Schweizer Unternehmen verspüren Gegenwind

Die Unternehmen sehen ihre derzeitige Geschäftslage als etwas weniger gut an als bisher, wie die jüngsten Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen mit Antworten von mehr als 4’500 Unternehmen zeigen. Der KOF Geschäftslageindikator ist mit dem zweiten Minus in Folge in das neue Jahr gestartet (siehe G 5). Die Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich des weiteren Geschäftsverlaufs sind zudem weniger optimistisch als bisher. Die Unternehmen verspüren vermehrt Gegenwind.  

Beherbergungsbetrieben
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KOF Geschäftslageindikator

Der Rückgang des Geschäftslageindikators resultiert insbesondere aus einer ungünstigen Entwicklung im Grosshandel und bei den übrigen Dienstleistern. Die Geschäftslage im Grosshandel ist weiterhin gut, allerdings hat sie sich erstmals seit einem halben Jahr etwas abgekühlt. Insgesamt stiegen die Nachfrage und der Warenverkauf nur noch leicht. Da die Grosshändler zudem nur noch mit einem kleinen Nachfrageplus in der nächsten Zeit rechnen, gehen sie von stabilen Lieferfristen aus. Sowohl die Einkaufs- als auch die Verkaufspreise dürften in den kommenden Monaten weniger kräftig zunehmen als bis anhin. Bei den übrigen Dienstleistern ist die Geschäftslage im Januar nicht mehr ganz so gut wie im Vorquartal. Die Ertragslage ist unter Druck, da kaum Spielraum für Preiserhöhungen besteht. Dennoch überwiegt in den Geschäftserwartungen nach wie vor die Zuversicht und die Zahl der Mitarbeitenden soll weiter erhöht werden.

Der Geschäftslageindikator verzeichnet zudem leichte Abschläge im Verarbeitenden Gewerbe, Gastgewerbe und Detailhandel (siehe T 1). Im Verarbeitenden Gewerbe ist die Entwicklung derzeit zwar weniger dynamisch als im Sommer 2018, die Geschäftslage ist aber weiterhin gut. Da die Unternehmen bei den Verkaufspreisen wieder etwas häufiger Zugeständnisse machen mussten, war die Ertragslage leicht unter Druck. Die Auftragsbücher sind befriedigend gefüllt und hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung sind die Firmen vorwiegend zuversichtlich. Die Exporterwartungen der Unternehmen sind deutlich weniger optimistisch als in den zurückliegenden Quartalen, unter anderem da sich ihre Wettbewerbsposition auf den EU-Märkten leicht verschlechterte. Insgesamt überwiegt bei den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes aber hinsichtlich des Geschäftsverlaufs im kommenden halben Jahr weiterhin die Zuversicht.

KOF Geschäftslage Schweiz (Salden, saisonbereinigt)

Im Gastgewerbe verändert sich die Geschäftslage momentan nur wenig und auch die Ertragslage ist stabil. Die Geschäftsaussichten werden vorwiegend als günstig eingeschätzt. Bei den Beherbergungsbetrieben nahm die Zahl der Logiernächte – sowohl von Inländern als auch von Ausländern – nicht mehr so stark zu wie in den Vorquartalen. Die Unternehmen erwarten aber ein weiteres Anziehen der Logiernachtzahlen in der nächsten Zeit, insbesondere aufgrund von zusätzlichen Übernachtungen von Inländern. Bei den Gastronomen waren die Umsätze leicht höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der mengenmässige Absatz von Getränken und Speisen veränderte sich aber nur wenig. Mit Blick auf die weitere Entwicklung erwarten die Gastronomen abermals eine leicht steigende Nachfrage.

Im Detailhandel trübt sich die Geschäftslage den zweiten Monat in Folge leicht ein. Die Kundenfrequenz war zu Jahresbeginn geringer als zu Jahresbeginn 2018. Dementsprechend nahm der Absatz an Waren geringfügig ab und der Lagerdruck stieg. Da die Erwartungen der Detailhändler hinsichtlich der weiteren Umsatzentwicklung nicht mehr so positiv sind wie bisher, wollen sie auch zurückhaltender neue Waren ordern. Zudem rechnen die Unternehmen kaum noch damit, Preisanhebungen durchsetzen zu können. Daher sind die Geschäftserwartungen insgesamt nicht mehr so zuversichtlich wie bisher.

Gegen die Abwärtstendenz des Geschäftslageindikators stemmen sich das Baugewerbe, der Projektierungsbereich und die Finanz- und Versicherungsdienstleister. In diesen Bereichen hat sich die Geschäftslage kaum verändert oder sich sogar geringfügig verbessert. In den mit der Bautätigkeit verbundenen Bereichen Baugewerbe und Projektierung ist die Geschäftslage weiterhin gut. Im Baugewerbe stieg die Kapazitätsauslastung, die Auftragspolster haben ein normales Volumen. Da die Baupreise aber wieder etwas stärker unter Druck kommen dürften, sind die Ertragsperspektiven etwas ungünstiger als bisher. Die Projektierungsbüros suchen vermehrt zusätzliche Mitarbeitende, da sich die Nachfrage nach ihren Leistungen verstärkt belebt hat. Allerdings klagen sie häufig über Schwierigkeiten geeignete Mitarbeitende zu finden.

Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen ist die Geschäftslage weiterhin gut, allerdings harzt jüngst die Ertragsentwicklung. In den vergangenen drei Monaten stiegen die Betriebsausgaben häufiger als die Betriebseinnahmen wie die Umfrageteilnehmenden vermelden. Die Geschäftsperspektiven sind günstig, jedoch nicht so vielversprechend wie noch zu Ende des vergangenen Jahres. Abgeschwächt hat sich die Nachfrage von Seiten ausländischer Kunden. Von dieser Kundengruppe erwarten die Banken auch in der nahen Zukunft keine Impulse. Die Nachfrage von inländischen Kunden dürfte weiterhin zunehmen, aber weniger kräftig wie bisher.

Kontakt

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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