Wie beeinflusst die Digitalisierung den Arbeitsalltag?

Erhöhte Arbeitsproduktivität, interessantere Arbeit, einfachere Interaktion mit Arbeitskollegen und Vorgesetzten, mehr Zeitdruck: Forschende der KOF haben Diplomierte von Höheren Fachschulen dazu befragt, inwiefern die Digitalisierung ihre Arbeit verändert. Es zeigt sich, dass der Einfluss bedeutend ist. Allerdings unterscheidet er sich nach Geschlecht und Alter.

Unter Digitalisierung versteht man den Wandel zu digitalen Prozessen und Produkten mittels Informations- und Kommunikationstechnologien. Dieser Wandel kann sowohl neue Jobs kreieren als auch existierende Jobs ersetzen. Die Digitalisierung kann aber auch den Arbeitsalltag verändern und dadurch die Arbeitszufriedenheit beeinflussen. So kann sie zum Beispiel den Anteil an repetitiven Aufgaben reduzieren und flexiblere Arbeitsformen wie etwa Homeoffice ermöglichen. Digitalisierung kann aber auch den Zeitdruck bei der Arbeit erhöhen oder den Übergang zwischen Arbeits- und Freizeit verwischen.

Da diesbezüglich noch kaum Evidenz vorliegt, untersucht dieser Beitrag anhand einer im Herbst 2019 durchgeführten Befragung von mehr als 3000 Diplomierten HF (Höhere Fachschule), wie sich die Digitalisierung auf den Arbeitsalltag auswirkt.1

Höhere Produktivität, interessantere Arbeit

Die erste Spalte der Grafik 11 zeigt, wie stark die Digitalisierung die Arbeit der Befragten im letzten Jahr beeinflusst hat (auf einer Skala von 1 bis 5). Es zeigt sich, dass der Einfluss bedeutend war. Der Durchschnitt von 3.5 ist insbesondere deshalb als hoch zu werten, weil sich die Frage auf das letzte Jahr bezieht.

Die Befragten haben zudem angegeben, inwiefern sie Aussagen zu unterschiedlichen Aspekten des Einflusses zustimmen (rechte Seite von Grafik 11). So geben sie an, dass Digitalisierung insbesondere die Arbeitsproduktivität erhöht, die Arbeit interessanter macht, die Interaktion mit ArbeitskollegInnen und Vorgesetzten vereinfacht sowie flexiblere Arbeitsformen (z.B. Homeoffice) ermöglicht.

Allerdings erhöht Digitalisierung auch den Zeitdruck bei der Arbeit. Hingegen empfinden die Befragten einen geringen Einfluss auf die Work-Life-Balance und gehen kaum davon aus, dass ihre Stelle durch die Digitalisierung gefährdet ist. Dieses Urteil könnte je nach Bevölkerungsgruppe variieren. Die präsentierten Ergebnisse sind deshalb nicht notwendigerweise repräsentativ für die schweizerische Bevölkerung, sondern beziehen sich auf Diplomierte und Studierende einer HF.

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Frauen weniger beeinflusst von der Digitalisierung als Männer

Grafik 12 zeigt die Unterschiede in den Antworten zwischen den Geschlechtern. Der Koeffizient in der ersten Spalte zeigt, dass die weiblichen Befragten den Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeit als weniger stark einschätzen als die männlichen Befragten.

Betrachtet man die rechte Achse, zeigt sich, dass die Antworten der weiblichen Befragten sowohl bei den positiven als auch bei den negativen Aspekten weniger deutlich ausfallen. Ihrer Ansicht nach erhöht die Digitalisierung den Zeitdruck weniger stark, sie profitieren aber auch weniger stark von einer Erhöhung der Autonomie und von der Reduktion repetitiver Aufgaben. Zudem hat die Digitalisierung für Frauen einen weniger starken Einfluss darauf, wie interessant die Arbeit ist und wie produktiv sie sind. Ausserdem wird in ihrer Wahrnehmung der Übergang von Arbeits- und Freizeit weniger verwischt, sie profitieren aber auch weniger von flexibleren Arbeitsformen. Diese positiven Effekte der Digitalisierung kommen bei ihnen also weniger stark zum Tragen. Keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt es bei der Frage nach einer Verschlechterung der Work-Life-Balance und einer vereinfachten Interaktion mit ArbeitskollegInnen und Vorgesetzten.

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Jüngere Angestellte profitieren eher von positiven Effekten

Grafik 13 zeigt die Unterschiede zwischen jungen (< 35 Jahren) und älteren Arbeitnehmenden (>= 35 Jahren). Die erste Spalte zeigt, dass der Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeit insgesamt als gleich stark beurteilt wird. Betrachtet man die Unterschiede hinsichtlich der einzelnen Aspekte, wird deutlicher, dass sich die Effekte nach Altersgruppe unterscheiden.

So erhöht die Digitalisierung den Zeitdruck bei jüngeren Angestellten weniger stark als bei älteren. Zudem geben Junge weniger oft an, dass ihre Stelle durch die Digitalisierung gefährdet ist und dass sich die Work-Life-Balance verschlechtert. Ausserdem verwischt die Digitalisierung den Übergang zwischen Arbeits- und Freizeit bei Jüngeren relativ weniger. Im Gegensatz dazu sind die restlichen positiven Effekte der Digitalisierung für Junge stärker ausgeprägt. Zum Beispiel geben sie eher an, dass Digitalisierung die Autonomie erhöht und den Anteil an repetitiven Aufgaben reduziert. Des Weiteren erlaubt der digitale Wandel ihnen relativ mehr flexiblere Arbeitsformen und eine relativ einfachere Interaktion mit ArbeitskollegInnen und Vorgesetzten.

Schliesslich zeigen die Auswertungen, dass sich der Einfluss der Digitalisierung auf die Produktivität und die Interessantheit der Arbeit nach Altersgruppen nicht unterscheidet.

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Literatur

Pusterla, F., T. Bolli, & U. Renold (2020): Wie beeinflusst die Digitalisierung den Arbeitsalltag? ODEC Bulletin, 2020 (1): 6-8, Winterthur: ODEC.

1) Die Autoren danken der ODEC (Dachorganisation der dipl. Absolventinnen und Absolventen HF aller Fachrichtungen) für die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Salärumfrage spezifische Fragen zum digitalen Wandel im Arbeitsalltag der HF-AbsolventInnen durchzuführen. Der vorliegende Beitrag basiert auf der Umfrage 2019.

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