Unternehmen wollen vermehrt in den Umweltschutz investieren

Die Investitionstätigkeit in der Schweiz wird sich in diesem Jahr weiter verlangsamen. Das zeigen die Resultate der halbjährlichen KOF Investitionsumfrage. Das von Unsicherheit geprägte, internationale Umfeld hat das Ausgabenwachstum der Unternehmen gebremst. Markant an Bedeutung gewonnen haben allerdings Investitionen für den Umweltschutz und die Erfüllung gewerberechtlicher Auflagen.

Solarpanels

Die Schweizer Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr nur moderat entwickelt. Während die Wirtschaftsleistung 2018 preisbereinigt um 2.8% zunahm, resultierte für das Gesamtjahr 2019 ein BIP-Wachstum von 0.9%.

Das internationale Umfeld, das von grossen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, einem rezessiven Welthandel sowie einer konjunkturellen Schwächephase im Euroraum geprägt war, hat dabei nicht nur die Schweizer Konjunktur im Allgemeinen, sondern auch die Investitionstätigkeit der Unternehmen im Besonderen gebremst. Das Wachstum der Anlageinvestitionen hat sich 2018 preisbereinigt auf 1.1% verlangsamt (siehe Grafik G1). Auch 2019 dürften die Investitionen im historischen Vergleich nur moderat ausgefallen sein. Zwar haben die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sowie die internationalen Abwärtsrisiken gegen Jahresende leicht abgenommen. Trotzdem gab es weder von der Aussen- noch von der Binnenwirtschaft Impulse, die zu einer grundlegenden Belebung der Konjunktur geführt hätten. In diesem ambivalenten Umfeld belief sich die Zunahme der realen Investitionstätigkeit im Jahr 2019 auf 0.8%.

Anlageinvestitionen

Die Investitionstätigkeit der Unternehmen beeinflusst die konjunkturelle Entwicklung massgebend. Für Konjunkturanalysen und -prognosen ist es deshalb wesentlich, möglichst frühzeitig über zuverlässige Informationen zu den Investitionsvorhaben der Unternehmen zu verfügen. Aus diesem Grund führt die KOF jeweils im Frühjahr und im Herbst eine Umfrage bei Unternehmen in der Schweiz durch.

Realisierungssicherheit hat abgenommen

Die Resultate der aktuellen KOF Investitionsumfrage vom Herbst 2019 ermöglichen nun erste Einschätzungen zur Investitionstätigkeit im Jahr 2020. Die Umfrageergebnisse deuten insgesamt auf weiterhin verhaltene Investitionsabsichten hin. Die Wachstumsrate der Anlageinvestitionen verlangsamt sich von nominal 6.1% im vergangenen Jahr auf 5.6% im Jahr 2020.1 Die zögerliche Haltung der Unternehmen spiegelt sich auch in den qualitativen Aussagen der Umfrageteilnehmenden wider, die mehrheitlich angeben, ihre Investitionen im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 nicht weiter erhöhen zu wollen. Dies gilt insbesondere für Investitionen in Ausrüstungen und Bauten (siehe Grafik G2). 66.5% der Teilnehmenden wollen dieses Jahr ihre Ausrüstungsinvestitionen unverändert lassen oder reduzieren (gegenüber 62.4% in der Umfrage vom Herbst 2018). Dasselbe trifft bei den Bauinvestitionen auf gar 74.6% der Teilnehmenden zu (gegenüber 69.7% im Herbst 2018). Im Gegensatz dazu sollen vermehrt Investitionen in Forschung und Entwicklung getätigt werden, wie 13.1% der Teilnehmenden berichten (gegenüber 10.5% im Herbst 2018).

Investitionstendenzen

Bei den für die Jahre 2019 und 2020 erhobenen Investitionszahlen handelt es sich um Investitionsabsichten, deren Realisierung noch nicht sicher ist. Um die Präzision der aus den Plänen resultierenden Veränderungsrate zu bestimmen, wurden die Unternehmen nach ihrer subjektiven Realisierungssicherheit der geplanten Investitionen gefragt. Im Herbst 2018 bewerteten 91.4% der Unternehmen ihre Investitionspläne für das nächste Jahr als «sehr sicher» oder «ziemlich sicher». In der aktuellen Umfrage war dies noch bei 88.9% der Teilnehmenden der Fall (siehe Grafik G3). Per Saldo ist die Realisierungssicherheit gar um 5.4 Prozentpunkte geringer als noch vor einem Jahr. Dies widerspiegelt ein Umfeld, das von insgesamt grösseren Unsicherheiten geprägt ist. Am stärksten hat die Realisierungssicherheit im Verarbeitenden Gewerbe abgenommen.

