KOF Konjunkturumfragen vom Januar 2020: Unternehmen atmen zu Jahresbeginn durch

Die Geschäftslage der Schweizer Unternehmen hellt sich im Januar geringfügig auf (siehe Grafik G 13). Sie ist momentan zwar klar ungünstiger als im Januar vergangenen Jahres. Nach einem sehr schwachen ersten Halbjahr 2019 hat sich die Lage seit dem Herbst aber stabilisiert. Die Schweizer Wirtschaft kann sich aus dem Abwärtssog befreien.

Geschäftslageindikator

Geschäftslage nach Wirtschaftsbereichen

Die Aufhellung der Geschäftslage ist in fast allen Wirtschaftsbereichen zumindest leicht sichtbar. Die einzige Ausnahme bildet der Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Hier ist die Lage nicht mehr ganz so positiv wie im Dezember, sie bleibt aber sehr gut. In allen anderen Wirtschaftsbereichen ist der Geschäftslageindikator geringfügig gestiegen (Verarbeitendes Gewerbe und Projektierungsbereich) oder sogar deutlicher im Plus (Baugewerbe, Detailhandel, Grosshandel und übrige Dienstleistungen). Die Geschäftslage hellt sich somit insgesamt zwar nur leicht auf, die Besserung ist dafür aber recht breit in der Wirtschaft erkennbar.

Die Wirtschaftsbereiche im Einzelnen

Im Verarbeitenden Gewerbe stabilisiert sich die Situation, die Unternehmen hoffen zudem auf einen leicht lebhafteren Bestellungseingang in der nächsten Zeit. Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Geschäftslageindikator im Januar nicht weiter gesunken. Damit hebt sich der Jahresstart 2020 von der Entwicklung im vergangenen Jahr ab: 2019 ist der Geschäftslageindikator im Verarbeitenden Gewerbe in allen zwölf Monaten gesunken. Die Auslastung der technischen Kapazitäten wurde jüngst nicht mehr weiter reduziert und die Unzufriedenheit mit den vorhandenen Auftragsbeständen nimmt nicht weiter zu. Allerdings geht die Stabilisierung auf Kosten der Ertragslage, die sich ungünstiger als bisher entwickelte. Obwohl in den vergangenen Wochen die Wettbewerbsfähigkeit in den EU-Märkten leicht litt, haben sich die Erwartungen der Unternehmen bezüglich der Zuwächse im Exportgeschäft kaum verändert. Die Firmen sind für die weitere Entwicklung der Bestellungseingänge leicht zuversichtlicher als bisher und sie planen keine Senkung ihrer Verkaufspreise mehr ein. Die Zahl der Mitarbeitenden soll aber weiter schrumpfen. Die Personalplanungen sind jedoch nicht mehr so negativ wie im Herbst vergangenen Jahres.

Im Detailhandel und im Grosshandel ist die Geschäftslage günstiger als bisher und die Ertragslage verschlechtert sich seltener. Auf die weitere Entwicklung blicken die Handelsunternehmen mit verhaltener Zuversicht. Der Detailhandel startet positiv in das neue Jahr, die Geschäftslage hellt sich den dritten Monat in Folge auf (siehe Tabelle T1). Die Kundenfrequenz war zuletzt leicht höher als im Vorjahr. Der mengenmässige Absatz blieb stabil, ebenso wie die Ertragslage. Mit Blick auf die nahe Zukunft erwarten die Detailhändler wenig Veränderung: Der Umsatz soll ähnlich hoch bleiben wie bisher. Da der Druck zu Preissenkungen leicht nachlässt, sind die Unternehmen insgesamt verhalten zuversichtlich für die weitere Geschäftsentwicklung. Im Grosshandel ist die Geschäftslage besser als im Vorquartal. Insbesondere im Teilbereich Produktionsverbindungshandel (Grosshandel mit Produkten für die Produktion) setzt sich die seit Herbst 2018 spürbare Abkühlung nicht mehr weiter fort. Die Lage ist in dieser Sparte günstiger als zuvor. Im Konsumtionsverbindungshandel (Grosshandel mit Konsumgütern) konnte der Lageindikator das Plus aus dem Vorquartal dagegen nicht halten. Insgesamt entwickelten sich die Warenverkäufe der Grosshändler nicht mehr so ungünstig wie in den Vorquartalen. Auch hinsichtlich der weiteren Nachfrageentwicklung sind die Grosshändler zuversichtlicher als bisher.

