Schweizer Tourismus: Dank Preissenkungen wieder wettbewerbsfähiger

Der Schweizer Tourismus befindet sich nach einer langen Durststrecke wieder im Aufwind. Ein Hauptgrund sind relative Preissenkungen, insbesondere etwa im Vergleich zu Österreich.

Der Schweizer Tourismus befindet sich nach schwierigen Jahren wieder im Aufwind. Gemessen an den Zahlen der Hotellogiernächte, zieht die ausländische Nachfrage seit 2017 wieder an. Neben der realen Nachfrage ist für die Akteure im Tourismus aber die Ertragslage besonders entscheidend. Ein wichtiger Faktor dafür sind die Preise. Insbesondere in den Aufwertungsphasen haben viele Hoteliers aufgrund der schwachen Nachfrage ihre Preise gesenkt und konnten so die Nachfragerückgänge teilweise auffangen. Durch diese Preiszurückhaltung wurde gegenüber dem Ausland ein Teil des Verlustes an preislicher Wettbewerbsfähigkeit durch die Aufwertung wieder wettgemacht. Da die Kostenstruktur bei vielen Betrieben aber wenig Spielraum zulässt, verschlechterte sich entsprechend die Ertragslage. Wie haben sich die Preise im Tourismus im Vergleich zur Gesamtwirtschaft und im Vergleich zum Ausland entwickelt? Und was kann über die zukünftige Preisentwicklung gesagt werden?

Tourismuspreise relativ zur Gesamtwirtschaft und im Vergleich zum Ausland

Die Preisentwicklung, gemessen an den Konsumentenpreisen, verlief in den letzten Jahren flach und war seit 2010 tendenziell rückläufig. Insbesondere importierte Waren wurden durch die Aufwertung billiger. Im Vergleich zum Gesamtindex stiegen die Preise in der Beherbergung bis 2010 zwar etwas stärker an, seit 2015 ist jedoch ein deutlich ausgeprägter Rückgang zu verzeichnen (siehe Grafik G 3). Die Preise in der Beherbergung liegen im laufenden Jahr rund 5% unter dem Niveau von 2010. Im Vergleich zur Beherbergung entwickelten sich die Preise in anderen Tourismuskategorien wie der Gastronomie, den Transportdienstleistungen sowie bei den Kultur-, Sport- und Freizeitdienstleistungen seit 2010 positiv und stiegen sogar deutlich stärker als im Gesamtindex. Im Unterschied zur Beherbergung ist in diesen Kategorien ein grosser Teil der Nachfrage nicht touristisch.

Entwicklung der Konsumentenpreise und der tourismusrelevanten Dienstleistungskategorien in der Schweiz

Um die Tourismuspreise in der Schweiz mit denjenigen im Ausland vergleichen zu können, kann aus den oben genannten Dienstleistungskategorien ein tourismusspezifischer Preisindex berechnet werden. Die Gewichte der einzelnen Kategorien im Index entsprechen dabei dem Ausgabenanteil im Schweizer Tourismus und basieren auf dem Tourismus-Satellitenkonto. Die Ausgabenanteile verteilen sich wie folgt: 34% Kultur, Sport und Freizeitdienstleistungen, 27% Transportdienstleistungen, 23% Beherbergung und 16% Gastronomie. Tourismusverwandte Produkte wie beispielsweise der Detailhandel oder das Gesundheitswesen werden nicht berücksichtigt. Der tourismusspezifische Preisindex wird für die Schweiz sowie für Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich berechnet. Der Einfachheit halber verwenden wir die für die Schweiz ermittelten Gewichte auch für alle anderen Länder. Wie die Ergebnisse in Grafik G 4 zeigen, sind die Preise im Tourismus in den Nachbarländern seit 2005 um rund 30 bis 35% angestiegen. Der Preisanstieg in der Schweiz betrug über die gleiche Periode bloss 10%.

Entwicklung eines touristischen Preisindizes in der Schweiz und den Nachbarländern

Preisentwicklung als Indikator für die internationale Konkurrenzfähigkeit

Die Preisentwicklung ist ein wichtiger Indikator für die internationale Konkurrenzfähigkeit. Deshalb vergleichen wir die Tourismuspreise in der Schweiz mit Österreich, einem Land mit vergleichbarer touristischer Struktur. Jede Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro verteuerte die Schweizer Tourismusdestinationen im Vergleich zu den österreichischen schlagartig und erhöhte die relativen Tourismuspreise zwischen den beiden Ländern in Euro gerechnet entsprechend (G 5, rote Linie). Dieser Preisunterschied wurde jedoch mittel- und langfristig, zumindest teilweise, durch die Preiszurückhaltung in der Schweiz wieder wettgemacht. Die österreichischen Tourismuspreise in Euro stiegen insbesondere seit 2010 stärker an als die Schweizer Preise in Franken (blaue Linie). Dies hat dazu geführt, dass das relative Preisverhältnis in Euro gegenwärtig nur noch rund 15% über dem Niveau von 2005 liegt. Betrachtet man allerdings nur die Hotelpreise, wurde das relative Niveau von 2005 fast wieder erreicht.

Entwicklung des Tourismuspreisindex in der Schweiz im Vergleich zu Oesterreich

Ausblick

Die Schweizer Tourismuswirtschaft hat durch die Preiszurückhaltung den preislichen Wettbewerbsnachteil infolge der Frankenaufwertung teilweise wieder wettgemacht. Dank einer steigenden Nachfrage und eines, gesamtschweizerisch betrachtet, konstanten Angebots steigt der Auslastungsgrad gegenwärtig an. Preissteigerungen und dadurch verbunden eine Verbesserung der Ertragslage, insbesondere in der Beherbergung, sind wieder angezeigt. So zeigen auch die KOF-Umfragen, dass bei den Preiserwartungen Mitte des letzten Jahres eine Trendwende eingesetzt hat. Entwickelt sich der Wechselkurs des Frankens gegenüber dem Euro stabil, dürfte in diesem Jahr mit einem Preisanstieg im Gesamttourismus im Rahmen der Entwicklung der Gesamtpreise, das heisst von knapp 1%, zu rechnen sein. Die Entwicklung in der Beherbergung verläuft etwas verzögert. Nach weiter rückläufigen Preisen in diesem Jahr wird eine positive Entwicklung bei den Beherbergungspreisen erst im nächsten Jahr erwartet.

Die aktuellen KOF Prognosen für den Schweizer Tourismus finden Sie hier.

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