Gesundheitsausgaben steigen weiterhin an – im Verhältnis zum BIP jedoch verlangsamt

In den kommenden Jahren werden die Ausgaben für Gesundheit weiter zunehmen. Das kräftige Wachstum des nominellen Bruttoinlandprodukts ab 2018 verlangsamt den relativen Anstieg der Gesundheitsausgaben im Verhältnis zum BIP. Pro-Kopf liegen die Kosten bei über 10000 Fr. pro Jahr, wie die KOF in ihrer Gesundheitsausgabenprognose berechnet hat. Weiterhin wird es eine Verschiebung von stationären zu ambulanten Behandlungen geben.

Auf die Entwicklung der Gesundheitsausgaben wirken sich verschiedene Faktoren aus. Da der Gesundheitssektor ein personalintensiver Sektor ist, spiegeln sich die Veränderungen der Nominallöhne oft in der Ausgabenentwicklung wider. Ein anderer Faktor ist die allgemeine Wirtschaftslage: Bei einer guten konjunkturellen Lage der Wirtschaft tendieren Personen Gesundheitsdienstleistungen mehr nachzufragen als in einer schlechten. Zudem ist die Bevölkerungsstruktur und deren Entwicklung entscheidend: Für die Prognose der Gesundheitsausgaben spielen insbesondere die Bevölkerungskohorten mit einem höheren Lebensalter eine Rolle, da diese pro-Kopf mehr Gesundheits- und vor allem Pflegedienstleistungen konsumieren als jüngere Kohorten (siehe G 5). Andererseits sind auch die politischen Massnamen im Gesundheitssektor relevant für die Entwicklung der Gesundheitsausgaben.  

Kosten pro Einwohner und Monat im Jahr 2015 (Schätzung)

Robuste Entwicklung in den kommenden Jahren

In diesem Jahr stiegen die nominelle Löhne aufgrund der guten Konjunkturentwicklung etwas stärker an als in den vergangenen Jahren. Zudem wird erwartet, dass die Bevölkerungskohorten mit hohem Lebensalter kräftiger zunehmen werden als im Vorjahr. Die vom Bundesrat im Oktober 2017 verabschiedete Verordnungsänderung des Ärztetarifs TARMED soll zu jährlichen Einsparungen von 470 Mio. Fr. führen. Ebenfalls etwas eindämmend wirkt die wiedereingeführte Überprüfung der Medikamentenpreise. All dies betrachtet, ist in diesem Jahr eine Zunahme der Gesundheitsausgaben von 3.8% zu erwarten.

Dieses Wachstum wird sich in den kommenden beiden Jahren mit einem Anstieg von 3.9% nur leicht erhöhen. Im Jahr 2019 dürften das Lohnwachstum und die Anzahl älteren Personen etwas stärker zunehmen als 2018. Geringfügig bremsend auf den Anstieg der Gesundheitsausgaben wirken die Einsparungen aus den «Ambulant vor Stationär»-Massnahmen sowie die Überprüfung der Medikamentenpreise. Im Jahr 2020 wird sich der Anstieg der Nominallöhne fortsetzen. Die demografische Entwicklung wird sich hingegen erstmal nicht weiter beschleunigen.

Im Verhältnis zum BIP verlangsamter Anstieg

Da die Gesundheitsausgaben nominell gemessen werden, ist auch eine relative Betrachtung im Vergleich zu nominellen Wirtschaftsleistung von Interesse. Das lebendige Wachstum des nominellen Bruttoinlandprodukts ab 2018 verlangsamt den relativen Anstieg der Gesundheitsausgaben im Verhältnis zum BIP. Die Gesundheitsausgabenquote steigt somit von 12.2% (2016) auf 12.8% im Jahr 2020 (siehe G 6).

Absolute und relative Entwicklung der Gesundheitsausgaben

Verschiebung von stationär zu ambulant hält an

Die Gesundheitsausgaben können dabei aus drei Perspektiven betrachtet werden: Was angeboten wird («Leistungen»), wer der Anbieter ist («Leistungserbringer») und wer bezahlt («Finanzierungsregimes»). Jede diese Kategorien besteht aus verschiedenen Unterkategorien.

Jede Kategorie einzelnen betrachtet, zeigt sich, dass unter «Leistungen» der Bereich «Unterstützende Dienstleistungen» weiterhin kräftig ansteigen sollte, allerdings mit etwas moderaterem Tempo als in der jüngsten Vergangenheit. Zudem gehen wir davon aus, dass sich die «Ambulante Kurativbehandlung» schneller als die «Stationäre Kurativbehandlung» entwickeln wird. Unter den «Leistungserbringern» stechen «Andere ambulante Leistungserbringer» und «Unterstützende Leistungserbringer» mit hohen Wachstumsraten hervor. Unter den «Finanzierungsregimes» ist die Entwicklung heterogener, jedoch expandieren die «Obligatorische Krankenversicherung» und die «Selbstzahlungen» am stärksten.
 

Literatur

KOF Prognose der Gesundheitsausgaben Herbst 2018, Marko Köthenbürger and Pauliina Sandqvist, KOF Studies, vol. 121, Zurich: KOF Swiss Economic Institute, ETH Zurich, 2018.

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