Digitalisierung verändert den Berufsalltag substanziell

Neue Technologien fordern nicht nur Unternehmen heraus, sondern auch die Berufsbildung. Bei einer Umfrage unter diplomierten Betriebswirtschafterinnen und -wirtschaftern HF (Höhere Fachschule) zeigt sich: Ihr Arbeitsalltag hat sich durch die Digitalisierung innert kurzer Zeit deutlich verändert.

Das Schlagwort Digitalisierung ist allgegenwärtig. Die Forschung versteht darunter den Wandel hin zu digitalen Prozessen und Produkten mittels Informations- und Kommunikationstechnologien (siehe z.B. Arvanitis et al. 2017). Der Forschungsbereich Bildungssysteme der KOF führte zwischen 2014 und 2018 jährlich eine Befragung der Studierenden des Bildungsganges «dipl. Betriebswirtschafter/in Höhere Fachschule (HF)» durch. 2018 fand zum ersten Mal eine Befragung von Absolventinnen und Absolventen statt, bei der auch die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsalltag thematisiert wurden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die technischen Veränderungen den beruflichen Alltag der Befragten innerhalb kurzer Zeit spürbar verändert haben. Und obwohl sie sich im Durchschnitt für eher ausreichend qualifiziert halten, gibt die Mehrheit an, dass sie weitere Aus- oder Weiterbildungen aufgrund der Digitalisierung für notwendig halte. Die Digitalisierung ist also ein treibender Faktor, auf den sich idealerweise nicht nur die Betriebe einstellen, sondern den bereits die Bildungsgänge als zentrale Thematik in ihre Curricula aufnehmen sollten.

Grosse Änderungen in kurzer Zeit

Im Rahmen der Analyse wollten die Forschenden wissen, ob und wie sich die berufliche Tätigkeit der Befragten durch die Digitalisierung innerhalb von drei Jahren verändert hat. Auf einer Skala von eins bis fünf geben sie mit einem durchschnittlichen Wert von 3.2 an, dass die Veränderungen sich im mittleren Bereich bewegen. Da sich die Frage jedoch auf einen sehr kurzen Zeitraum bezieht, zeigen diese Ergebnisse, dass sich die berufliche Tätigkeit schnell und substanziell ändert.

Im Hinblick darauf stellt sich die Frage, inwieweit die Befragten sich für ausreichend qualifiziert halten, um mit diesen Veränderungen umzugehen. Mit einem durchschnittlichen Wert von 3.8 halten sie sich für eher ausreichend qualifiziert. Interessant ist diesbezüglich, dass 61% der Befragten angeben, eine weitere Ausbildung oder Weiterbildung wegen der digitalen Transformation werde notwendig sein. Dieser Anteil ist tendenziell unabhängig davon, wie gut sich jemand für die Zukunft qualifiziert fühlt.

Arbeitsprozesse werden effizienter

Die Befragten wurden ebenfalls gebeten, zu beschreiben, wie die Digitalisierung ihren Arbeitsalltag verändert hat. Hier ist insbesondere von Effizienzsteigerungen bei den Arbeitsprozessen die Rede, etwa durch die Prozessoptimierung und -automatisierung sowie durch die Abschaffung von manuellen Arbeitsschritten. Damit zusammenhängend wird auch die Digitalisierung von Datensammlungen, Reportings und Controllings mehrfach erwähnt. Zudem werden auch zusätzliche Methoden und Instrumente für die firmeninterne und -externe Kommunikation genannt.

Da diese Beschreibungen eher allgemeiner Natur sind, wurde den Befragten zudem eine Multiple-Choice-Liste mit gängigen Technologien präsentiert (Arvanitis, et al. 2017). Abbildung 1 zeigt den Anteil der Befragten, welche eine Technologie verwenden. Kommunikation mittels sozialer Medien (Social Media) wird mit einem Anteil von 70% am häufigsten genannt (siehe Grafik G 5). Weitere wichtige Technologien für den firmeninternen und -externen Informationsaustausch sind die elektronische Beschaffung von Waren und Dienstleistungen (E-Procurement mit 40%) und der elektronische Verkauf von Waren und Dienstleitungen (E-Commerce mit 27%).

Häufigkeit der Anwendung von Digitalisierungs-Technologien

Von den Technologien, welche der Informationserfassung und -verarbeitung dienen, ist Customer Relationship Management mit 70% am weitesten verbreitet. Zudem ist Enterprise Resource Planning (ERP) mit 59% die am dritthäufigsten angewandte Technologie. Die Anwendung von Cloud-Computing-Diensten ist für 43% der Befragten relevant. Weniger häufig ist die Verwendung von computergestützten statistischen Verfahren (Business Analytics, 33%) und Software zur Erfassung der Beschaffung (Supply Chain Management, 30%). Während diese Technologien zur Optimierung von internen und externen Schnittstellen relativ häufig eingesetzt werden, ist die Digitalisierung der Produktionsprozesse weniger relevant für die Befragten.

Eine ausführliche Version dieses Beitrags erscheint in den KOF Analysen vom 13. Juni.

Literatur:

Arvanitis, S., G. Grote, A. Spescha, T. Wäfler, und M. Wörter (2017): Digitalisierung in der Schweizer Wirtschaft: Ergebnisse der Umfrage 2016. Eine Teilauswertung im Auftrag des SBFI. KOF Studien 93, Juni 2017. Zürich: KOF, ETH Zürich. https://www.research-collection.ethz.ch/handle/20.500.11850/239703

Renold, U., T. Bolli, K. Maldonado-Mariscal, L. Rageth, und A. Sritharan (2019): Fünfter Bericht zur Evaluation des Rahmenlehrplans für den Bildungsgang «dipl. Betriebswirtschafter/in HF»: Befragung von Ehemaligen und vertiefte Betrachtung der Digitalisierung. KOF Studien 130, Mai 2019, Zürich: KOF, ETH Zürich. https://www.research-collection.ethz.ch/handle/20.500.11850/342374

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