Realisierungssicherheit

Technologische Entwicklung treibt Investitionen an

Die geplanten Investitionen dienen überwiegend dem Ersatz, gefolgt von der Erweiterung und der Rationalisierung (siehe Grafik G4). Aus konjunktureller Sicht kommen diesen Kategorien unterschiedliche Bedeutungen zu. Ersatzinvestitionen dienen dem Ersatz bereits existierender und abgenutzter Anlagen und verändern die Produktionskapazität nicht. Demgegenüber erhöhen Erweiterungsinvestitionen den Kapitalstock und damit die Produktionskapazität und können darüber hinaus als Indikator für die Wachstumserwartungen der Unternehmen gedeutet werden. Rationalisierungsinvestitionen wiederum haben eine Kostensenkung zum Ziel: Durch den Ersatz bestehender Produktionsanlagen durch effizientere versuchen die Unternehmen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

Struktur der Investitionen

Während Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen gegenüber der Umfrage vom Herbst 2018 nahezu unverändert sind, haben Rationalisierungen leicht zugenommen. Dies deckt sich mit der Absicht der Mehrheit der Umfrageteilnehmenden, im Jahr 2020 ihre Produktionskapazitäten weniger stark auszuweiten als noch 2019. Gleichzeitig hat ein weiteres Investitionsziel – Investitionen für den Umweltschutz und die Erfüllung gewerberechtlicher Auflagen – markant an Bedeutung gewonnen, insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor. 43% der befragten Unternehmen geben an, dieses Jahr in Umweltschutzmassnahmen investieren zu wollen. Im Herbst 2018 war dies bloss bei 32% der Unternehmen der Fall. Innerhalb der letzten sechs Jahre hat sich damit der Anteil von Unternehmen mit dem entsprechenden Investitionsziel fast verdoppelt.

Die Investitionstätigkeit wird denn auch primär von der technologischen Entwicklung angetrieben. In der diesjährigen Umfrage hat dieser Einflussfaktor im Vergleich zum Vorjahr abermals an Bedeutung gewonnen (per Saldo von 59.7 Punkten auf 62.3 Punkte) und die Nachfrageentwicklung an der Spitze als Hauptstimulus abgelöst (siehe Grafik G5). Sowohl die Nachfrage als auch finanzielle Ressourcen haben als Einflussfaktoren deutlich nachgegeben und werden vermehrt als Faktoren genannt, die die künftige Investitionstätigkeit in negative Richtung beeinflussen und bremsen.

Einflussfaktoren der Investitionen

Zur Umfrage

Die konjunkturelle Entwicklung wird durch die Investitionstätigkeit der Unternehmen stark beeinflusst. Aus diesem Grund führt die KOF jeweils im Frühjahr und im Herbst eine Umfrage bei inländischen Unternehmen durch. Als Basis der aktuellen KOF Investitionsumfrage vom Herbst 2019 dient ein Panel von über 14 000 Firmen, welches die Schweizer Wirtschaftsstruktur nachbildet. Sowohl der Staatssektor, halböffentliche Unternehmen als auch private Haushalte bleiben bei der Berechnung der Investitionszahlen unberücksichtigt. An der aktuellen Umfrage nahmen insgesamt über 3400 Unternehmen teil.

1) Die Veränderungsraten der Umfrageergebnisse bilden die Anlageinvestitionen privater Unternehmen in der Schweiz ab. Die Landwirtschaft, private Haushalte und halböffentliche Unternehmen werden nicht bzw. nur teilweise berücksichtigt. Die Veränderungsraten sind daher nicht direkt mit jenen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) vergleichbar.

Weitere Informationen zur Investitionsumfrage finden Sie hier.

Kontakt

Pascal Seiler
  • LEE G 113
  • +41 44 632 89 44

KOF FB Konjunkturumfragen
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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