Der Handelskonflikt zwischen den USA und China – wer trägt die Kosten?

Seit dem 24. September 2018 erheben die USA Zölle auf chinesische Produkte mit einem Volumen von ca. 250 Mrd. US-Dollar. Das sind 50% der Importe aus China. In der Debatte wird oft davon ausgegangen, dass diese Zölle der amerikanischen Volkswirtschaft direkt schaden. Diese Tatsache kann täuschen.

In der Diskussion wird nicht berücksichtigt, dass die US-Regierung Zölle strategisch setzen kann und damit eine optimale Zollstrategie verfolgt. Dies kann dazu führen, dass in den USA sowohl die Zolleinnahmen ansteigen als auch Wohlfahrtsgewinne erzeugt werden, die von chinesischen Exporteuren finanziert werden.  

Da ein beträchtlicher Teil der US-Importe von hohen Einfuhrzöllen betroffen ist, ist es wichtig, die ökonomischen Konsequenzen und Effekte zu verstehen. Oftmals wird nur über das betroffene US-Importvolumen diskutiert. Die Frage, wer die Zolllast letztlich trägt, wird kaum angesprochen. Felbermayr und Zoller-Rydzek (2018a, b) analysieren die Auswirkungen der US-Zölle in einem einfachen Partialmodell.

Durch die US-Einfuhrzölle werden die Preise für betroffene chinesische Produkte in den USA steigen und die Profitmargen für chinesische Unternehmen fallen. Die Aufteilung dieses Effekts hängt von der relativen Preiselastizität ab. Wenn die Reaktion der Konsumenten auf einen Preisanstieg schwächer ist als jene der Produzenten, dann erhöhen Zölle primär den Verbraucherpreis. Im gegenteiligen Fall sinkt primär der Produzentenpreis, zum Beispiel, weil die Unternehmen auf Gewinnmarge verzichten. Dieser relative Effekt hängt unter anderem mit der Verfügbarkeit von Substitutionsgütern zusammen. In der ökonomischen Literatur nennt man die Aufteilung der zusätzlichen Belastung durch einen Zoll die Zollinzidenz. Die Zollinzidenz spiegelt sich in der relativen Anpassung des Verbraucherpreises und Produzentenpreises wider.

Grafik 6 zeigt den zu erwartenden durchschnittlichen Anstieg für chinesische Produkte (HS92 4-Stellen) für vier Oberkategorien. Am stärksten betroffen sind Konsumgüter: Deren Preis steigt in den USA um mehr als 6.5 Prozentpunkte. Im Durchschnitt steigen die US-Importpreise um 4.5 Prozentpunkte.

Duchschnittlicher Preisanstieg für US-Konsumenten/Firmen

Grafik 7 zeigt die Preisänderungen für chinesische Exporteure. Ein grosser Teil der Belastung durch die Einfuhrzölle wird von chinesischen Firmen getragen. Im Durchschnitt sinken die Preise für diese um mehr als 20 Prozentpunkte. Ein solch dramatischer Rückgang kann dazu führen, dass sich einige chinesische Firmen aus dem amerikanischen Markt zurückziehen werden.

Durchschnittlicher Preisrückgang für chinesische Firmen

Nicht nur die Preise passen sich an, sondern auch die Importmengen. Beides führt zu einem Rückgang des US-Importvolumens aus China. Grafik 8 zeigt den durchschnittlichen Rückgang des US-Importvolumens aufgrund einer Anhebung der Einfuhrzölle. Insgesamt gehen Importe aus China im Mittel um 37% zurück. Unter der Annahme, dass sich weder Wechselkurse anpassen, China keine Vergeltungsstrafzölle erhebt und es keine Nachfrageeffekte aus Drittstaaten gibt, würde durch den Importvolumenrückgang das Aussenhandelsdefizit der USA mit China um 63 Mrd. US-Dollar auf 312 Mrd. US-Dollar sinken.

Durchschnittlicher Rückgang in Prozent des US-Importvolumens

Der über alle Güter aggregierte Wohlfahrtsverlust in China und den USA entspricht 1.6 Mrd. US-Dollar, davon entfallen nur 33% bzw. 522 Mio. US-Dollar auf US-Konsumenten und -Firmen. Nun muss man aber berücksichtigen, dass ein grosser Teil der Zölle nicht von amerikanischen Konsumenten oder Firmen getragen wird, sondern die Zollinzidenz hauptsächlich bei den chinesischen Produzenten liegt. Die zusätzlichen Zolleinahmen von 22.5 Mrd. US-Dollar könnten nun verwendet werden, die Wohlfahrtsverluste amerikanischer Konsumenten und Firmen auszugleichen. Da 18.9 Mrd. US-Dollar von chinesischen Firmen gezahlt werden, ergibt sich ein Nettowohlfahrtsgewinn für die amerikanische Volkswirtschaft in Höhe von 18.4 Mrd. US-Dollar.

Bei einem eskalierenden Handelsstreit sind von China ebenfalls strategische Vergeltungszölle zu erwarten, die zu Wohlfahrtsverlusten in den USA führen. Auch würde eine Ausweitung der US-Zollliste die US-Wohlfahrtsgewinne eventuell ganz umkehren, da nun Produkte mit aus amerikanischer Sicht schlechterer Zollinzidenz betroffen sein würden.

Diese Analyse sollte nicht als Apologetik der Trumpschen Handelspolitik verstanden werden – ganz im Gegenteil. Sie illustriert, dass eine opportunistische Zollpolitik im Sinne von Adam Smiths Beggar-thy-neighbour-Philosophie durchaus erfolgreich sein kann.
 

Literatur

Felbermayr, Gabriel und Benedikt Zoller-Rydzek (2018a): Wer bezahlt Trumps Handelskrieg mit China?, ifo Schnelldienst 71 (22), 30–35.

Felbermayr, Gabriel und Benedikt Zoller-Rydzek (2018b): Who is Paying for the Trade War with China?, EconPol Policy Brief 11.
 

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