KOF Geschäftslageindikator: Schwarze Wolken ziehen auf

Der KOF Geschäftslageindikator sinkt im März deutlich. Er ist auf den niedrigsten Stand seit Frühjahr 2017 gefallen. Mit Sorge blicken die Unternehmen vor allem auf die Entwicklung in der nächsten Zeit: Die Nachfrageerwartungen werden in allen befragten Wirtschaftsbereichen deutlich reduziert. Die Coronavirus-Pandemie schwebt über der Schweizer Wirtschaft.

Die Befragungsergebnisse vom März beruhen auf Antworten, die zwischen dem 1. und 20. März eingegangen sind. Die Mehrzahl der Umfrageteilnehmenden hat daher nach dem Ausbruch des Coronavirus in Europa, aber noch vor Erklärung der «ausserordentlichen Lage» durch den Bundesrat am 16. März geantwortet. Gleichwohl zeigen die Daten deutliche Auswirkungen der Pandemie.

In fast allen im März befragten Wirtschaftsbereichen verschlechtert sich die Geschäftslage (siehe Tabelle T 1). Im Verarbeitenden Gewerbe gibt der Lageindikator deutlich nach. Damit ist die Besserung, die in den ersten beiden Monaten dieses Jahres verzeichnet wurde, mehr als zunichtegemacht. Während bei den binnenorientierten Unternehmen die Geschäftslage recht stabil ist, verschlechtert sie sich bei den exportorientierten Unternehmen erheblich. Insgesamt wurden die Antworten zur Geschäftslage im Verlauf des Monats zunehmend negativer. Recht gut hält sich die Lage allerdings bei den Produzenten von Nahrungs- und Genussmitteln sowie im Bereich Chemie und Pharma.

Im Baugewerbe und bei den Projektierungsbüros sinkt der Geschäftslageindikator ebenfalls. Wobei sich hier im Verlauf des Monats keine Intensivierung der Abwärtstendenz zeigt. Ebenfalls ungünstiger als im Vormonat ist die Geschäftslage im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Im Detailhandel bleibt der Geschäftslageindikator nach einer Abkühlung im Vormonat im März stabil.

Skepsis herrscht aber vor allem bezüglich der weiteren Entwicklung. Die Nachfrageerwartungen wurden in allen Wirtschaftsbereichen kräftig nach unten korrigiert. Dabei ist der Pessimismus ausgeprägter, je später im Monat die Unternehmen geantwortet haben.

Geschäftslageindikator

Die Verschlechterung der Geschäftslage durchzieht alle BFS-Grossregionen, mit Ausnahme der Zentralschweiz, wo sich die Lage im Vormonat negativ entwickelt hatte (siehe Grafik G 2). In den übrigen Regionen sinkt der Lageindikator – im Espace Mittelland, in der Region Genfersee, in der Nordwestschweiz, der Ostschweiz, dem Tessin und der Region Zürich.

Regionen

Die KOF Geschäftslage verdeutlicht die augenblickliche konjunkturelle Situation der Unternehmen. Das KOF Konjunkturbarometer ist dagegen ein Indikator für die Konjunkturperspektiven. Die Konjunkturuhr zeigt, dass im Jahr 2019 die Konjunktur unter Druck war (siehe Grafik G 3). Das KOF Konjunkturbarometer verharrte das ganze Jahr unter seinem langjährigen Durchschnittswert und die Geschäftslage kühlte sich schrittweise ab. Zu Jahresbeginn 2020 waren die Aussichten für die Schweizer Konjunktur wieder günstiger. Mit der Coronavirus-Pandemie haben sich die Perspektiven allerdings wieder verdüstert.

Konjunkturuhr

Erläuterung

Grafik G 1 zeigt die KOF Geschäftslage über alle in die Befragung einbezogenen Wirtschaftsbereiche. Für Wirtschaftsbereiche, die nur vierteljährlich befragt werden, wird die Geschäftslage in den Zwischenmonaten konstant gehalten.

Grafik G 2 stellt die Geschäftslage in den Grossregionen gemäss Bundesamt für Statistik dar. Die Regionen sind je nach Geschäftslage unterschiedlich eingefärbt. Die Pfeile innerhalb der Regionen deuten die Veränderung der Lage im Vergleich zum Vormonat an. Ein aufwärts gerichteter Pfeil bedeutet etwa, dass sich die Lage im Vergleich zum Vormonat verbessert hat.

In der KOF Konjunkturuhr (Grafik G 3) wird der Geschäftslageindikator gegen das KOF Konjunkturbarometer abgetragen. Der Lageindikator spiegelt die derzeitige konjunkturelle Situation wider, während das Barometer ein Frühindikator für die Veränderung der Aktivität ist. Die Uhr lässt sich in Quadranten einteilen: Während der Erholungsphase ist die Geschäftslage unterdurchschnittlich, aber die Wachstumsperspektiven sind überdurchschnittlich. Im Konjunkturhoch sind die Lage und die Perspektiven überdurchschnittlich. Während der Abkühlungsphase ist die Lage über dem Durchschnitt und die Perspektiven darunter. Im Konjunkturtief sind Lage und Perspektiven unterdurchschnittlich. Idealtypisch durchläuft der Graph die Quadranten im Uhrzeigersinn.

Die KOF Geschäftslage basiert auf mehr als 4500 Meldungen von Betrieben in der Schweiz. Monatlich werden Unternehmen in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Detailhandel, Baugewerbe, Projektierung sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen befragt. Unternehmen im Gastgewerbe, im Grosshandel und in den übrigen Dienstleistungen werden vierteljährlich, jeweils im ersten Monat eines Quartals, befragt. Die Unternehmen werden unter anderem gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen. Sie können ihre Lage mit «gut», «befriedigend» oder «schlecht» kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten «gut» und «schlecht».

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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