Geschäftslage Schweiz

Im Baubereich ist die Lage gut, die Planer und die Baufirmen weiten ihre Aktivität aus. Sie erwarten zudem eine moderate Zunahme der Nachfrage nach ihren Leistungen in den kommenden Monaten. In den mit der Bautätigkeit verbundenen Wirtschaftsbereichen Projektierung und Baugewerbe ist die Geschäftslage gut und sie hat sich zu Jahresbeginn nochmals leicht verbessert. Die Nachfrage nach den Leistungen der Projektierungsbüros nahm verstärkt zu und die Planer haben ihre Leistungserbringung erhöht. Da die personellen Ressourcen aber weiterhin knapp sind, nimmt der Auftragsbestand trotz Leistungserhöhung zu. Bei den Neuverträgen steigen vor allem die Bausummen im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau. Mit Blick auf die nächsten Monate erwarten die Planer eine weniger kräftige Zunahme der Nachfrage als bisher. Im Baugewerbe ist die Auslastung gestiegen und die Ertragslage entwickelte sich nicht mehr so ungünstig wie in den Vormonaten. Der Umfang der Auftragsreserven wird weiterhin als befriedigend bis gut eingestuft. Da die Firmen zudem nach wie vor mit einer leicht steigenden Nachfrage rechnen, planen sie, auch die Bautätigkeit behutsam zu erhöhen.

Im Gastgewerbe laufen die Geschäfte derzeit solide, die Betriebe rechnen zudem mit leichten Umsatzzuwächsen in der nächsten Zeit. Im Januar bleibt die Geschäftslage im Gastgewerbe nahezu unverändert befriedigend. Die Nachfrage nahm in den vergangenen Monaten zwar nicht mehr zu, die Umsätze sind aber weiterhin höher als zur selben Zeit des Vorjahres. Bei den Beherbergungsbetrieben ist die Geschäftslage gut, allerdings nicht mehr ganz so ausgeprägt wie im Herbst 2019. Vor allem die Logiernachtzahlen von Inländern stiegen deutlich, während die Zuwächse bei den ausländischen Gästen nicht mehr so stark waren. Für das laufende Quartal erwarten die Betriebe bei den Logiernachtzahlen insgesamt nur noch ein kleines Plus. Darauf deutet auch der Stand der Reservationen hin, der geringer ist als zur selben Zeit des Vorjahres. In der Gastronomie verändert sich die Geschäftslage im Januar kaum. Die Nachfrage ging jüngst jedoch deutlicher zurück. Sowohl der Absatz von Getränken als auch von Speisen war vermehrt geringer als vor einem Jahr. Die Gastronomen erwarten aber keinen weiteren Absatzrückgang. Da die Ertragslage in den vergangenen Monaten unter Druck war, wollen sie häufiger Preiserhöhungen durchsetzen.

Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern trübt sich die sehr gute Lage leicht ein. Die Nachfrage dürfte in den kommenden Monaten nur noch moderat zunehmen. Bei den Unternehmen im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen trübt sich die Geschäftslage im Januar leicht ein, sie bleibt aber weiterhin sehr gut. Eine Schwächephase im ersten Halbjahr 2019 konnte in der zweiten Jahreshälfte wettgemacht werden, woran auch die jüngste Eintrübung noch nichts ändert. Die Ertragslage verbessert sich zunehmend, obwohl die Nachfrage nach den Diensten der Institute jüngst nicht mehr ganz so kräftig wuchs. Da nach Ansicht der Umfrageteilnehmenden die Nachfrage in den nächsten Monaten weniger stark steigen dürfte als bisher, planen sie, den Personalstamm momentan nicht weiter zu erhöhen. Bei der Untergruppe der Banken ist im Januar keine Eintrübung der Geschäftslage zu verzeichnen. Die Ertragslage verbesserte sich in diesem Bereich deutlich. In der nächsten Zeit dürfte sie sich kaum verändern. Die Institute erwarten, den Erfolg im Handels-, Kommissions- und Zinsgeschäft weniger stark steigern zu können wie bisher. Mehr Zugkraft erhoffen sich die Banken vom inländischen Kreditgeschäft mit Privatkunden und KMUs. Dieses Geschäft erscheint den Banken attraktiv, weil sich aus ihrer Sicht die Bonität dieser Kundengruppe verbessert hat.

Bei den übrigen Dienstleistern hellt sich die Lage auf und die Nachfrageerwartungen sind wieder positiver. Im Wirtschaftsbereich übrige Dienstleistungen verbessert sich die Geschäftslage im Januar wieder. Die Nachfrage zieht an und die Ertragslage präsentiert sich deutlich verbessert. Die Zahl der Mitarbeitenden bewerten die Unternehmen vermehrt als zu klein. Insbesondere die Firmen im Teilbereich wirtschaftliche Dienstleistungen wollen wieder verstärkt zusätzliches Personal rekrutieren. In diesem Teilbereich sind die Nachfrageerwartungen besonders positiv. Insgesamt nimmt bei den übrigen Dienstleistungen die Zuversicht bezüglich der Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr zu.
 

Konjunkturuhr

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom Januar 2020 sind die Antworten von mehr als 4500 privatwirtschaftlichen Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 56%.

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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