Firmen in der Schweiz investieren rege

Die Investitionstätigkeit in der Schweiz ist seit Langem hoch und auch für das kommende Jahr rechnet die KOF mit einer Zunahme der Investitionen, allerdings zeichnet sich das Ende des Investitionszyklus langsam ab.

Die Schweizer Wirtschaft durchläuft seit geraumer Zeit eine Phase reger Investitionstätigkeit. Im Verlauf des Jahres 2014 setzte ein im historischen Vergleich zwar flacher, jedoch langgezogener Investitionszyklus ein. Dieser Zyklus setzte sich auch in der ersten Jahreshälfte 2018 fort (siehe G 9). Die Robustheit dieses Investitionszyklus ist bemerkenswert, insbesondere da er auch das Jahr 2015 beinhaltet, in welchem die Schweizer Firmen mit der Aufhebung der Untergrenze des Frankens zu kämpfen hatten. Dass es den Unternehmern im Jahr der Aufhebung der Frankenuntergrenze trotz geringerer Margen gelang, die Ausrüstungsinvestitionen um 2.7% zu steigern, hatte hauptsächlich zwei Gründe. Erstens ermöglichte es der hohe Importanteil der Investitionsgüter den Unternehmen, Investitionsprojekte günstiger zu realisieren. Zweitens führte die Aufwertung dazu, dass sich der Preis von Arbeit relativ zum Preis von Kapital erhöhte und damit die Attraktivität von Rationalisierungsinvestitionen zunahm. Infolgedessen nahm der Anteil jener Unternehmen, die Investitionen zum Zwecke der Rationalisierung im Jahr 2015 durchführten, stark zu, während Erweiterungsinvestitionen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielten.

Ausrüstungsinvestitionen

In den Jahren 2016 und 2017 beschleunigte sich die generelle Dynamik der Ausrüstungsinvestitionen. Gemäss der aktuellen Schätzung des Bundesamtes für Statistik erhöhten sich die Ausrüstungsinvestitionen 2016 um weitere 5.4%. Im Jahr 2017 verzeichnete die Schweiz einen weiteren Anstieg der Investitionen um 4.5%. In diesen beiden Jahren kam es dabei zu einer Verlagerung der Investitionsarten. Gemäss den Antworten der Teilnehmer der KOF Investitionsumfrage nahm die Wichtigkeit der Rationalisierungsinvestitionen während der Jahre 2016 und 2017 kontinuierlich ab, während der Anteil jener Unternehmen, die Erweiterungsinvestitionen durchführten, sukzessive anstieg. Gemäss den aktuellen Ergebnissen der Investitionsumfrage vom Juni 2018 setzt sich dieser Trend auch im Jahr 2018 fort: Die Investitionstätigkeit wird im laufenden Jahr vorwiegend durch Erweiterungsinvestitionen dominiert, während Rationalisierungsinvestitionen eine untergeordnete Rolle spielen.

Gemäss den vom SECO publizierten Verlaufswachstumsraten der realen Ausrüstungsinvestitionen nahmen diese im ersten Quartal des laufenden Jahres erneut stark zu. Im zweiten Quartal konnte das hohe Niveau der Investitionen nicht gehalten werden. Die Ausrüstungsinvestitionen nahmen nach mehreren Quartalen mit überdurchschnittlichem Wachstum um rund 1.2% ab. Die KOF rechnet aktuell mit einer Abnahme der realen Investitionstätigkeit im dritten Quartal von rund einem halben Prozent. Im vierten Quartal dieses Jahres dürften die Ausrüstungsinvestitionen jedoch wieder zulegen. Die KOF erwartet eine Zunahme von rund 5%. Insgesamt dürften die Ausrüstungsinvestitionen im aktuellen Jahr um 3.3% höher ausfallen als im Vorjahr.

Für das Jahr 2019 erwartet die KOF eine weitere Zunahme von 3.4%. Der Quartalsverlauf wird im kommenden Jahr von der Anschaffung neuer Flugzeuge dominiert. Unter Vernachlässigung dieser Sonderfaktoren schwächt sich die Investitionsdynamik über die kommenden Quartale hinweg graduell ab. In rund zwei Jahren dürfte das Ende des Investitionszyklus erreicht sein.

