KOF Prognosetagung: Ungleichheit im Schweizer Arbeitsmarkt

Welchen Einfluss hat die Konjunktur auf die Einkommensverteilung? Wie steht es um die Gleichstellung der Geschlechter – welche Differenzen gibt es noch und welche Folgen können sie haben, etwa für die Altersvorsorge? Wie sorgen wir dafür, dass die Tore zum Arbeitsmarkt trotz Digitalisierung und Automatisierung für alle offen bleiben? Diese Fragen stehen im Zentrum der KOF Prognosetagung am 2. Oktober.

KOF Prognosetagung

«Studien zeigen, dass eine zunehmende Ungleichheit den sozialen Zusammenhalt untergraben, zu politischer Polarisierung und letztlich zu einem geringeren Wirtschaftswachstum führen kann», schreibt der Internationale Währungsfonds (IWF) zusammenfassend zu seiner Forschung über Ungleichheit. Der IWF hat sich in den letzten Jahren vermehrt mit dem Thema auseinandergesetzt. Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) plädiert dafür, die Debatte über Ungleichheit nicht mehr als Nebengleis zu betrachten. Damit ist die Angelegenheit definitiv auf der öffentlichen Agenda angekommen.

Doch die Diskussion darüber ist eine schwierige. Allzu oft wird sie emotional geführt und von politischen Interessen geleitet. Forschungserkenntnisse sind stark von der Wahl der zugrunde liegenden Daten abhängig und selten allgemeingültig. An der kommenden KOF Prognosetagung vom 2. Oktober fokussieren wir deshalb auf einen spezifischen Bereich: den Arbeitsmarkt. Denn für den Erhalt der Gleichheit ist ein funktionierender Arbeitsmarkt zentral.

Dabei wird das Thema Ungleichheit aus einer konjunkturellen Perspektive beleuchtet: KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm wird die Einkommensverteilung im Konjunkturverlauf betrachten. Ben Jann, Professor für Sozialstrukturanalyse an der Universität Bern, wird den Fokus auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern legen. Allerdings wird er nicht über Standardresultate wie etwa statistische Lohnunterschiede sprechen. Sondern über Mechanismen, die indirekt wirksam sind – etwa Geschlechterdifferenzen bei der Perzeption, was ein gerechter Lohn ist. Oder über Forschung, die zeigt, dass Frauen und Männer Lohnverhandlungen aufgrund der Erwartungen an sich selbst unterschiedlich angehen.

«Die Qualifikation Unqualifizierter reduziert die Ungleichheit»

Im Referat von Monika Bütler von der Universität St. Gallen wird die Rolle der Sozialversicherungen im Zentrum stehen. Und die Frage, welche Folgen die Ungleichheit im Alter hat. Josef Maushart schliesslich wird eine Brücke zwischen der Theorie und der Praxis schlagen. Er ist CEO und Verwaltungsratspräsident der Fraisa Gruppe – eines Industrieunternehmens, das sich insbesondere für die Weiterbildung nicht qualifizierter oder ungelernter Angestellten einsetzt.

Der Technologiewandel und die Digitalisierung stellten die Industrie vor die Herausforderung, die ganze Belegschaft auf den Weg in die Zukunft mitzunehmen, sagt Maushart. «Die Qualifikation Unqualifizierter ist für diese Personen die Eintrittskarte zum Schweizer Bildungssystem und reduziert die Ungleichheit im Schweizer Arbeitsmarkt.» Davon profitiere auch die Firma, die in Zeiten des Fachkräftemangels qualifizierte und loyale Fachleute entwickeln und binden könne. «In der volkswirtschaftlichen Betrachtung leistet die Nachholbildung einen Beitrag zur Verhinderung von Sockelarbeitslosigkeit und hilft langfristig auch, die Sozialhilfequote zu senken», so Maushart.

KOF Prognosetagung

2. Oktober 2019
16:45 – 18:30 Uhr
UBS-Konferenzgebäude Grünenhof, Nüschelerstrasse 9, 8001 Zürich

ReferentInnen

Prof. Dr. Jan-Egbert Sturm, ETH Zürich
Prof. Dr. Ben Jann, Universität Bern
Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Bütler, Universität St. Gallen
Josef Maushart, CEO & VRP FRAISA Gruppe

Moderation

Reto Lipp, SRF

Weitere Informationen und Anmeldung

Kontakt

Corinne Schibli-Lozano
  • LEE F 209
  • +41 44 632 63 07

KOF Bereich Zentrale Dienste
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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