KOF Jugendarbeitsmarktindex: Skills Mismatch ist nicht gleich Skills Mismatch

Ist der hohe Wert von Skills Mismatch in Grossbritannien vergleichbar mit dem hohen Wert in Deutschland? Die Spezialanalyse im Rahmen der neuen Ausgabe des KOF Jugendarbeitsmarktindex gibt hierauf Antwort. Die Untersuchung zeigt, dass unterschiedliche Ursachen für die gleiche Skills-Mismatch-Rate verantwortlich sein können. Um ein geeignetes Mittel gegen Skills Mismatch im eigenen Land zu finden, müssen einzelne Komponenten des Indikators betrachtet werden.

YLMI

Der KOF Jugendarbeitsmarktindex (KOF YLMI)1 gibt mittels eines multidimensionalen Ansatzes die Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt wieder. Dabei werden zwölf Indikatoren berücksichtigt, die in die vier Dimensionen Arbeitsmarktstatus, Arbeitsqualität, Bildungssystem und Leichtigkeit des Arbeitsmarkteintritts eingeteilt sind und zu einem Index aggregiert werden. Die fünfte Ausgabe des KOF YLMI erweitert die Datenbasis um das Jahr 2016. Die neuen Daten bestätigen die führende Position der Schweiz, die im internationalen Ranking auf Rang zwei steht.

Die Komponenten von Skills Mismatch

Die Spezialanalyse im Rahmen der neuen Ausgabe des KOF YLMI setzt den Fokus auf die Skills-Mismatch-Rate, welche Bestandteil der Dimension Bildungssystem ist. Von Skills Mismatch spricht man, wenn die Nachfrage nach Arbeitnehmenden nicht deckungsgleich ist mit dem Angebot an denselben. Um ein Gefühl für die verschiedenen Ausprägungen dieses Indikators zu gewinnen, wurde die Skills-Mismatch-Rate in ihre einzelnen Komponenten zerlegt. Die Definition der Skills-Mismatch-Rate, die im KOF YLMI verwendet wird, basiert auf einem sogenannten Index der Ungleichheit. Dieser wird als Differenz zwischen den Anteilen der Beschäftigten mit Abschluss auf Primar-, Sekundar- und Tertiärstufe sowie den Anteilen an Arbeitslosen auf den gleichen drei Stufen berechnet. Ist zum Beispiel der Anteil an Arbeitslosen mit einem Abschluss auf Primarstufe deutlich höher als der Anteil der Beschäftigten mit demselben Abschluss, sprechen wir von einem Überangebot an primär-ausgebildeten Jugendlichen. Hingegen sprechen wir von einer Übernachfrage, wenn der Anteil an Arbeitslosen mit Abschluss auf Primarstufe deutlich tiefer ist als der Anteil der Beschäftigten mit demselben Abschluss. Die gleiche Terminologie gilt auch für die Jugendlichen mit einem Abschluss auf Sekundar- und Tertiärstufe.

Eine Einordnung von Skills Mismatch

Die Analysen deuten darauf hin, dass die treibenden Kräfte hinter der Skills-Mismatch-Rate je nach Land ganz unterschiedlich sind. Es lassen sich unterschiedliche Muster insbesondere auf Sekundar- und Tertiärstufe finden. Hingegen weisen alle Länder – mit der Türkei als einziger Ausnahme – ein Überangebot auf Primarstufe auf. Um die verschiedenen Muster besser einzuordnen, stellt Grafik G 4 eine mögliche Taxonomie (Einordnung) dar. Die x-Achse gibt den Wert der Skills-Mismatch-Rate an, die potenziell zwischen 0 und 100 liegt. Die y-Achse zeigt im oberen Bereich an, dass die Übernachfrage nach tertiär-ausgebildeten Jugendlichen grösser ist als die Übernachfrage nach sekundar-ausgebildeten Jugendlichen (y>0). Im unteren Bereich dominiert die Übernachfrage nach Jugendlichen mit Abschluss auf Sekundarstufe diejenige nach Jugendlichen mit Abschluss auf Tertiärstufe (y<0).  

Taxonomie von Skills Mismatch

1 KOF Youth Labour Market Index

Insgesamt können drei Gruppen gebildet werden. Die erste Gruppe (grün) ist charakterisiert durch einen relativ niedrigen Wert der Skills-Mismatch-Rate. In Ländern wie Griechenland, Zypern, Rumänien, Kroatien und der Schweiz ist die Übernachfrage auf Tertiärstufe leicht höher als diejenige auf Sekundarstufe. Für Slowenien, Italien und die Türkei trifft hingegen das Gegenteil zu. In Portugal ist die Übernachfrage auf Sekundar- und Tertiärstufe praktisch gleich hoch.

Konzentriert man sich nun auf die Länder mit einer höheren Skills-Mismatch-Rate, lässt sich eine weitere Gruppe (blau) von Ländern beobachten, die sich um die horizontale Linie verteilen. Folglich ist die Übernachfrage für sekundar- und tertiär-ausgebildete Jugendliche ähnlich hoch. Fünf dieser Länder – Dänemark, Österreich, Tschechien, Island und Deutschland – haben eine Übernachfrage auf Sekundarstufe, die leicht grösser als die Übernachfrage auf Tertiärstufe ist (liegen unterhalb der Linie). Bei den restlichen neun Ländern – Slowakei, Ungarn, Luxemburg, Bulgarien, Finnland, die Niederlande, Norwegen, Schweden und Malta – überwiegt die Übernachfrage auf Tertiärstufe diejenige auf Sekundarstufe etwas.

Die dritte Gruppe (pink) besteht aus allen Ländern, in denen die Übernachfrage auf Tertiärstufe eindeutig dominiert. Dies bedeutet, dass die Skills-Mismatch-Rate in diesen Ländern hauptsächlich aus einer sehr grossen Übernachfrage nach Arbeitskräften mit tertiärem Bildungsabschluss besteht. Zu dieser Gruppe zählen Montenegro, Polen, Spanien, Lettland, Estland, Frankreich, Belgien, Grossbritannien, Irland und Litauen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Heterogenität im Muster der Skills-Mismatch-Rate hoch ist. Daher ist es wichtig, den Skills Mismatch nicht nur auf aggregierter Ebene zu berücksichtigen, sondern auch auf die Ursache der Ungleichgewichte einzugehen.

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