Die zukünftige Investitionstätigkeit wird von mehreren Faktoren geprägt. Während der letzten beiden Jahre hat sich die Ertragslage in praktisch sämtlichen Sektoren vom erlittenen Einbruch im Jahr 2015 erholt (siehe G 10). Die Ertragslage der Schweizer Industriefirmen verbessert sich im Jahresverlauf 2017 merklich und erreicht im ersten Quartal 2018 erstmals wieder das Niveau von 2010. Der Detail- und Grosshandel sowie der Finanzsektor vermelden eine starke Erholung. Die Ertragslage der Schweizer Gastwirte verbesserte sich im Jahr 2017 zwar ebenfalls, Anfang 2018 setzte jedoch eine deutliche Verflachung der Dynamik ein. Lediglich die Entwicklung im Bausektor und den übrigen Dienstleistern stagnierte während der letzten beiden Jahre. Eine gute Entwicklung der Ertragslage verschaffte den Unternehmern höhere Bruttobetriebsüberschüsse. Während die Bruttobetriebsüberschüsse sich 2015 noch um 1% reduzierten, nahmen sie in den Jahren 2016 und 2017 um 0.8% respektive 0.9% zu. Im aktuellen Jahr erwartet die KOF eine Zunahme des Bruttobetriebsüberschusses von beachtlichen 4.2%. Dieser Anstieg dürfte den Unternehmen den finanziellen Spielraum für neue Investitionen verschaffen. Für das kommende Jahr rechnet die KOF mit einem etwas schwächeren Anstieg der Überschüsse von 1.9%.  

Ertragslage

Während höhere Betriebsüberschüsse sich investitionsfördernd auswirken, dürfte die jüngste Entwicklung der Kapazitätsauslastung dämpfend auf die zukünftige Investitionsdynamik wirken (siehe G 11). Die Kapazitätsauslastung kann traditionell als Indikator für zukünftige Investitionen herangezogen werden. Der dahinterstehende Wirkungsmechanismus lässt sich wie folgt beschreiben: Erhöht sich der durchschnittliche Auslastungsgrad der Kapazitäten, steigt der Druck auf die Unternehmen, Erweiterungsinvestitionen zu tätigen, um die überschüssige Nachfrage zu bedienen. Im ersten Quartal 2018 erreichte die Kapazitätsauslastung der Schweiz den höchsten Wert seit sechs Jahren. Zwar dürfte dieser Anstieg bei bestimmten Unternehmen Investitionsentscheide ausgelöst haben, da der Wert der im ersten Quartal gemessenen Kapazitätsauslastung jedoch nur leicht über dem historischen Durchschnitt liegt, dürfte der beobachtete Anstieg insgesamt zu schwach sein, um einen lang anhaltenden Investitionsboom in der Industrie auszulösen. Zudem hat der Grad der Kapazitätsauslastung gemäss der KOF Industrieumfrage im April und Juli 2018 bereits wieder leicht abgenommen, was den zukünftigen Investitionsdruck mindern dürfe. Im Bausektor hat sich der Maschinenauslastungsgrad während des letzten Jahres tendenziell abgeschwächt, weshalb auch von den Baufirmen keine aussergewöhnlichen Investitionsimpulse zu erwarten sind.  

Kapazitätsauslastung

Ähnlich der Entwicklung der Kapazitätsauslastung dürfte auch die jüngste Entwicklung des Faktorpreisverhältnisses eher dämpfend auf die zukünftigen Investitionen wirken. Erstmals seit Ende der 1980er Jahre hat sich der Faktorpreis von Kapital im Vergleich zum Preis von Arbeit verteuert (siehe Grafik G 12). Dies bedeutet, dass der Druck auf Unternehmen, durch Rationalisierungsinvestitionen Personalkosten zu reduzieren, abgenommen hat.

Faktorpreisverhältnis

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