljährlich befragt werden, wird die Geschäftslage in den Zwischenmonaten konstant gehalten.

Grafik G 11 stellt die Geschäftslage in den Grossregionen gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) dar. Die Regionen sind je nach Geschäftslage unterschiedlich eingefärbt. Die Pfeile innerhalb der Regionen deuten die Veränderung der Lage im Vergleich zum Vormonat an. Ein aufwärts gerichteter Pfeil bedeutet etwa, dass sich die Lage im Vergleich zum Vormonat verbessert hat.

In der KOF Konjunkturuhr (Grafik G 12) wird der Geschäftslageindikator gegen das KOF Konjunkturbarometer abgetragen. Der Lageindikator spiegelt die derzeitige konjunkturelle Situation wider, während das Barometer ein Frühindikator für die Veränderung der Aktivität ist. Die Uhr lässt sich in Quadranten einteilen: Während der Erholungsphase ist die Geschäftslage unterdurchschnittlich, aber die Wachstumsperspektiven sind überdurchschnittlich. Im Konjunkturhoch sind die Lage und die Perspektiven überdurchschnittlich. Während der Abkühlungsphase ist die Lage über dem Durchschnitt und die Perspektiven darunter. Im Konjunkturtief sind Lage und Perspektiven unterdurchschnittlich. Idealtypisch durchläuft der Graph die Quadranten im Uhrzeigersinn.

Die KOF Geschäftslage basiert auf mehr als 4500 Meldungen von Betrieben in der Schweiz. Monatlich werden Unternehmen in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Detailhandel, Baugewerbe, Projektierung sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen befragt. Unternehmen im Gastgewerbe, im Grosshandel und in den übrigen Dienstleistungen werden vierteljährlich, jeweils im ersten Monat eines Quartals, befragt. Die Unternehmen werden unter anderem gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen. Sie können ihre Lage mit «gut», «befriedigend» oder «schlecht» kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten «gut» und «schlecht».

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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