Investitionen in Prozesstechnologien erhöhen die Produktivität von Schweizer Firmen

Firmen, die in die Verbesserung von Produkten und Produktionsprozessen investieren, können ihre Produktivität deutlich erhöhen. Das zeigt eine Studie von Forschenden der KOF und des deutschen ZEW. Der Zusammenhang gilt besonders für Unternehmen, die sehr starkem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind. Die Investitionen spielen also offenbar eine wichtige Rolle bei der Sicherung von Wettbewerbsvorteilen.

Sicherung von Wettbewerbsvorteilen

In einer im Rahmen des «European Patent Office Academic Research Programme» erstellten Studie untersuchen Forscher der KOF Innovationsgruppe zusammen mit dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Deutschland den Einfluss von Prozesspatenten auf die Produktivität von Unternehmen in der Schweiz und Deutschland. Prozesspatente beinhalten hauptsächlich Methoden und Verfahren, um Produkte und Produktionsprozesse zu verbessern.

Für die Messung von Produkt- und Prozesstechnologien in Patenten griffen die Forscher auf den kompletten Datenbestand des Europäischen und US-amerikanischen Patentamts zurück und klassifizierten sämtliche Patenttexte auf Basis einer umfangreichen Textsuchmethode. Die klassifizierten Textfelder beinhalten die sogenannten «Abstracts» und «Claims», in denen die rechtlichen Ansprüche des Patentschutzes dargelegt werden. Die Datenbank umfasst über 200 Millionen solcher Textfelder. Während Prozesstechnologien meistens Methoden und Verfahren umfassen, beziehen sich Produkttechnologien auf sichtbare Produkte wie etwa Apparate, Fahrzeuge, Werkzeuge und Materialien.

Zahl der Mischpatente steigt

Die Forscher unterscheiden zwischen reinen Prozesspatenten, reinen Produktpatenten und Mischpatenten. Reine Prozesspatente beinhalten ausschliesslich Textfelder, die sich auf Prozesstechnologien beziehen, reine Produktpatente ausschliesslich Textfelder, die sich auf Produkttechnologien beziehen. Mischpatente umfassen beide Technologieformen. Die klassifizierten Patentdaten sind für interessierte Forschende frei verfügbar (siehe Links unten).

Die Entwicklung der Patentarten über die Zeit hinweg ist recht unterschiedlich, je nachdem, welche Technologie und welches Land betrachtet wird. Generell ist jedoch eine stetige Zunahme von Mischpatenten zu beobachten, während reine Produktpatente eher abnehmen. Interessanterweise sind reine Prozesspatente eher selten und für viele Länder und Technologien zeigt sich keine ausgeprägte Dynamik.

Getrieben wird die Entwicklung bei den Mischpatenten vor allem von Computer- und anderen Informations- und Kommunikationstechnologien. Grafik G10 zeigt die Entwicklung für die Schweiz auf.  

Anteile Patente

Prozesstechnologien können Wettbewerbsvorteile sichern

Die statistische Analyse zeigt, dass es in der Schweiz einen sehr starken Zusammenhang gibt zwischen Investitionen in Prozesstechnologien und der Erhöhung der Produktivität eines Unternehmens (in Deutschland ist der Zusammenhang etwas schwächer). Die Produktivität wird als «Total Factor Productivity» gemessen und ist definiert als der Teil der Wertschöpfung, der nicht durch Standardinputfaktoren (Kapital und Arbeit) erklärt werden kann.

Dies bestätigt die Vermutung, dass Prozesse vor allem für Kostensenkungen und Qualitätsverbesserungen eingesetzt werden, die helfen, die Produktivität zu steigern. Die reinen Prozesstechnologien scheinen also sehr wichtig zu sein für den Unternehmenserfolg, auch wenn sie gegenüber anderen Patentarten zahlenmässig weitaus weniger ins Gewicht fallen. Für Produkt- und Mischpatente ergibt sich kein derartiger Zusammenhang mit der Produktivität.

Besonders interessant ist, dass dieser Zusammenhang nur für Firmen gefunden wird, die einem sehr starken internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind. Die Investitionen in Prozesstechnologien könnten somit zentral sein, um sich in hart umkämpften Märkten einen Wettbewerbsvorteil zu sichern.
 

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